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Nach sechs Fortsetzungen und dem Ableger „Freddy vs. Jason“ vermutete man ja beinahe schon die hanebüchensten Spin-Offs, in der weitere Ikonen von Frankenstein bis Jigsaw auf Freddy Krueger treffen könnten, doch wer Produzent und Regisseur Michael Bay ein wenig kennt, muss eben davon ausgehen, dass der vor keinem Klassiker des Genres halt macht, - denn mit solchen Remakes lockt man schließlich vor allem die jungen Leute ins Kino.

Da ist er also wieder, der verbrannte Kerl mit grünrotem Streifenpulli, Krallenhand aus Metall und verbranntem Antlitz, teilweise von einem schwarzen Schlapphut verdeckt.
Immerhin kommt Freddy (Jackie Earle Haley) recht früh zum Einsatz, als ein junger Spund im Diner vergeblich versucht, mit allen Mitteln wach zu bleiben. Nancy (Rooney Mara) arbeitet derweil im Hintergrund als Bedienung, aber wie eine nahezu Unbeteiligte, - sollte das nicht die Heldin werden, jene die Freddy am Ende eventuell das Handwerk legt?
Erstmal nicht, denn storytechnisch setzt man zunächst auf die blonde Chris (Katie Cassidy), bei der wir, trotz halbwegs passabler Figurenzeichnung, doch davon ausgehen dürfen, dass die nicht zum Showdown antreten wird, oder bringt etwa jemand den Mut auf, sich vom Originaldrehbuch ein wenig zu entfernen?

Letztlich nicht. Denn die Ehrfurcht vor Wes Cravens Klassiker schimmert in vielen Abläufen schlichtweg zu stark durch, - das Aufschlitzen auf dem Bett, der Typ in der Gefängniszelle (mit demselben Logikfehler wie beim Original), die Umwandlung vom Klassenzimmer in eine düstere Kellerlandschaft, der bekannte Kinderreim, Kleinkinder als Wegweiser für den Showdown, ja selbst das musikalische Hauptthema kann sich kaum vom Original befreien und bringt Nuancen von Charles Bernsteins markanter Melodie so deutlich auf den Punkt, als fehle Regisseur Samuel Bayer jegliche Inspiration für eigene, mutige Wege.

Bayer, der bislang lediglich für Musik-Clips und Werbespots verantwortlich war, liefert entsprechend auf visueller Basis ab. Die Settings sehen schick aus, Kamera und Schnitt arbeiten solide, die wenigen Splattereffekte kommen angenehm unvermittelt und das Spiel mit den Realitätsebenen, was nun Alptraum oder Realität ist, verwirrt den Betrachter tatsächlich in Ansätzen.
Dabei wird das Erzähltempo immerhin konstant hoch gehalten und der Showdown wartet mit einer halbwegs durchdachten Dramaturgie auf.

Doch demgegenüber fehlt das Gespür fürs Wesentliche, etwas dass der Geschichte um Freddy Krueger, der Kids in ihren Träumen umbringt, etwas Neues und gleichermaßen Faszinierendes auf den Weg gibt.
Denn die Hauptfiguren wirken, trotz darstellerischer Bemühungen seelenlos und völlig austauschbar, in ihrem Emo-Style fast wie ein Zugeständnis ans Twilight-Franchise, aber sie vermitteln keine starken Persönlichkeiten, die zum Mitfiebern einladen.
Dabei hat man sich bemüht, die Hintergrundgeschichte um Freddy mit neuen Facetten auszustatten, aber auch hier geht man nicht genug in die Tiefe, obgleich sich diverse Flashbacks rein optisch sehen lassen können.

So wirkt dieses Remake beinahe wie ein austauschbarer Slasher im schicken Gewand, in der eine Ikone imitiert, aber nicht neu erfunden wird.
Trotz ordentlicher Maske verfügt Jackie Earle Haley eben nicht über das Charisma eines Robert Englund, - er spielt zwar sämtliche Schauspielkollegen an die Wand, rettet jedoch nicht den Eindruck eines leidlich sehbaren Abklatsches.
Wenn einem insgesamt keine Identifikationsfiguren geboten werden, Spannungsmomente hauptsächlich durch brachiale Soundeffekte und geschniegelte Inserts erzeugt werden sollen, dann hat man in der Quintessenz zwar eine moderne Verpackung, im Kern aber ein Crossover von seelenlosen Banalitäten.
4 von 10

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