Review

In meiner Naivität dachte ich zuerst, der Film spiele in einem Community College oder so. Irgendwann merkte ich aber, dass diese Figuren Ende Zwanzig, Anfang Dreißig tatsächlich minderjährige High School-Schüler sein sollen. Aber das sei nur nebenbei erwähnt. 


Einerseits ist der Film eine (arg halbgare) Verbildlichung der seelischen Qualen von Opfern sexuellen Missbrauchs, die immer wieder vom Schrecken des früher Geschehenen heimgesucht werden und sich nicht von ihm lösen, nicht mit ihm abschließen können. Auf der anderen Seite ist dieser Film eine wenig überzeugende Auseinandersetzung mit menschlicher Wahrnehmung und dem Realitätsbegriff.


Dabei hätte "Nightmare on Elm Street" durchaus das Potential gehabt, krass psychedelisch und scary zu sein eingedenk dessen, was hier so alles verhandelt wird: 


Der missglückte kollektive Versuch, die Vergangenheit zu deckeln. Unterdrückte Erinnerungen, die am Unterbewusstsein nagen. Die Tortur langen Schlafentzugs und sich nicht regenerieren zu dürfen. Der erschöpfte Körper und Geist funktioniert immer weniger und es stellt sich das Unvermögen ein, Realität und Traum zu differenzieren. Mehr noch: Der Albtraum wird zur Realität.


Das klingt doch mal alles nach exorbitantem, gar existenziellen Horror. Zumindest auf dem Papier. Denn die filmische Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Zwar gibt es einige absolut surreale Traum-Bilder (Klassenzimmer deformiert sich; Schneefall im Schlafzimmer; etc.). Doch diese Übergänge sind nicht wirklich fließend. Immer erkennt man eine Albtraum-Sequenz sofort als solche, und zwar wirklich sofort. Der Film schafft es nicht, mit der Wahrnehmung des Zuschauers Karussell zu spielen. Zu keiner Zeit während der Filmbetrachtung stellt man sich die bange Frage, ob das Gesehene real oder Figuren-Albtraum ist, weil es eh klar ist.


Zudem wirkt die Inszenierung der Figuren doch sehr ...lapidar. Himmelherrgott! Das sind Menschen, die aufgrund von Schlafmangel immer weniger funktionieren und langsam aber sicher am Rad drehen. Das sind Menschen, die ihrer eigenen Wahrnehmung nicht trauen können. Das sind Menschen, die Todesangst haben, weil sowohl Schlaf als auch längerer Schlafmangel sie umzubringen drohen. Das sind Menschen, die sich mit dem Schrecken der Vergangenheit auseinander setzen müssen. Aber das merkt man ihnen zu wenig an! Da wirkt kaum Horror, kaum Schrecken generiert.


Symptomatisch für das Scheitern ist auch die viel zu hippe Farbgestaltung und Beleuchtung sowie die zügige Bildmontage: Der Film versäumt es kläglich, den Zuschauer das Geschehen durch die Augen von körperlich und psychisch ausgepowerten Schlaflosen zu zeigen. Alles ist viel zu hell und farbenfroh visualiert. Dabei wären Düsterkeit, blaße Farben und retardiertes Tempo angemessen gewesen.


Viel könnte man noch schreiben, aber das ist es nicht wert. Deshalb nur kurz: Die Produzenten schaffen es nicht, die Befindlichkeiten und den Schrecken ihrer Figuren umzumünzen in filmische Atmosphäre und somit auf den Zuschauer zu übertragen. Krasse inszenatorische Fehlleistung. Das hätte alles viel psychedelisierender und beängstigender sein müssen. Das ist kein hypnotisierender Horror-Trip durch die menschliche Wahrnehmung. Das ist hippe und moderne Kinderkacke.


Letzter Punkt: Der Gärtner mit den Scherenhänden. Was ein alberner Clown! Vor dem soll ich Angst haben? Der Vogel erinnerte mich in seinem Gebaren latent an Horatio Cane aus "CSI Miami". Das ist nämlich auch so ein Kasper, der in jeder seiner Szenen genau einmal mit stolz geschwollener Brust da steht und irgend einen Rohrkrepierer von nem coolen Oneliner aufsagt.

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