Review

Achtung an alle Nightmare-Neulinge: Ich nehme Einiges vom Inhalt des Filmes in der folgenden Kritik bereits vorweg.

Sicher waren die alten Nightmare-Filme nur angsteinflössend, wenn man sie als Kind gesehen hat, und ihr Kultcharakter gründet sich eher auf Freddys coole Sprüche und seine charmante Lächerlichkeit, sowie nicht zuletzt die fantasievollen Traumsequenzen. Freddy war für mich allenfalls im siebten Teil eine echte Horrorfigur und ansonsten eher ein guter Freund. Im Gegensatz zu den meisten Nightmare-Fans mochte ich gerade den albernen vierten Teil am Liebsten, da ich die vermeintlich furchteinflössenden Momente des ersten Teils nie so richtig ernst nehmen konnte.
Das Remake verzichtet nun gänzlich auf Spaß und Rock’n’Roll und versucht noch einmal, eine absolut ernste Variante des Themas ins Spiel zu bringen. Das geht – wie es im Grunde nicht anders zu erwarten war – ziemlich in die Hose und ich sage auch gleich warum.

Aber zuerst möchte ich kurz den Handlungsrahmen skizzieren, der sich im Vergleich zum Original leicht verändert hat: Fünf Jugendliche (von denen man dreien leider ansieht, dass sie Mitte 20 sind) haben ähnlich gelagerte Albträume, in denen ihnen ein Mann mit verbranntem Gesicht auflauert. Sie ahnen, dass das irgendetwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat und finden heraus, dass sie – was ihre Eltern ihnen verheimlichen wollten – früher bereits gemeinsam eine Vorschule besucht haben, woran sie sich nicht mehr richtig erinnern können. Sie sind damals offenbar von dem Gärtner der Schulanstalt sexuell missbraucht worden.

In der alten Reihe wurde Freddys Vergangenheit zum Glück lange Zeit nur angedeutet, es wurde nicht so offen heraus eine Erklärung für die unheimlichen Vorfälle angeboten, weshalb die zwielichtige Atmosphäre über mehrere Teile aufrecht erhalten werden konnte. Erst im sechsten Teil bekam man Details aus Freddys früherem Privatleben zu sehen.
Das Remake setzt uns nun in aller Genauigkeit die Verbrennungsaktion der Elternschaft vor Augen, was absolut nicht nötig gewesen wäre und den Film qua Entmythisierung der Langeweile aussetzt. Freddys Gesicht sieht jetzt nicht mehr wie eine leckere Pizza aus, stattdessen bemühte man sich um eine realistische Verbrennungs-Entstellung. Der neue Freddy ist kein cooler Irrer mehr, sondern eher ein behinderter Triebtäter, womit der potentielle Charme des Streifens schon mal im Keime erstickt wird.
Auf die Neubesetzung möchte ich gar nicht eingehen, dass Jackie Earle Haley Robert Englund nicht vom Thron stoßen kann, war vorher schon klar, und wäre auch gar nicht nötig gewesen. Haley trifft keine Schuld am Scheitern des Films, belassen wir es dabei. Interessanter als der Darstellerwechsel ist der neue Background, der Freddy verpasst wurde: Pädophilie ist in der heutigen Zeit ein großes Thema und ich bin der Meinung, dass man es auf verschiedenste Art in Filmen behandeln sollte – aber doch bitte nicht mit Freddy! Der schlapphuttragende Bastard war immer mein bester Freund, ein kecker Freak, mit dem ich gerne ne WG gegründet hätte. Und jetzt inszeniert man den armen Kerl als kinderfickenden Spasten, nicht gerade ein Glücksgriff, vorsichtig ausgedrückt.
Aber gut, das Ganze hätte unter Umständen halbwegs funktionieren können, wenn der neue Freddy hier mit extremer Brutalität zur Sache gegangen wäre. Hätte er seine Opfer minutenlang gequält, so hätte man sich auf eine neue Art von „Nightmare on Elm Street“ einlassen können, doch die Gewalt übertrifft nicht einmal die der alten Teile, sodass die ganze Pädophilie-Sache zur ärgerlichen Lachnummer wird. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich wäre, aber dieses Remake stellt tatsächlich eine Gefahr dar, weil es den allseits beliebten Rockstar Freddy Krueger komplett demontieren könnte.

Und es kommt noch dicker, wenn wir uns mal eine konkrete Szene herausgreifen. Im Original war es eine Augenweide, wie Freddy über der schlafenden Nancy die Wand verformte. Im Remake wurde diese Szene aufgegriffen, jedoch sieht man hier einen computeranimierten Freddy die Tapete ausbeulen! Das sieht so was von scheiße aus, lässt jeden Charme vermissen und ist darüber hinaus deutlich weniger gruselig als das Äquivalent aus dem Original, ja es ist schlicht und ergreifend lächerlich; doch ich konnte nicht einmal darüber lachen, stattdessen musste ich mit den Tränen kämpfen. Diese Wandverformszene ist für sich genommen die schlechteste Neuinterpretation, die ich jemals in einem Film gesehen habe, eine absolute Katastrophe.
Damit wären wir also bei der Gestaltung der Albträume, die hier fast den ganzen Film über erschreckend fantasielos bleibt. In den alten Filmen zauberte man mit vergleichsweise geringem Budget, dafür aber vielen guten Einfällen eine auf menschliche Urängste zugeschnittene Albtraumwelt. Beim Remake reichten 27 Millionen Dollar offensichtlich nicht einmal, um die Traumwelten mit einer surrealen Ausstattung zu versehen, von kreativen Experimenten, wie wir sie besonders in den Teilen 4 und 5 der alten Reihe bewundern durften, kann bei der Neuverfilmung nicht ansatzweise die Rede sein.

So, genug geschimpft. Ich möchte so fair sein und auch noch zwei Dinge anmerken, die mir positiv aufgefallen sind:
Zum Einen bietet der Film dank Rooney Mara und Kyle Gallner immerhin zwei sympathische Hauptfiguren, denen man das Überleben und die Vernichtung des Kinderschänders (ich möchte ihn gar nicht mehr Freddy nennen) von Herzen gönnt. In dieser Hinsicht sind die für den Figurenentwurf Verantwortlichen ebenso wie die Schauspieler sehr zu loben. Sympathische Gesichter haben schon so manchen Film vor der totalen Katastrophe gerettet, und genau so verhält es sich auch hier.
Zweitens hat mir das Ende sehr gut gefallen. Die letzte Szene hat es durchaus in sich, da stören nicht einmal die Computereffekte in der Umsetzung. Das Ende ist wirklich sehr gelungen und sorgt immerhin dafür, dass man das Kino nicht völlig unbefriedigt verlässt.

Insgesamt ist „A Nightmare on Elm Street“ aber ein überflüssiges, mitunter auch ärgerliches Remake. Der neue Freddy sieht nicht nur scheiße aus, sondern verhält sich auch so, und die Traumwelten langweilen zumeist. Einzig die beiden Haupt-Teenager sind ein Lichtblick, dank ihnen ist der Film gerade noch erträglich. Ich hoffe allerdings, dass es keine Fortsetzungen dieser Art geben wird, und trauere um die schönen Albträume vergangener Zeiten, von denen mich keine weiteren mehr heimsuchen werden. Die Box mit den sieben alten Teilen behält ihren Ehrenplatz in meinem Regal und fungiert von nun an auch als Denkmal für den wahren Freddy Krueger.

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