Review

Der Pädo Bär von der Elm street.

Zugegeben: Bei dieser Fallhöhe wäre es ein leichtes den Film einfach als überflüssig abzuwatschen und sich schlafen zu legen. Dennoch ist es fast schon beeindruckend mit welcher Wucht der Nightmare Karren hier von ein paar BWL Absolventen, Marketing Futzis und Videoclip Machern in die Scheisse gefahren wurde. Nichts, aber auch wirklich GARNICHTS funktioniert an diesem Cash In in die Nightmare Lizenz. Aber von vorne:

Es gibt mehrere Arten von Remakes. Da haben wir die schlicht überflüssigen, die sich im qualitativ neutralen Niemandsland einordnen (Psycho), die einfach nur Schlechten (The Fog), die Missglückten, die aber eine gewisse Ambition erkennen lassen und scheitern (Halloween 1+2), die Gelungenen, die den Stoff tatsächlich für eine neue Generation aufbereiten (Last House, Hills have eyes, The Blob) und irgendwo auch noch ein paar Ausnahme Meisterwerke (The Fly, The Thing).
Und dann gibt es "A nightmare on elm street 2010"- den man eigentlich nur als böswillige Demontage begreifen kann. Oder als pure Blödheit.

Bevor wir uns (in Hollywood Streifen der Gegenwart ohnehin vernachlässigbaren) Dingen wie Spannung, Drehbuch, Schauspieler, Regie etc. widmen, kommen wir zum eigentlichen Problem des Films:

Niemand, weder Drehbuchautor, noch Regisseur und schon garnicht die Produzenten, haben offensichtlich die Faktoren begriffen durch die das Original funktionierte. Zum einen griff es kindliche Urängste auf, nämlich vom bösen schwarzen Mann, der ohne erkennbares Motiv, einfach Spaß daran hatte Kindern eine Scheissangst einzujagen. Einfach das Böse, dass Spaß daran hatte böse zu sein. Zum anderen schuf es neue Urängste, nämlich dadurch, das dieser böse, dreckige Mann dort zuschlug wo man sich am sichersten, gleichzeitig aber am verwundbarsten fühlte: Im Traum. Neben dem offensichtlichen Terror eines fiesen Sadisten der Teenies im Traum peinigte, war Wes Craven 1984 aber schlau genug auch auf subtiler Ebene Ängste von Teenagern anzusprechen. So ging es in Nightmare (als auch in den meisten seiner Sequels, so unterschiedlich sie auch waren) auch immer um den Konflikt Teenager gegen Eltern, sowohl zwischen den Zeilen verpackt, als auch mit dem Holzhammer, in Form der Erbschuld, die die Eltern der Elm street ihren Kiddis hinterlassen hatten.
Kurzum: Der riesige Erfolg der Nightmare Reihe in den 80ern war kein bloßer Zufall oder das Ergebnis guten Marketings. Die Filme sprachen Jugendliche an, denn sie nahmen sie ernst und boten zusätlich noch eine bahnbrechende Variation des Slasher Themas, dass sich nicht einfach nur auf "Axt in die Fresse, du bist tot" beschränkte. Zum Vergleich: Im gleichen Jahr wie der echte Nightmare kam auch "Friday the 13th - the final chapter" ins Kino. Ein Film der beinahe zynisch auf seine Protagonisten aka. Schlachtvieh hinablickte und mit Eishokeyfratze Jason quasie die personifizierte elterliche Moral auf Schnitzeljagd schickte.

Von diesem psychologischen Verständnis jugendlicher Ängste ist das 2010er Fast Food Produkt nicht nur meilenweit enfernt, es gibt sich mit seinem fremdschämartigen Nicht Verständnis echten Horrors der Lächerlichkeit preis.

Jackie Earle Haley und Regisseur Samuel Bayer können einem da schon fast leid tun, denn die eigentlichen Strippen hatten hier ganz offensichtlich die Produzenten in der Hand, die sich wohl das Original anguckten und auf die einfache Gleichung: "Killer mit Schlapphut und Messerhand = $$$" runterdröselten.

Freddy ist im Remake nicht mehr der archetypische schwarze Mann. In einer Mischung aus tumber Dummheit und dem Vertändnis Horror = Ekel, fragten sich die Autoren wohl "Was ist abstoßender als ein Kindermörder? Richtig! Ein Kinderficker!"
Auch bei den Original Filmen stand immer die Frage im Raum was Freddy mit den Kindern machte bevor er sie tötete - auch wenn es nie ausgeprochen wurde.
Doch mit Andetungen gibt sich Platinum Dunes nicht zufrieden, deshalb wird einem die sexuelle Motivation Pädo Freddys schmierig-eklig aufs Brot gestrichen. Wer dachte der Homo Subtext in Nightmare 2 wäre Holzhammer - you aint seen nothing yet!

Bis zur Halbzeitmarke präsentiert man uns Freddy als peinlichen Buh Mann der (Vorsicht: JUMPSCARE) ab und zu hinter einer Ecke hervorpupst. Doch dann wird die Katze aus dem Sack gelassen.
In einem grandios peinlichen Flashback der als Satire durchgeht präsentiert man uns Freddy als Hausmeister einer Vorschule, der sich wie das Abziehbild eines verkappten Kinderfickers verhält.
Wer hier übrigens spontan an die Simpsons Elm Street Parodie mit Hausmeister Willy denkt - man sieht Haley tatsächlich mit einer Gartenkralle im Beet rumstochern! Kein Witz, dass haben die tasächlich gedreht.
Doch die Pädo Nummer darf Haley nicht nur in den Flashbacks abziehen, nein, er macht das den Rest des Films über.

In einer Szene darf Haley der "neuen" Nancy über´s Gesicht lecken, dabei Pädo Scheisse ala "You where my first" labern und dabei erregt STÖHNEN (!) als ob ihm gleich das Sperma im Sack explodiert. Dieser notgeile Tonfall, der Freddy zum armseeligen Triebtäter degradiert, wird von Haley den ganzen Film über durchgezogen. Wenn er stöhnt "your mouth says no, but your body yeeeees", nachdem er Nancy ein Kinderkleid übergestülpt hat (!), ist das nicht unheimlich oder beängstigend, sondern schlicht schmierig auf unterstem Niveau.
Auch optisch ist dieser Krueger eine hochpeinliche Nullnummer, in ihrem "gritty & realistic" Wahn hat man das Pizzaface durch ein Brandopfer Gesicht ersetzt, das zwar medizinisch akkurat und technisch hochwertig sein mag, aber keine Gesichtsregung außer einem notgeilen Kinderficker Blick zulässt. Der Freddy, der sich auch schon mal selbst verstümmelte um seinen Opfern Angst einzujagen und ihnen damit drohte sie langsam zu zerstückeln, während er boshaft dreckig lachte, ist nicht mehr. Convicted sex criminal Freddy is here!

Auch von den Möglichkeiten der Traum Welten hat man keinen Gebrauch gemacht. Im Film haben alle Charaktere (von Anfang an!) micro naps, schlafen praktisch ständig und überall ein - was im Film ausschließlich für Jumpscares genutzt wird. Alle Micro Naps laufen nach dem selben Motto ab: Irgendwas is komisch > buh! Freddy springt hinter der Ecke hervor, begleitet von lauten Soundeffekten >Opfer wacht auf. Und das in absolut ermüdender Repetivität. Eines der meist genutzten Wörter im Script muss "Jumpscare" gewesen sein. Bereits in den ersten 5 Minuten gibt es 2 davon und es reißt zum Ende nicht mehr ab. Spannung pur. Not.

So oft wie die Charaktere einnicken, teilweise ohne das wir es als Zuschauer sehen, hätte man Freddy auch gleich in der echten Welt slayen lassen können. Eine surreale Note geht den Traumwelten eh komplett ab.

OK, bei Freddy muss man also in manchen Szenen ernsthaft befürchten, dass er seinen Penis rausholt und "Traum" ist bei Platinum Dunes gleichbedeutend mit "Jumpscare". Nach dem wir dies schonmal abgehakt hätten, könnte man seine Erwartungen ja gaaanz weit in den Keller schrauben und wenigstens darauf hoffen, dass man mit den heutigen technischen Möglichkeiten den ein oder anderen spektakulären Kill serviert bekommt. Hier leistet sich der Film gleich den nächsten Bock.

Langweiliger sah man Freddy wohl noch nie schlitzen, insbesondere die Szene in der Tina gekillt wird ist im Vergleich zum Original ein Witz, ist sie doch völlig zusammengestutzt und jeglicher Härte beraubt worden. Krueger selbst darf dann den lamesten Abgang ever hinlegen (die Explosion in Freddys Finale mitgezählt!) und bestärkt so nur noch mal das Gefühl, dass er kein Gegner, sondern eine kleine Päderasten Memme ist.

Ferner liefen:
25 Jährige die Highschool Teens spielen und denen man zwischen den Jumpscares bei ihrer Dedektivarbeit (Hilfsmittel: Google!) zugucken darf. Eine völlig charakterlose Nancy. CGI FX die wohl rein mussten obwohl kein Geld mehr da war. Peinliche Anbiederungsversuche an die Fans, durch das Zitieren alter Freddy Lines (die im Pädo Kontext des Remakes nicht cool, sondern abartig wirken) und unmotiviert eingefügter 1:1 Kopien der bekanntesten Szenen des Originals.

Fazit:
Ein wahrer Alptraum für Fans, in diesem Remake hat man mit unerbitterlicher Konsequenz ALLES was das Original ausmacht verbockt, Haley´s Pädo Freddy die wohl schlimmste Neu Interpretation einer bekannten Popfigur so far, der Film selbst eine langweilige TKKG Folge mit absurd vielen Jumpscares anstatt echter Spannung. Welcome to prime time, bitch!

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