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Ricardo Darín ist der Jack Nicholson der Pampa. Sein Charisma und seine Intensität vor der Kamera bleiben konkurrenzlos unter dem Äquator. Tief beeindruckt von seiner Leistung in "Nine Queens" und neugierig geworden durch die vielen guten Kritiken und den Oscar für den besten fremdsprachigen Film für "In ihren Augen", habe ich diese DVD besorgt. Und der Film hat meine hohe Erwartungen übertroffen.

Die Geschichte: Argentinien, 1974. Benjamin Esposito (Darín), Ermittler bei der Staatsanwaltschaft in Buenos Aires, ist entsetzt von dem Vergewaltigungsmord an Liliana Colotto, entzückt von der Schönheit des Opfers und zutiefst berührt von der Liebe und dem Schmerz des Witwers. Er sucht den Täter, findet ihn und sorgt für dessen Verhaftung und Verurteilung. Dieser kommt aber bald wieder frei, da er offenbar sehr nutzlich für die neue Militärdiktatur ist, und Esposito wird in die Provinz versetzt, auch zu seiner  Sicherheit. 25 Jahre später, schon pensioniert, versucht Esposito die traumatischen Erlebnissen der Vergangenheit als Romanschreiber zu verarbeiten. Und muss bald feststellen, dass weder der Mordfall noch seine eigenen Lebensprobleme abgeschlossen oder gelöst sind. Und hier fängt die Geschichte erst richtig an.

Also könnte man von zwei Filmen sprechen. Der erste ist der Thriller, der Whodunit, mit keinem Happy-End, da der Täter freikommt und Esposito fliehen muss, von der Liebe und von dem Tod. Der zweite -und wichtigere- Film handelt von Vergeltung, Vergangenheit, Erinnerungen und deren Verarbeitung bzw. Wiedergutmachung. Wie dieser Film endet, wird hier nicht verraten.

Dem Regisseur Juan José Campanella gelang hier, beide Geschichten zu einem stimmigen und stimmungsvollen Ganzen sehr überzeugend zu verschmelzen. Er benutzte dazu rasche Wechsel zwischen Gegenwart und Flashbacks, die einen hohen Aufwand an Ausstattung (und Maskentechnik!) benötigen. Dann halfen ihm seine Schauspieler, allen voran der überragende Darín selber, aber auch Guillermo Francella als Pablo Sandoval, ein liebenswürdiger, doch hochintelligenter Tollpatsch mit Alkoholproblem, eine schöne Entdeckung. Und nicht zuletzt sei hier die Technik erwähnt, mit der einfühlsamen Kameraführung von Félix Monti und den Special Effects, die vor allem die atemberaubende Szene im Fussballstadion, ein Meisterwerk, gemeistert haben.

Es sind nur noch wenige, vielleicht unwichtige Details, die zur Kinoperfektion gefehlt haben: der eher skizzenhaft gebliebene Geschichtshintergrund, die eher unglaubwürdige Szene mit der Anhörung des Verdächtigten. Oder, wie im IMDb bereits vermerkt, dass der junge Esposito ein Linkshänder ist, während der alte Esposito mit rechts schreibt. Das schmälert das Endergebnis aber kaum: es ist und bleibt großes Kino, bitte mehr davon.

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