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(Ein Spoiler ist farblich gekennzeichnet.)

In Gray Hawk, dem Debütfilm von Linus de Paoli ging es um den Rock ´n Roll, in The Boy Who Wouldn't Kill, dem zweiten Werk des Regiestudenten an der DFFB, geht es um die Postapokalypse. Bei beiden Produktionen - und seien sie auch noch so verschieden - lassen sich jedoch abseits der professionellen Machart durchaus Parallelen finden. Es geht um Themen, die sich tief im Mythos des US-amerikanischen Kinos verankert haben, eine Tradition aufweisen. Und es geht um das Erwachsenwerden.

Die Postapokalypse: Der Boden ist verdorrt, es existieren keine Städte mehr, eine plündernde Motorradgang terrorisiert die Familie eines Hühnerfarmers. Anjo (Pit Bukowski), sein Sohn, verweigert sich jedoch der Waffengewalt, um die Tiere oder auch die angreifenden „Piraten" zu töten. Als Anjo ein Motorrad versteckt und seinem Vater den Ort verheimlicht, geht er nachts heimlich ins Lager der „Piraten", um sich Benzin zu besorgen. Die Geschichte wird mit Anjos endgültigem, rebellischem Bruch mit seinem Vater enden...

Die Inszenierung der Apokalypse kann sich dabei sehen lassen, obwohl auf Stilmittel zurückgegriffen wird, die aus ähnlich gelagerten Produktionen bekannt sind. Die dunkelrote Farbblende, um der Nacht über der Wüste in einzigartige Bilder zu tauchen, fand bereits in M.A.R.K. 13 - Hardware Verwendung, auch wenn hier mit Bildern von Visionen im selben Look (mit geschickten Rauch-Szenenübergängen) tatsächlich Originalität zu finden ist. Die öden Landschaften wurden mit Hilfe von Filtern ausgebleicht, um eine trostlose Stimmung aufkommen zu lassen. Doch trotz aller technischen Perfektion, bei der immer das angestrengte Schielen auf  Produktionen wie Mad Max 2 oder ähnlichen Genreklassikern erkennbar ist, lässt der dürftige Inhalt bitter aufstoßen: In dem zu simpel gestrickten Vater-Sohn-Konflikt wird zuviel Potenzial verschenkt, das Verhältnis bleibt auch mangels guter Dialoge oberflächlich. Das Finale gerät gar unfreiwillig komisch in seiner fragwürdigen, westernähnlichen Duell-Zuspitzung inklusive Detailaufnahmen der Augenpartien.

  
So ist es am Ende vor allem der guten Kameraarbeit mit einigen netten Einstellungen zu verdanken, dass dieser bisweilen konventionelle Endzeitfilm (obwohl als Genre für einen Kurzfilm eher selten) durchaus nett anzuschauen ist. Gern hätte man aber auch etwas Tiefgang entdeckt (6/10).   

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