Das in den Grindhouse-Kinos weitreichende Erfolge feiernde Blaxploitation-Genre florierte und „Shaft“ brachte den Stein mit ins Rollen. Grund genug ein Jahr später eine Fortsetzung ins Leben zu rufen, an der alle Kräfte des Erstlings wieder beteiligt waren. Lukrativ war diese Idee allemal, denn „Shaft’s Big Score!“ bleibt nicht hinter den Einspielergebnissen des Vorgängers zurück.
Hinter dem zweiten Teil steckt ein deutlich höheres Budget, was vor allem an der wesentlich stilvolleren und professionellen Inszenierung, sowie dem etwas ausgereifteren Plot zu erkennen ist. John Shaft (Richard Roundtree, „Earthquake”, „Rollerball”) ist selbstverständlich immer noch der gleiche Typ: Großes Maul, viel Mut, ein flottes Mundwerk, schlagkräftige Argumente, mit dem Herz am rechten Fleck, selbstbewusst und durch und durch ehrlich – nichts Neues also. Oder etwa doch? Zumindest um das Motiv der Aufopferung wurde sein Charakter erweitert. „Shaft’s Big Score!“ handelt nicht nur von der guten, alten Rache, sondern auch von der Erfüllung des letzten Wunschs eines Freundes.
„Shaft’s Big Score!“ ist dramaturgisch ausgefeilter und spannender, was vor allem am diesmal nicht ganz so sekundären Plot liegt. Shafts Kumpel Cal Asby (Robert Kya-Hill) erreicht seinen Freund des Nachts per Telefon, hat offenbar Angst und bittet ihn um Hilfe. Als Shaft vor dessen Büro vorfährt, kommt Cal bei einer Explosion ums Leben. Die Sache selbst in die Hand nehmend, fragt er sich, wer den gutherzigen Mann, der in Harlem ein Krankenhaus für Kinder errichten wollte, umbrachte.
Gordon Parks betreibt diesmal nicht ganz so penetrante Schwarzweißmalerei, positioniert hier einige zwielichtige Figuren und die sind bisweilen eben auch schwarz. Der ermittelnde Captain Bollin (Julis Harris, später der klauenbewährter Handlanger Tee Hee in Bonds „Live and Let Die“) ist längst nicht mehr mit seinen Brüdern eins, was Shaft so treffend auf den Punkt bringt („Ich soll mich vor Schwarzen in Acht nehmen, die nicht mehr wissen, dass sie schwarz sind“) und versucht einmal mehr den Privatdetektiv, zusammen mit seinem weißen, rassistischen Kollegen, unter Druck zu setzen, während der natürlich sein eigenes Süppchen braut und notgedrungen mit dem, aus „Shaft“ bekannten Harlem-Gangster Bumpy Jonas (Moses Gunn, „Rollerball“, „Roots“) zusammenarbeitet. Der ehemalige Geschäftsteilhaber Johnny Kelly (Wally Taylor, u. a. Nebenrollen in „Rocky III“ und „The Golden Child“) ist ein zwielichtiger Schwarzer, der bei einem weißen Gangster, der seine Fühler in neue Regionen ausstreckt, aufgrund von Glücksspiel tief in der Kreide steht und um seine Schulde zu begleichen, sich seine Wahrheit zusammenlügt.
Die grundlegenden Elemente wurden jedoch nicht verändert. Shaft verführt immer noch eifrig Frauen, schlägt sich, kriegt auch selbst eins auf die Omme, geht manchmal mit einer zu unbedachten Kopf-durch-die-Wand-Methode baden und wird einmal mehr von Isaac Hayes selbstverständlich kritiklosen Score begleitet. An sich also alles beim Alten.
Dank des größeren Budgets ist „Shaft’s Big Score!“ aber weitaus flotter als der Vorgänger und kann sich ein ausuferndes Finale leisten, in dem Shaft nach einer Verfolgungsjagd per Auto und Boot, schließlich gegen einen Hubschrauber antreten darf. Großkalibrige Waffen, blutige Shootouts und eine recht gute Inszenierung machen das Finale dann auch zum Highlight. Soviel Action gibt es sonst im gesamten Film nicht.
„Shaft’s Big Score!“ folgt dem Trend einer typischen Fortsetzung. Dank des aufgestockten Budgets ist die Inszenierung versierter, es konnten teurere und abwechslungsreichere Locations (u. a. ein Nachtclub) finanziert werden und die Action ist auch wesentlich spektakulärer. Richard Roundtree liefert hier dann auch eine routiniertere Leistung als im Vorgänger ab und beginnt hin und wieder sogar etwas zu schauspielern.
Fazit:
Wer sich also schon mit dem Original anfreunden konnte, der kann auch vorbehaltlos zu „Shaft’s Big Score!“ greifen. Hier ist halt alles etwas verfeinerter, flotter und schicker. Die Weißen, insbesondere der eitle, etwas weibische Bösewicht, sind immer noch Rassisten, die Schwarzen aber auch keine reinen Chorknaben mehr. Bleibt eine Fortsetzung, die ganz auf Nummer Sicher geht und auf die Stärken ihrer Hauptfigur setzte.