Auf die Lüge von Nicole Hurley (Jennifer Aniston), sie wäre ein Ex-Model, antwortet die wenig freundliche Empfangsdame im elitären Golfclub, das das schon lange her sein müsste, und als kurz darauf Milo Boyd (Gerald Butler) vergeblich versucht, einen Golf-Caddy einzuholen, stellt er nur resigniert fest, dass dieser 20 Jahre Vorsprung hätte.
In "The Bounty Hunter" (Der Kautions-Cop) hat fast alles schon seine beste Zeit hinter sich, vor allem die kurze Ehe von Nicole und Milo, die sich vor einem Jahr scheiden liessen. Seitdem ist es mit Milo nur noch weiter bergab gegangen - er verlor seinen Job bei der New Yorker Polizei und arbeitet freiberuflich als Kautions-Cop, volkstümlich "Kopfgeldjäger" genannt. Trotzdem ist er andauernd pleite und schleppt sich antriebslos durchs Leben. Äußerlich hat Nicole die Trennung besser verkraftet, verfolgt als Journalistin gerade eine heisse Spur, steht aber vor Gericht und hat im besoffenen Zustand mit einem Kollegen geknutscht, der das für den Beginn einer Beziehung hält und ihr nicht mehr von der Seite weicht.
Der Film lässt gar nicht erst den Eindruck entstehen, dass hier zwei Menschen ihr Leben im Griff hätten, weshalb von Beginn an klar ist, was die Wiederbegegnung zwischen Nicole und Milo bedeutet - die längst fällige Aufarbeitung ihrer kurzen Ehe. Das Szenario, dass der Film als Voraussetzung dafür entwickelt, ist so raffiniert, wie an den Haaren herbeigezogen. Um ihren Informanten nicht zu verlieren, riskiert Nicole die Abwesenheit im Gerichtssaal, weshalb ihr die Freiheit auf Kaution entzogen wird und ein Haftbefehl erstellt wird. Und wer erhält den Auftrag, sie wieder einzufangen? - Natürlich Milo, der sich verständlicherweise diebisch darüber freut.
Das ist ausgekochter Blödsinn, spielt aber letztlich nur insofern eine Rolle, weil die beiden Protagonisten dadurch eine Zeit lang aneinander gebunden sind. Viel interessanter ist es, wie Milo seine Ex findet, obwohl er keinen konkreten Hinweis auf ihren Aufenthaltsort erhält. Als er - auf der Suche nach ihr - seine Ex-Schwiegermutter Kitty (Christine Baranski), die als Sängerin in einem Nacht-Club auftritt, besucht, hört er von dieser nur einen Satz, den die Mutter selbst nicht versteht. Milo schon, denn er kennt die Eigenarten seiner Ex-Frau genau.
Im Gegensatz zu dem äußerlichen Geschehen, dass zusätzlich noch mit einer wenig logischen Kriminalstory aufwartet, ist die Beziehungsgeschichte in jeder Hinsicht nachvollziehbar. Schon die ersten Momente lassen deutlich werden, dass sich Milo und Nicole nicht wegen irgendeiner kruden Geschichte getrennt haben, die Hollywood so gerne für zerbrochene Beziehungen parat hält, sondern einfach zerstritten haben - ganz ohne Gewalt, Riesendrama oder sonst noch gerne aufgetischten Extremitäten. So ist es nicht erstaunlich, dass die Emotionen zwar aus verletzten Gefühlen heraus brachliegen, aber noch vorhanden sind.
Darin liegt die eigentliche Qualität des Films verborgen, der eine normale, im Detail witzige Beziehungsgeschichte, in ein komplett ersponnenes Szenario bettet. Sofort, nachdem Milo seine frühere Frau wieder gefunden hat, entsteht ein Wechselspiel zwischen den Beiden, dass keine Sekunde so funktionieren würde, wenn sie sich nicht mögen würden - auch wenn sie ständig das Gegenteil behaupten. Anistons und Butlers Verdienst liegt darin, diese Beziehung glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen, denn irgendwie passen sie in ihrer zu sehr gebräunten, leicht angejahrten Attraktivität gut zueinander.
"Der Kautions-Cop" hinterlässt in seiner Mischung aus lässigem Mann-Frau-Spiel, dass auf überzogene Witzchen verzichtet und selbst bei der vorhersehbaren Wiederannäherung nicht übertreibt, und der kruden Story um irgendwelche Verbrecher, die einen Bock nach dem anderen schiessen, einen eher unausgeglichenen Charakter, kann aber über die gesamte Laufzeit gut unterhalten. Vorausgesetzt man begreift die Geschichte zwischen Nicole und Milo als das, was sie ist - die Liebesgeschichte zweier Menschen Anfang 40, die schon einiges hinter sich haben (6,5/10).