„Was ist das nur für eine bescheuerte, drittklassige Töle? Und ich spreche nicht von dem Hund, der ist ausgezeichnet!“
Die zweite und letzte Zusammenarbeit des französischen Komödienregisseurs Gérard Oury („Louis, das Schlitzohr“) mit Komödienstar Pierre Richard („Ein Tolpatsch kommt selten allein“) in der Hauptrolle ist die 1980 erschienene Verwechslungskomödie „Der Regenschirmmörder“. Der ambitionierte, doch erfolglose Schauspieler Grégoire Lecomte (Pierre Richard) hält sich mit lächerlichen Werbespots für Hundefutter über Wasser, wittert jedoch seine große Chance, als er zum Vorsprechen für einen Gangsterfilm eingeladen wird. Jedoch irrt er sich in der Tür und steht nichts ahnend einem Mafiaboss gegenüber, der seinerseits glaubt, den Profikiller Moskovitz (Gordon Mitchell, „Frankenstein 80“) vor sich zu haben und ihm den Auftrag erteilt, den reichen Waffenhändler Otto Krampe (Gert Fröbe, „Goldfinger“) in St. Tropez um die Ecke zu bringen – während Moskovitz versehentlich auf den Filmproduzenten trifft. Den zu einer Waffe umfunktionierten Regenschirm, der Lecomte ausgehändigt wird, hält dieser für eine Requisite und macht sich vollkommen arglos auf den Weg nach St. Tropez – die Polizei und den wahren Killer auf den Fersen...
Pierre Richard trifft auf Gert Fröbe und Gordon Mitchell in einer – wie auch schon Ourys Vorgänger „Der Sanfte mit den schnellen Beinen“ – handwerklich beeindruckenden, rasanten und turbulenten Komödie, die direkt zu Beginn mit einem wunderbar inszenierten Mord in einer Photokabine überrascht. Richard gibt in unmöglichen Klamotten einmal mehr den bislang mit wenig Glück gesegneten Tollpatsch und ist für jeden Slapstick zu haben, so dass der Zuschauer zwischen Schadenfreude und Mitleid hin und her gerissen ist. Ein Kapitel für sich sind seine Frauengeschichten, die er hier am laufen hat und die ihm eine unnachgiebige Jagd der Politessen auf ihn beschert, gegen die selbst die Grazer Polizeihostess harmlos erscheint. Allein dieser Stoff hätte schon für einen eigenständigen Film gereicht. Der zu seiner Rolle passend stoisch und grimmig dreinblickende Gordon Mitchell sieht hier verglichen mit manch anderer seiner Rollen einmal richtig gepflegt aus und verulkt in seiner Überzeichnung das Klischee vom gefühlskalten Auftragskiller. Gert Fröbes Nebenrolle ist nicht allzu groß, doch erfüllt er sie mit seiner Aura, die sofort Reminiszenzen an Goldfinger weckt. Das wiederum liegt vor allem daran, dass „Der Regenschirmmörder“ Mafia- und ein gutes Stück weit auch „Eurospy“-Filme parodiert, wofür man sich sicherlich an „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ orientierte; Richards Paraderolle, die ebenfalls nicht wusste, in welchem Spiel sie sich eigentlich befindet.
Ein plumper Wiederaufguss ist „Der Regenschirmmörder“ aber mitnichten, die Gag-Dichte ist höher, um genau zu sein: verdammt hoch, glücklicherweise ohne, ins völlig Absurde abzudriften wie zuvor die eine oder andere Regiearbeit Richards. Angereichert wurde das stärker als Ourys Vorgänger Slapstick-betonte Verwechselspiel mit einem nicht ungefähren Grad an Gewalt in Form von Handgreiflichkeiten und Schießereien sowie mit planlosen Polizisten, einer Wasserstoffblondine, einer mörderischen Pool-Party im großangelegten Finale und einer wahnsinnigen Regenschirmperformance Piere Richards, die man gesehen haben muss. Tempo, entfesselter Witz, charakteristische Darsteller, einnehmende End-’70er-Stimmung, eine vorzügliche, perspektivenreiche Kameraarbeit und ein punktgenauer Schnitt machen aus „Der Regenschirmmörder“ meines Erachtens einen der Höhepunkte der charmanten Franzosen-Komödie aus den 1960ern bis 1980ern und katapultieren ihn von null in meine persönliche Pierre-Richard-Top-3!