Eine Offene Rechnung
Ein wenig an Steven Spielbergs "München" fühlt man sich erinnert, wenn in John Maddens neuestem Werk drei Agenten des israelischen Mossads in geheimer Mission unterwegs sind, um einen ehemaligen KZ-Arzt ausfindig zu machen, um ihn dann in Israel vor Gericht zu stellen. Die Ingredienzien, wie falsche Identitäten und halbwegs ausgetüftelte Pläne, sind vorhanden, doch erfreulicherweise beschränkt sich "Eine Offene Rechnung" nicht darauf, einfach nur ein Agententhriller zu sein, sondern interessiert sich doch verstärkt für seine drei Hauptfiguren und vor allem deren Beziehung untereinander. Spannend wie auch glaubwürdig, zeigt Madden dabei die zunehmende psychische Zermürbung aller, wenn ihre Geisel sich langsam durch ihre Worte in deren Köpfe und anschließend in ihre Herzen schleicht, während den drei Agenten vor lauter gegenseitigem Aufeinandersitzen bald der Kragen zu platzen droht. Allen voran Newcomerin Jessica Chastain brilliert hierbei besonders und kann ihrer Rahel am meisten emotionalen Zwiespalt verleihen. Doch auch Marton Csokas als junger Stephan Gold überzeugt und selbst der sonst eher mimisch beschränkte Sam Worthington weiß noch das Beste aus seinen Fähigkeiten herauszuholen. Das der Film auf zwei Zeitebenen spielt, sorgt ebenfalls für einige interessante Überraschungen in der Geschichte, und die rauhbeinige, verbitterte Helen Mirren ist ebenfalls sehr sehenswert. Trotz einiger Längen bleibt also "Eine Offene Rechnung" spannende Agentenkost mit einem kleinen, aber insgesamt gut portionierten Schuss Gefühlsduselei.
6/10