Review

Wie auch in ihren anderen Werken beschäftigen sich Alfredo und Angelo Castiglioni ausschließlich mit den Riten und Lebensgewohnheiten verschiedener Ureinwohner, hauptsächlich entstanden ihre Aufnahmen dabei in Afrika. Mit guter Kameraführung und einem sehr atmosphärischem Score erscheint das äußere Bild dieser Dokumentation ziemlich seriös und professionell. Was sich allerdings in den nächsten 93 Minuten vor der Kamera abspielt ist harter Stoff und die Schockwirkung ist auch heute noch beträchtlich.



Ziemlich lächerlich erscheinen nur die Szenen in denen Wunderheilung von einem Medizinmann praktiziert wird, selbstverständlich ist diese Sequenz gestellt. Die unnötigen Fakes und die selbst für Genre-Verhältnisse extrem drastischen Bilder lassen vermuten das hier fragwürdige Methoden angewandt wurden, wie sie auch Jacopetti und Prosperi nicht ganz zu Unrecht vorgeworfen wurden. Ruggero Deodato kommentierte dieses Verhalten in „Cannibal Holocaust“ zwar sehr intelligent, handelte aber selbst nicht besser.



Was den Tier-Snuff angeht, so braucht man hier einen starken Magen. Zwar ist man aus anderen Filmen schon vieles gewohnt doch „Magia Nuda“ geht schon sehr weit: In übermäßig vielen Sequenzen ist tierisches Leid in voller Bandbreite zu sehen, es ist aber stark anzunehmen das keines der Tiere nur für den bloßen Effekt vor der Kamera sterben musste. Tierschützer werden auch hier nicht glücklich werden, „Gesichter des Todes“ oder „True Gore“ bieten aber weitaus sadistischere Bilder. Die Naturaufnahmen sind insgesamt ziemlich gelungen und vermitteln ein gutes Bild der besprochenen Umgebungen, beeindruckende Panorama-Einstellungen oder sonstige bildgewaltige Szenen fehlen aber leider. Immerhin wirkt die Montage des gefilmten Materials aber sehr durchdacht und zu keiner Zeit willkürlich, ein großer Pluspunkt im Kontext des Genres.



Wirklich krass sind aber die authentischen Bilder in denen sich Menschen mit Kuh-Urin am ganzen Körper einschmieren und einige Szenen die schon die Grenze zur Sodomie übertaumeln. Trotz diesen Szenen und auch einigen schwer voyeuristischen (ich denke da insbesondere an das Masturbationsritual, welches schon die Hardcore-Grenze streift) driftet „Magia Nuda“ aber niemals in niedere Gefilde ab und bleibt selbst in den schlechten Phasen um Welten besser als Dreck wie „Libido Mania“. Beschneidungs-Szenen gibt es hier nicht so verstärkt zu sehen wie in anderen Castiglioni-Filmen, dennoch gehört auch dieser Streifen in die Oberliga des Genres – sowohl was Härte als auch was Qualität betrifft. Der internationale Titel „Shocking Cannibals“ steht aber in keinem Bezug zum Inhalt, es sind keinerlei kannibalische Rituale zu sehen, auch keine Fakes.



Anders als in „Mondo Cane“ entbehrt der Off-Kommentar fast jeglichen Zynismus und hält sich auch grundsätzlich erfreulich zurück was rassistische Bemerkungen angeht. Einige herablassende Bemerkungen sind zwar durchaus vorhanden, doch alleine die Tatsache das die Macher den afrikanischen und südamerikanischen Kontinent immer wieder bereisten und diesen Orten ihr gesamtes filmisches Schaffen widmeten spricht für sich und zeugt davon das ihre Intention über bloße Geldmacherei doch hinausgingen. Und so finden sich auch fundierte Fakten und interessante Informationen in ihren Werken, vermutlich sollte der Rahmen einer „Shockumentary“ mehr kommerzielle Zugkraft bieten und dieses Konzept funktionierte. Auch „Magia Nuda“ lief international in den Kinos, wenn auch nicht als Kassenschlager und zumeist stark zensiert.



Fazit: Wie auch für die anderen Mondos der Castiglioni-Brüder steht auch „Magia Nuda“ auf dem Pflichtprogramm für die wenigen Genre-Fans. Mondos wie dieser überzeugen zumindest mit einem hohen Anteil an authentischem Material und schlachten menschliches Leid nicht so pervers aus wie die meisten Vertreter dieser Gattung.



5,5 / 10

Details
Ähnliche Filme