Review

Nachdem ich kürzlich Reviews über den bekannteren Mondofilm MONDO CANE 2 und den schlicht "unglaublichen" (und praktisch unbekannten) Sex-Mondo LIBIDO MANIA geschrieben habe, möchte ich jetzt endlich einmal etwas über einen der Mondos von Alfredo und Angelo Castiglioni schreiben.

Alfredo und Angelo Castiglioni haben gemeinsam vier Mondofilme realisiert. Die meisten Szenen ihrer Filme wurden in Afrika gedreht. Erstaunlich viele der Aufnahmen sind echt. ADDIO ULTIMO UOMO, besser bekannt als CANNIBALO oder CANNIBALE BRUTALO, gehört auf jeden Fall zu den “expliziteren” Genrebeiträgen überhaupt...

Wenn man zum Beispiel gleich zu Beginn des Films sieht, wie ein eben erlegter Elefant in kleine Teile zerlegt wird, ja, dann wird/würde dies bestimmt manchen Zuschauer anekeln. Es gibt jedoch einzelne Szenen, die noch weit schockierender sind. So wird beispielsweise der Leiche eines offenbar hohen Stammesmitglieds fast die gesamte Haut vom Körper gerissen. Er soll die irdische Welt als weißer Mann verlassen. Unzählige Fliegen sind zu sehen, man kann den Verwesungsgeruch fast schon riechen... Die Leiche wird danach in Tücher eingehüllt und dann auf den Schultern des Medizinmannes zu seinem Grab getragen.

Klar, "unerfahrene“ Zuschauer werden/würden einige solcher Szenen mit Sicherheit kaum ertragen... Nur: Dies sind uralte Rituale, dies ist Tradition, die Realität. Und egal wie ungewöhnlich und schockierend einiges wirken mag, so haben für mich solche Szenen auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung! So wie beispielsweise auch der gesamte Film EXECUTIONS. Aber nicht wie die meisten Szenen in Schundgenrebeiträgen wie etwa GESICHTER DES TODES 2000...

Die blutigste Goreszene ist die Kastration/Ermordung eines Eingeborenen. Nein, Genrekenner überrascht es bestimmt nicht, dass diese Szene gestellt wurde (vermutlich die einzige im gesamten Film!). Gut gemacht ist sie zwar, aber wenn die zuerst zugefügte Bauchwunde während der Kastration dann plötzlich "verschwunden“ ist...

Zum leidigen Thema Tier-Snuff: Diverse Tiertötungen sind zu sehen, einige davon sind sehr grafisch. Es ist jedoch immerhin davon auszugehen, dass kein einziges Tier nur wegen der Kamera sterben musste.

Negativ finde ich, dass auch einige recht detailliert gezeigte Sexszenen in CANNIBALE BRUTALO enthalten sind. Eine (heimlich?) gefilmte Sexszene zwischen einem jungen Paar beispielsweise, die irgendwie fast aus "Big Brother“ stammen könnte, ist gerade in einem solchen Film völlig überflüssig...

Wirklich positiv ist, dass der Film – im Gegensatz zu einigen vergleichbaren Genrebeiträgen – keine rassistischen Tendenzen beinhaltet! Es wird kritisch hinterfragt, ob die Einflüsse der westlichen Welt tatsächlich eine Bereicherung seien. Auch der Originaltitel des Films macht dies deutlich. Und nach der "primitiven“ Kastrationsszene (die ja nicht einmal echt ist), werden noch viel abscheulichere Kriegsszenen der "zivilisierten Welt“ gezeigt.

Toll ist ebenfalls, dass ADDIO ULTIMO UOMO auch etliche "ruhige“ Momente bietet. Schöne Landschaftsaufnahmen, interessante Details über alltägliche Arbeiten sind zu sehen beziehungsweise zu vernehmen usw. Leider ist der Score nicht immer passend/überzeugend.

Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass ADDIO ULTIMO UOMO mit teilweise vollkommen unterschiedlichen Filmtiteln, beziehungsweise mit den verschiedensten Covern, veröffentlicht wurde. SAVAGE – DER LETZTE WARRIOR zum Beispiel, hat bewusst das Actioner-Publikum angesprochen, was natürlich ein völliger Witz ist/war. Der reißerische Titel CANNIBALE BRUTALO ist natürlich noch lächerlicher...

Insgesamt gehört ADDIO ULTIMO UOMO definitiv zu den sehenswerten Genrebeiträgen. Für Mainstreamer ist er (natürlich) völlig ungeeignet...

6,5 Punkte


Tipp: Wer sich für solche Filme interessiert, sollte sich unbedingt das (englischsprachige) Buch KILLING FOR CULTURE besorgen von David Kerekes und David Slater besorgen!

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