Review
von Leimbacher-Mario
Ohne Avatar wärst du nichts
Was habe ich mich gefreut, als die Alice-Fortsetzung "Hinter den Spiegeln" dieses Jahr als einer der größten Flops auf dem Hintern landete. Denn ein besseres Beispiel für eine Fortsetzung, die keiner brauchte, keiner wollte, keiner erwartete, gibt es kaum. Und ich bin wirklich der festen Überzeugung, dass "Alice im Wunderland" 2010 nur zum Milliarden-Erfolg wurde, weil er der erste große Filme nach "Avatar" & dem 3D-Hype war. Ohne diesen Boom auf seinem Zenit & Disneys mächtiger Marketingmaschinerie im Rücken, wäre die "Realfilm"-Neuinterpretation/Fortsetzung zu "Alice im Wunderland" sicher untergegangen. Denn Alices Ausflug in den Kaninchenbau ist kein guter Film, definitiv schlechter & weniger magisch als das Zeichentrick-Original. Noch dazu startete hiermit die Realfilm-Remake-Welle der Disney-Klassiker, zu der man stehen kann, wie man will. Doch das ist eine andere Geschichte...
Das soll hier nicht zu kritisch klingen & kein vollkommener Verriss, denn "Alice im Wunderland" kann man mal gucken. Mit der ganzen Familie an einem verregneten Sonntag gestreamt. Doch dem Tim Burton-Feuerwerk fehlt es einfach an Herz & Magie. Und wenn diese zwei Dinge fehlen, wird es natürlich mächtig schwer für eine Alice im Wunderland, deren Geschichte genau darauf aufbaut. Aber immerhin passt die transparente Hauptdarstellerin in die bunte & trotzdem blasse Welt. Optisch wird hier ein Feuerwerk abgebrannt, das Wunderland wirkt zwar kalt & blutlos, doch für Augen & Ohren gibt es trotzdem genug zu entdecken. Dazu tolle Synchronsprecher wie Alan Rickman & eine Story ohne Längen. Jedoch auch ohne Überraschungen.
Während sich hier enorm auf die Welt aus Bits & Bytes konzentriert wurde, noch dazu einem Johnny Depp nervige Narrenfreiheit gewährt wurde, vergaß man komplett die Seele des Films. Der Film wirkt eher wie eine Freizeitpark-Attraktion als ein Film oder gar Kunstwerk - was einen so eigenständigen Künstler wie Tim Burton besonders stark treffen dürfte. Für mich ist das hier der letzte & größte Pfeil durch seine Künstlerseele & ein trauriger Wendepunkt in seiner Karriere, selbst wenn auch vorher schon einige Flops dabei waren. Noch viel stärker als er es mit Charlies Schokoladenfabrik gemacht hat, verliert er einfach gnadenlos gegen das Original & zieht den Stoff eher in den Dreck als ins Düster. Egal wie beeindruckend dreidimensional die Kirmes wird, berühren tut sie einen nie.
Fazit: eher zu tief in Johnny Depp als im Kaninchenbau - optisch grandios, doch das Herz ist kälter als das der roten Königin!