Review

Alice im Wunderland. Der erste Film, den ich dieses Jahr im Kino erleben durfte. Und nun versuche ich mich auch in meinem ersten Review.Zunächst muss ich sagen, dass auch ich mit hoher Erwartungshaltung gepaart mit großer Vorfreude ins Kino ging. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass dies meine erste 3D-Kino-Erfahrung darstellte. Aber eben auch, weil man schon immer großes Kino vom Meister des Absurden, Tim Burton, gewohnt war. Lottergeist Beetlejuice, Batman oder Edward mit den Scherenhänden sind allesamt Helden meiner Kindheit.

Nun geht es aber um Burtons neuestes Meisterwerk Alice im Wunderland, welcher sich inhaltlich an beiden literarischen Werken Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln bedient und der mich leider nicht so verzückt und/oder geflasht hat wie frühere Burton-Filme.

Ich gehe grundsätzlich alleine ins Kino, um mich besser entspannen und konzentrieren zu können. Doch Entspannung und Konzentration wurden schon zu Anfang leicht beeinträchtigt. Bereits am anwesenden Publikum fiel mir auf, dass viele, insbesondere weibliche Besucher, die Vorstellung anscheinend nur deswegen besuchen, weil ja Johnny Depp mitspielt. "Wo is'n da jetz Johnny Depp?", hörte ich schon während der ersten 5 Minuten aus der Teenie-Gruppe nebst meiner Wenigkeit. Als eingefleischter Cineast ist man dem Würgen nahe und schreit es Ihnen in Gedanken in Ihre jungen, ungeduldigen Gesichter: "Jetzt wartet doch einfach mal 2 Minuten, meine Fresse!"

Man merkt schnell, dass es sich hier um einen Film handelt, der am liebsten ganz viele Familien mit kleinen Kindern ins Kino locken will und traurig darüber ist, dass er eine FSK 12-Freigabe aufgedrückt bekam. Warum auch immer. Er ist nicht besonders spannend und mystisch, so wie ich es mir erhofft hatte, und auch nicht allzu actionreich, bis auf einzelne Passagen, beispielsweise mit dem Bandersnatch oder dem Jabberwocky gen Ende des Films. Ich leugne jedoch nicht, das ich ganz froh über die 12er-Freigabe war. Plärrende, kleine Zuschauer wären das Letzte gewesen, was ich während dieser 109 Minuten hätte ertragen können. Ich möchte hier im Hinblick auf den Plot nicht zu sehr ins Detail gehen, um anderen vorfreudigen Alice-Besuchern in spe nicht schon alles zu verraten.

Über die Schauspieler sei gesagt, dass hier zum Glück alles richtig gemacht wurde. Johnny Depp kann sowieso wie bekannt einfach alles und ist goldrichtig in der Rolle als Hutmacher. Eine sehr sympathische Figur aus dem Wunderland, der in einer späteren Szene auch richtig rührend ist. Bei der jungen Schauspielerin Mia Wasikowska muss es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein: Ein hübsches Ding, das Ihrer Rolle als Alice in jedem Fall würdig ist. Unser kleines Prinzesschen Anne Hathaway spielt die weiße Königin Mirana, die wirklich liebenswert verträumt und harmonisch, aber wenn es darauf ankommt auch sehr ernst agieren kann, auch wenn ich mich an Sie in dieser Rolle erst gewöhnen musste, weil ich Sie bisher nur als scharfes Rodeo-Girl und später abgewichste Ehe- und Geschäftsfrau aus Brokeback Mountain oder als Nerd-Mädchen und zukünftige Fashion-Tussi in Der Teufel trägt Prada kannte. Meine geliebte Helena Bonham Carter, Gattin von Burton und neben Depp zur Stammbesetzung seiner Filme gehörend, passt genau in die Rolle der bösen, roten Königin. Sie ist herrlich fies und kaltherzig, ist aber bestimmt im Grund Ihres Herzens sehr frustriert und verletzlich. Seltsamerweise wachsen mir die Bösen ganz oft mehr ans Herz als die Guten. Und das nicht nur, weil es sich hier um Helena handelt. Alan Rickman, ebenfalls von mir verehrt, spielt die weise Raupe Absolem, was ich vorher gar nicht wusste. Die Shisha paffende Raupe war eines der wenigen Wesen aus dem Wunderland, das sogar ein bisschen witzig war. Ansonsten war der Humor im gesamten Film eher auf Kinder ausgerichtet, sodass selbst ein 12-jähriger wohl nur manchmal was zum schmunzeln hatte. Auch ich habe mit 12 eher über American Pie gelacht und hätte Alice im Wunderland damals blöd gefunden (Natürlich kann ich heute auch über American Pie nich mehr lachen, aber ich schweife ab).

Das Beste am ganzen Film waren in meinen Augen tatsächlich die visuellen Effekte, mag sein, dass dies auf meine Jungfräulichkeit im 3D-Kino zurückzuführen ist, obwohl die 3D-Brille schon nach 15 Minuten auf der Nase genervt hat, doch auch die Farben waren passend und schillernd und die Charaktere sind wirklich gut und mit Liebe zum Detail umgesetzt. Der Soundtrack von Avril Lavigne ist allerdings wirklich geschmacklos und passt auch überhaupt nicht zu diesem Film.

Alles in Allem bin ich enttäuscht über die Handlung, die einfach zu viel Micky Maus-Charakter hatte, die keine Spannung aufkommen ließ und die auch zu keinem Zeitpunkt mit Überraschungen aufwartete. Viele Szenen oder ganze Passagen hätten sich mehr Zeit lassen sollen, vieles passierte Schlag auf Schlag und auch das Ende war überhaupt nicht spannend, weil alles viel zu schnell ging und lieblos hingerotzt wirkte. Die dünnen 109 Minuten waren einfach viel zu wenig, sonst hätte man vielleicht mehr draus machen können.

Eine gute Idee von Burton, sich an ein solches Werk zu machen. Ich weiß, der Film funktioniert als Kinderfilm wunderbar, er ist nicht zu lang und es gibt viele bunte und ganz verschiedene Charaktere, doch durch die ungerechtfertigte Altersfreigabe wird dies leider zunichte gemacht. Da hat er es mal gut gemeint, und dann sowas. Wie immer.

6/10 Punkte, weil er mir zwar nicht besonders gefällt aber sicher viele Leute glücklich machen wird, die sich zu Hause mit Ihrer kleinen Familie verzaubern lassen wollen.

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