Review

Vom Bordstein bis zur Skyline


Der Butler - in Filmen oft treuer Diener, weiser Freund oder einfach Mann für alles. Von Bruce Waynes Ziehvater Alfred bis zum adretten Mr. Belvedere, vom zuverlässigen Jarvis bis zum gruseligen Riff Raff - in die Popkultur sind einige eingegangen, es gibt sie in allen möglichen Formen, Farben und mit vielen Fähigkeiten. Zum Love Interest werden sie jedoch eher selten bis nie. Anders im Screwball-Geheimtipp „My Man Godfrey“ aus der Mitte der 1930er, in denen der titelgebende Penner Godfrey von einer chaotischen, wohl betuchten und etwas durchgeknallten Oberschichtfamilie spontan und launig als Butler engagiert wird. Frisch vom Straßenrand und seinem Dasein als „Forgotten Man“. Doch anstatt nur der wortkarge Begleiter, Kellner und Kümmerer der seltsamen Sitte zu sein, widerlegt er eindrucksvoll etliche Vorurteile gegenüber Obdachlosen und zudem verknallt sich die jüngere Tochter noch Hals über Kopf in ihren gesponserten „Protegé“...

Was auch nach einer aktuellen deutschen (oder französischen!) Volkskomödie voller Flachheit und Oberflächlichkeit klingen könnte, wird in „My Man Godfrey“ klassisch und stilvoll nahezu zur Perfektion getrieben, was einen diesen goldenen Zeiten einmal mehr hinterhertrauern lässt und wonach man sich fragt, warum dieses Feeling heutzutage einfach nichtmal mehr ansatzweise gestreift wird... Pfiffig gespielt, herausragend geschrieben, für damalige Verhältnisse recht beweglich inszeniert, flottes Tempo und ein alles überstrahlender William Powell geben diesem goldenen Klassiker einen sehr hohen Unterhaltungswert und etliche Sympathien beim „normalen“ Volk. Herausragend wie unpredigend und unkitschig er es schafft zu verdeutlichen, dass gesellschaftlicher Rang, Geld und Erfolg, wenig bis gar nichts über einen Menschen und dessen Fähigkeiten, dessen Wert und dessen Talente sagen können. Und dabei zieht er die High Society keineswegs unwürdig und übertrieben durch den Dreck, sondern hat für jeden Charakter genug Stolz und Tiefe übrig. Bemerkenswert und vorbildlich, erst recht bei der knackigen Laufzeit. Mit „My Man Godfrey“ kann man nie etwas falsch machen und er hat sich hervorragend gehalten, ist toll gealtert und noch immer ein „Peoples Champion“ irgendwo zwischen „Sullivans Travels“ und „The Rules of The Game“. Datemovie, Klassiker, Snack - egal wann oder wo: dieser Butler ist sein Geld wert! 

Fazit: auf Augenhöhe mit viel größeren, bekannteren Namen und Produktionen seiner Zeit. Capra oder Sturges hätten das auch kaum besser gekonnt. „My Man Godfrey“ ist eine feine Screwball-Comedy mit sozialem Gewicht, zeitlosen Erkenntnissen und ehrbaren Eigenschaften. Über jeden Zweifel erhaben! 

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