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Dan Sanders (Brandon Fraser) ist Bauingenieur und mit seiner Frau Tammy (Brooke Shields) und dem jugendlichen Sohn Tyler (Matt Prokop) aus Chicago in die Einsamkeit der Wälder gezogen, um dort den Bau einiger Häuser zu überwachen. Verkauft hat er seiner Familie diesen schmerzlichen Schritt mit seiner beruflichen Karriere, aber vor allem mit der Begrenzung dieser Phase auf ein Jahr. Doch sein ebenso neurotischer, wie geldgieriger Boss Neil Lyman (Ken Jeong) hat andere Pläne, die Dans Familie nicht nur für viele Jahre in die Provinz verschlagen, sondern das komplette Waldgebiet zerstören würde, weil eine riesige Siedlung hier entstehen soll. Doch weder Dan noch sein Chef haben ihre Rechnung mit den Tieren gemacht, die sich zu wehren wissen...

Kann ein Film, der die Zerstörung der Umwelt und damit der Tierwelt geißelt, und zudem die Großkonzerne in ihrer Rücksichtslosigkeit anklagt, wirklich schlecht sein ? - Natürlich kann er das, denn eine moralisch einwandfreie Sichtweise schützt bekanntlich nicht vor einer unschlüssigen Geschichte und oberflächlichen Charakterisierungen. Nun will "Reine Fellsache" erst gar nicht realistisch sein, denn die Art wie die Waldtiere hier unter der Leitung eines Waschbären strategisch gegen die menschlichen Pläne vorgehen, trägt Züge animierter Filme, gut zu erkennen auch an den vielen Unfälle, die Dan hier ertragen muss, die er aber immer ohne größere körperliche Blessuren übersteht, quasi "Tom und Jerry" als Realfilm.

Damit ist allerdings auch schon der Höhepunkt des Films erwähnt, denn außer Dans zu erleidender Dauertortur existiert in "Reine Fellsache" nur wenig ansehenswertes, wobei der Film nicht annähernd an die psychologische Tiefe einer "Tom und Jerry" Episode herankommen kann. Dort will Kater Tom die Maus Jerry wenigstens fressen, aber hier fragt man sich, warum ausgerechnet Dan zur Zielscheibe der sonst so schlauen Tiere wird? - Ganz offensichtlich ist Dan nur ein wenig willensschwach und wird von seinem Chef übertölpelt, aber darin wird schon deutlich, dass der Film natürlich keine echte Konfrontation zwischen Mensch und Umwelt wagt.

Denn ausgerechnet der Sympathieträger Brendan Fraser wird hier gequält, der erst nicht so recht weiß, wie ihm geschieht, sich kurz (durchaus verständlicherweise) zu wehren versucht, bevor er irgendwann zum Guten umschwenkt. Wen das noch überrascht, der hat die Botschaft dieser Art Filme nicht verstanden, die keineswegs vorhaben, echte Missstände anzuprangern, sondern eine solch konsensfähige Umweltthematik nur für ihre sehr einfach gestrickte Moral im Mäntelchen eines Unterhaltungsfilms benutzen. Die Bösen werden unter sehr wenigen Wirtschaftsbossen ausgemacht, während der naturverbundene Bürger begreift, was er zu bewahren hat.

Nun könnte man leicht darüber hinweg sehen, da mit einer solchen Botschaft kein weiterer Schaden angerichtet würde, wenn der sonstige Film nicht so vorhersehbar und sträflich unkomisch wäre. Durch die Vermischung realer und Computer erzeugter Bilder entsteht nicht einmal eine Bindung zu den Tieren, denn was nützen noch niedliche Bilder von Tierfamilien, wenn die selben Protagonisten kurz davor oder danach wie Befehlshaber eine Tierarmee leiten. Diese Unausgewogenheit ist auch im Umgang mit den Menschen zu spüren, denn entweder sind die Tiere hier hyperintelligent und den Menschen damit überlegen oder sie sind reale Waldbewohner. Hier wird quasi beides gleichzeitig behauptet, so als würden die Tiere nur im Fall der Gefahr aus ihrer Rolle fallen, bevor sie - natürlich nachdem die Menschen wieder zur Vernunft gekommen sind - ihre angestammte Position wieder einnehmen.

"Reine Fellsache" ist ein typisches Kopfprodukt, das versucht unterschiedliche Genres wie Tierfilm, überdrehte Komödie und Kinderfilm zu vermischen, mit dem Ergebnis, dass alle Bereiche unbefriedigend ausfallen - für einen Tierfilm zu wenig real, für eine Komödie zu wenig lustig und für einen Kinderfilm, abgesehen schon von den zwei vorherigen Aspekten, zumindest für die jüngeren Kinobesucher zu brutal (2/10).

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