Walpurgisnacht in der Steiermark!
Nicht eben die attraktivste Umschreibung für den nächsten supernaturalen Hexenthriller für Nicolas "bad hair day" Cage, der immer noch eine Latte an Steuerrechnungen abzuzahlen hat und uns deswegen mit schöner Regelmäßigkeit mit semitrashigen Actionern verwöhnt, die ein vernunftbegabter Oscargewinner mit Agent niemals mit der Feuerzange angefaßt hätte.
Wer gern ins Kino geht, erinnert sich vielleicht noch an den letztjährig kontrovers, aber nicht schlecht aufgenommenen "Black Death" von Christopher Smith, der das Thema "Pest" noch mit realistischem Ernst verarbeitete, wenn auch mit agnostisch-diskutablem Background und ohne definitve Position.
Hier ist jetzt das unpassende Gegenstück dazu, ein übernatürlicher Fluchmumpitz aus der Mottenkiste, der seinen Faden irgendwo in Sachen "Schuld und Sühne" aufnimmt, um nach diversen b-film-kompatiblen Actionszenen aus dem Sonntagnachmittagsprogramm plötzlich in ein albernes "The Mummy"-CGI-Inferno umschlägt, das auf seinen Gewändern eindeutig Spuren des "Exorzisten" trägt.
Worin der Gaul reitet, kann man schon beim Streifzug durch den Mantel der Geschichte erahnen, der als Prolog aufgewärmt wird: Ritter Behmen (wo haben die diesen Namen her?) hackt sich mit seinem Suffkumpel Felson (noch mal autsch!) durch 12 Jahre Kreuzzug in allerlei heiligen Ländern, wo man im Namen des Herrn solange angeblich Ungläublige weghobelt, bis man selbst grau geworden ist und einem ein gar unschuldig Mägdelein in die Schneide springt. Das führt natürlich zur schuldbewußten Läuterung aus dem Religionsfanatismus (man spürt bereits: hier gibt es mcdonalds-kompatible Botschaften für die "junge Generation") und zur fahnenflüchtigen Übersetzung zurück auf den europäischen Kontinent, namentlich die o.a. St.Eiermark, die damals noch ans Meer grenzte. Von da rumpeln unsere Helden allerdings durch ein Muppet-Mittelalter, wie man es auf halbem Weg in von "Der Name der Rose" in das nächste Tolkien-Epos eben nun mal so vorstellt. Abstruse Städtchen im Bergland, über denen computergenerierte Aaskrähen ihre Runden drehen, in einem totenstillen Landhof haust der Schwarze Tod, der sich nicht nur durch einzelne Beulen, sondern gleich durch extraterrestrische Grüner-Schleim-Mutationen des gesamten Körpers bemerkbar macht.
Eine von diesen Sideshows Konkurrenz machenden Entstellungen ziert auch das Gesicht von Altmime Christopher Lee, der als Megafratze unsere Knastologen auf eine göttliche Mission schickt: nämlich die Gegend von eben jenem Gottesfluch zu befreien.
Wie gut, daß es nicht die Haustierhygiene ist, die das alles bewirkt hat, sondern angeblich eine schnieke Hexe, die man von nun an (eine wahre Fantasy-Queste regt ihr müdes Haupt) für sechs Wegtage durch ein Gebrüder Grimmsches Fantasyland in ein Bergkloster befördern muß. Mit auf der Hatz sind ein überernster Priester, der vorgibt ein übler Katholengesell zu sein, ein aufrechter Ritter (Ulrich Thomsen muß logischerweise als Erster über die Klinge), ein schwerterfahrener Kirchenadept und der schlitzohrige Wegführer im schnoddrigen Gewande.
Während man sich also über eine Indiana-Jones-erprobte Hängebrücke kämpft und gegen mies animierte Dämonenwölfe antritt, stellt sich angeblich die Frage, ob die junge Dame im Käfig nun eventuell das Böse sein könnte - oder eben doch nicht. Falls das die Idee hinter der Story gewesen ist, hat man den Fall nach fünf Minuten ad acta gelegt und riecht das Finale mit einem geweihten Buch Salomos, das sich als Exorzistenkanon entpuppt schon zwanzig Meilen gegen den Wind. Bis dahin darf Cage aber noch über gewaltige Strecken sein schröcklich los mit belegtem Blick betrauern, ehe zum Showdown dann solche Hollywoodjokes wie "Wir werden mehr Weihwasser brauchen!" (ich beleidige jetzt mal nicht das Filmwissen meiner Leser, indem ich den Film verrate, der hier zitiert wird) den Rest der Story gänzlich in den Abgrund ziehen.
Es ist kein totaler Schuß ins Knie, sich "Season of the Witch" anzusehen (übrigens ist im ganzen Film niemals auch nur ein Tempelritter zu sehen, liebe Synchronautoren, und falls ihr die Kreuzritter meintet, ist nicht ganz klar, wer den titelgebenden Posten angeblich bekleiden soll), aber ernst nehmen kann man diesen B-Camp-Spaß wirklich nicht mehr, dafür aber als geistlosen Spaß mit drei Falschen Pils herzhaft schönsaufen. Da hat man schon mal "Ghost Rider" und "Hellboy" in einem Film und dann tanzen die beiden auf diesem Mummenschanz durchs grobgestrickte Fantasyland (in der Tat: die Kapuzen sehen enorm maschinengefertigt aus, so eng liegen die Maschen), daß der Karneval nicht mehr weit sein kann.
Wer sowieso keinen Wert auf Niveau oder Spannung legt, kann diesen Popcornausflug gern umarmen, schließlich sorgt Dominic Sena - verantwortlich für die Gurken "Nur noch 60 Sekunden", "Passwort: Swordfish" und "Whiteout" - dafür, daß immer was los ist, die Story genügt dann den Ansprüchen einer solide TV-Serie für den verregneten Sonntagnachmittag. Gedrechselt von einem gewissen Bragi F. Schut (muharhar), darf man sich zum Ende hin dann an einem schön grob geklöppelten CGI-Inferno aus der Dämonenmottenkiste erfreuen, die genauso endet, wie man sich das am Start schon vorgestellt hat.
Schade eigentlich, denn der Pro-Prolog, der hundert Jahre zuvor mit der Hinrichtung dreier angeblicher Hexen beginnt und eigentlich schon dem ganzen Plot den Boden unter den Füßen wegzieht (auch wenn man es dann noch nicht ahnt), hat zumindest Atmosphäre, aber spätestens wenn Cage seinen besorgten "8mm"-Blick aufsetzt, ist man nicht weit von Krachern wie "The Wicker Man" entfernt.
Würde man nicht ständig ernstestes Pech und Schwefel samt der infernalischen Besatzung auf die Kamera loslassen, der perfekte Film für die Kinderstunde. (4/10)