Nicolas Cage (Con Air, The Rock) scheint im Moment ein echter Workoholic zu sein, um sein langjähriges Lotterleben wieder in den Griff zu bekommen. Für keine Rolle ist er sich zu schade, wobei ich dies jetzt nicht negativ auf "Der Letzte Tempelritter" beziehe, sondern auf Werke wie "Duell der Magier". Mit Regisseur Dominic Sena (Kalifornia, Whiteout) arbeitete er schon in "Nur noch 60 Sekunden" zusammen und tatsächlich weiß Sena seinen Star gut in Szene zu setzen, selbst Cages meist gewöhnungsbedürftige Frisuren sind hier kein Thema. Hinzu kommt eine gewisse Portion Mut diese etwas krude Mischung aus Historienfilm und Horror in der heutigen Zeit in die Kinos zu bringen. Das Drehbuch von Bragi F. Schut (Charlie Thistle, Nemesis - Der Angriff) hat dabei durchaus seine guten Ansätze, aber gerade die Kritik an der Kirche hätte ich mir in größerem Maße gewünscht.
Die Tempelritter Behmen (Nicolas Cage) und Felson (Ron Perlman) haben in vielen Schlachten für die Kirche gekämpft, nun haben sie das Morden satt und fliehen als Deserteure. In einer von der Pest heimgesuchten Stadt werden sie erkannt und vom infizierten Kardinal d´Ambroise (Christopher Lee) für einen letzten Auftrag rekrutiert. Sie sollen eine angebliche Hexe (Claire Foy) in ein weit entferntes Kloster bringen, wo weise Mönche über ihr Schicksal entscheiden. Dabei werden sie vom Priester Debelzaq (Stephen Campbell Moore), Hagamar (Stephen Graham), dem Betrüger Eckhart (Ulrich Thomsen) und dem jungen Ministranten Kay (Robert Sheehan) begleitet. Auf der gefährlichen Reise haben sie einige Hürden zu überwinden, doch die eigentliche Überraschung erwartet sie erst am Ziel. Es wird eine Reise ohne Wiederkehr.
Schon Paul Verhoeven beschäftigte sich in "Flesh & Blood" mit der Pest, einer sehr ansteckenden Infektionskrankheit deren Ursprung die Menschen damals nicht kannten. Keiner ahnte, dass sie eigentlich von Tieren ausging, stattdessen schob man es lieber irgendwelchen selbst ernannten Hexen in die Schuhe, so auch hier. Doch "Der Letzte Tempelritter" ist nichts für den Geschichtsfanatiker, denn Sena füllt seinen Film mit zahlreichen übernatürlichen Elementen. Dies beginnt schon bei der Hinrichtung von drei Hexen, die nach ihrem Tod wieder auferstehen, wenn man nicht eine gewisse Passage in der Bibel liest. Ein gnadenlos übertriebener aber stimmungsvoller Auftakt ist somit gewährleistet, bevor uns Sena die beiden sympathischen Hauptcharaltere vorstellt. Wir sehen Behmen und Felson in zahlreichen Kreuzzügen kämpfen, doch irgendwann beginnt das Hinterfragen wofür hier eigentlich getötet wird. Besonders bei der Einnahme eines Forts, wo auch zahlreiche Frauen und Kinder einfach niedergemetzelt wurden. Somit wird Kritik an den sogenannten heiligen Kreuzzügen der Kirche geübt, auch weil Behmen und Felson jeglichen Glauben an Gott verloren haben. Dennoch hätte man ruhig noch kritischer auf die damals grauenhaften Taten der Kirche hinweisen können, Sena hat mit diesem wichtigen Element zu schnell abgeschlossen. Letztenendes wütet noch die Pest im Land, die Schuld dafür gibt man einer jungen Frau, die Priester Debelzaq als Hexe gebrandmarkt hat. Die naiven Menschen sind immer noch im Glauben, Gott würde sie erretten und hiermit kommen wir zum eigentlich Glanzpunkt des Films in Form von Kulisse, Ausstattung und Score.
Gedreht wurde in Österreich und Kroatien und dabei hat man die perfekten Orte gefunden, um das düstere und bedrohlich wirkende 14. Jahrhundert sehr authentisch wiederzugeben. In Kooperation mit dem wuchtigen Score von Atli Örvarsson liegt hier die größte Stärke des Films. Dadurch gelingen Sena einige sehr atmosphärische Momente, die selbst beim erfahrenen Filmschauer noch eine Gänsehaut verursachen können. Auch darf man sich anfänglich fragen, ob das junge Mädchen wirklich eine Hexe ist, oder ob sie ohne Grund denunziert wurde. Dennoch bleibt die Story ein kleiner Schwachpunkt, welche Sena mit einigen Schockmomenten und Brutalitäten zu übertünchen versucht. Dabei darf erfreulicherweise gesagt werden, dass "Der Letzte Tempelritter" wirklich lückenlos zu unterhalten weiß und auch die kleinen Onliner, welche meist von Felson kommen, finden in dem bierernsten Geschehen Platz. Auch wartet die Reise ins Kloster mit einigen Tücken, wie die Flucht der jungen Frau, die Überquerung der klapprigen Brücke, oder der Angriff der Wölfe. Die fünfköpfige Gruppe wird kontinuirlich dezimiert und man ist wirklich gespannt, was bei der Ankunft im Kloster auf sie wartet. In Bezug auf die junge Frau darf es noch eine kleine Überraschung geben, doch ansonsten hat Sena das Finale vermurkst. Eine gewisse Portion des Übernatürlichen hätte dem Film nicht geschadet, doch leider übertreibt man es am Ende gnadenlos. Dabei muss man auch mit schlechten CGI-Effekten Vorlieb nehmen, auch wenn es actiontechnisch ordentlich zur Sache geht. Nicolas Cage fühlt sich ein seiner Rolle als Behmen jedenfalls wohl und weiß trotz beschränkter Mimik und Gestik zu überzeugen, aber Ron Perlman (Hellboy, Blade 2) als Felson gefällt noch etwas besser. Schauspiel-Legende Christopher Lee hat auch eine kleine Rolle geerbt.
Man lasse die CGI-Effekte außer Acht, so hat diese 40 Millionen Dollar Produktion eine brillante Optik zu bieten, welche man düsterer und bedrohlicher nicht hätte gestalten können. Das Geschehen selbst bleibt recht vorhersehbar, trotzdem sind einige gruselige Momente sehr gelungen, auch die beiden Hauptcharaktere wissen zu gefallen. Hätte man das Finale nicht derart übertrieben, wäre einer höheren Wertung eigentlich nichts im Wege gestanden. "Der Letzte Tempelritter" mag zwar krude sein, aber dafür sehr unterhaltsam.