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Es ist immer wieder schön anzusehen, wie billig und berechnend deutsche Titel entworfen werden, um damit den Umsatz zu steigern. Die Assoziation soll den Blick des Verbrauchers auf den populären und an der Kinokasse erfolgreichen Cage-Film "Das Vermächtnis der Tempelritter" lenken, obwohl "Season of the witch" weder mit diesem Film, noch mit dem deutschen Titel etwas zu tun hat. Allein der Fakt, das Cage zu Beginn des Films als Kreuzritter Behmen unterwegs war, genügte den Kreatoren, um daraus ihr Marketing-Süppchen zu kochen, verdeutlicht aber auch, dass sie nur wenig Vertrauen in die eigentliche Handlung des Films hatten.

Denn in diesem geht es um Hexen, wie die Eingangssequenz, die etwa hundert Jahre vor der eigentlichen Handlung spielt, sofort klar macht. Jeder weiß, dass es sich dabei um keine echten Hexen handelte, sondern um Frauen, die als Sündenböcke herhalten mussten, und unter göttlichem Vorwand zu Unrecht hingerichtet wurden. Doch der Film belehrt uns eines Besseren, denn zumindest eine der Frauen - die jüngste und hübscheste unter ihnen - steht wie der Leibhaftige wieder von den Toten auf und sorgt dafür, dass der Priester selbst an seinem Strick baumelt.

Danach geht es erst einmal im Zeitraffer weiter, denn Behmen und Felson (Ron Perlman) kämpfen sich über einen Zeitraum von zehn Jahren durch die diversen Schlachten, immer mit einem lässigen Spruch auf der Lippe, bis Behmen nach unzähligen männlichen Kraftprotzen, die es nicht besser verdient hatten, eine zarte Frau ersticht - und darauf hin sofort seine Kündigung einreicht, weil ihm plötzlich aufgefallen war, dass er im Namen Gottes unrecht tat. Das mit der Kündigung war damals noch nicht so leicht, da man deutlich längere Fristen einhalten musste oder wenigstens tot sein sollte, weshalb Behmen und Kumpel Felson ab sofort als Deserteure gelten, was sich auch schon in der österreichischen Steiermark rumgesprochen hatte, wo sie nur drei Wochen seit Antritt ihrer Heimreise im Kerker landen.

Man benötigt nicht viel analytischen Verstand, um eine gewisse Unlogik hinter diesem Geschehen zu vermuten, welche sich auch im weiteren Verlauf des Films konsequent fortsetzt. So werden unsere tapferen Recken sehr bald mit der schwarzen Pest konfrontiert, die sie überall auf hässlich deformierte Mitbürger treffen lässt, aber Dinge wie Tröpfchenübertragung oder Ansteckungsgefahr waren damals noch nicht bekannt, weshalb der Umgang mit den Kranken sehr unbeschwert stattfindet. Der Grund für diese Lässigkeit liegt vor allem in der Tatsache, das man die Schuldige für die Krankheit längst ausgemacht hatte - ein hübsches junges Mädchen (Claire Foy), dass in Wirklichkeit eine Hexe sein soll.

Da dieses Mädchen so mächtig ist, das sie nur mit einem Bannspruch aus einem Buch besiegt werden kann, das sich in einem fünf Tagesreisen entfernten Kloster befindet, bekommen Behmen und Vernon noch einmal eine Chance zu beweisen, dass sie doch gute Gotteskrieger sind, und dürfen gemeinsam mit vier weiteren Männern - darunter ein bigotter Priester und ein netter junger Möchtegern-Ritter (Robert Sheehan) - die vermeintliche Hexe dorthin bringen, damit ihr dort ein fairer Prozess gemacht werden kann - etwa mit Steinen beschweren,um zu sehen, ob sie damit untergeht. Warum sich das Mädchen schlagen und einsperren lässt, obwohl es doch so viel Macht hat, wird erst zum Schluss aufgelöst - es sei immerhin so viel verraten, dass die Lösung nicht wirklich überzeugen kann.

Was sich hier so krude und hanebüchen konstruiert anhört, ist es auch, aber der Film hat eine ähnliche Qualität wie Cages Locken-Matte - beide verfügen über erhebliches Trash-Potential. So darf das nette gefangene Mädchen mit viel CGI-Einsatz erst ihr perfides Spiel mit den sie begleitenden Männern treiben, bevor es im Mönchs-Kloster zum Show-Down kommt. Das die Macher ihren Film wirklich ernst meinten, kann kaum angenommen werden, aber selbst wenn sie glaubten, über die Deutungshoheit von Hexenverfolgungen und der Entstehung der Pest zu verfügen, ist es auch egal. Denn "Season of the witch" macht einfach Spaß und lässt kaum einen Unsinn aus - bis hin zum theatralischen Abschlußmonolog von Schmachtlocke Cage. Prädikat "bitte nicht ernst nehmen" (6/10).

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