Review

Seit Jahren liebe ich britische Gangsterfilme. Ich hatte sogar längere Zeit darüber nachgedacht, ein Buch über dieses Genre zu schreiben, habe aber letzten Endes vor der schier unüberblickbaren Masse an Material kapituliert. Beim britischen Gangsterfilm gibt es einfach unglaublich viel Abwechslung – Vom Mockumentary (UK BAD BOYS) bis zur psychologischen Studie (CITY RATS), vom glänzigen High Budget-Film (DEAD MAN RUNNING) bis zum Independent Movie (TEN DEAD MEN), von der ernsthaften und düsteren Cop-und-Gangster-Story (HEAVY – DER LETZTE JOB) bis zur peinlichen Blödelei (LIVERPOOL GANGSTER).

THE END ist für den Liebhaber dieses Genre eine echte Fundgrube an Hintergrundwissen, an Referenzen und vor allem an Authentizität. Regisseurin Nicola Collins interviewt ihren Vater, einen Gangster aus dem East End, und seine Freunde. Alles hartgesottene Kriminelle der alten Schule, die eine Menge Sachen auf dem Kerbholz haben, und relativ offen darüber sprechen: Raubüberfälle, Morde, illegale Kämpfe … Viele von ihnen haben im Knast gesessen, und alle haben einen gewissen Hang zur Selbstdarstellung. Und was ebenfalls alle eint: Sie wirken sehr sympathisch, und man hat durchaus den Eindruck, mit jedem von ihnen im Pub um die Ecke ein gemütliches Bierchen trinken gehen zu können. Und auch wenn die wahren Geschichten hinter dem Posing höchstens angedeutet, und die Details zum eigenen Leben komplett verschwiegen werden, so wird doch recht schnell klar, dass die Jungs extrem harte Jungs sind, die man nicht zum Feind haben will. Wie älter gewordene Punks stehen sie nach wie vor zu ihrer stürmischen Jugend, und haben die Anti-Haltung der wilden Jahre nicht abgelegt.



„I thought of myself as a Robin Hood, and everybody else saw me as a robbin‘ bastard.“

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Ein extrem unterhaltsamer und aufschlussreicher Film, der dem Zuschauer viele Hintergründe zu fiktionalen Gangsterfilmen eröffnet. Der illegale Box-Promoter in SNATCH wird plötzlich zu einem Menschen aus Fleisch und Blut, genauso wie die Typen aus FOOTSOLDIER Profil bekommen und The Guv‘ner aus JACK SAID zu einem tatsächlich existierenden Menschen wird. In rauem Schwarzweiss gefilmt und ohne gefakte Spielszenen hat THE END eine Authentizität, die einen manchmal fast schwindelig werden lässt. Kein gelacktes Hochglanzkino, sondern eine raue Erweiterung der Weltsicht. Beeindruckend!

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