Obwohl oder vielleicht auch weil vom gleichen Studio gehandhabt, ist Enter the Eagles mehr oder minder das Gegenstück zum edlen Downtown Torpedos, der schmierige kleine Bruder, dort das Prunkstück in Technik, adretten Jungstars und Effekt, hier der missratene Zögling, hässlich im Auftreten und grob im Akzent. Beide Filme zielen mehr oder minder auch auf ein ausländisches Publikum ab, schon durch die Vertretung von westlichen Locations, dazu einiges im Englisch gehalten, hier noch mehr als dort durch die Besetzung, die mit der Tochter von Bruce Lee anfängt und über Videothekenhelden wie Benny 'The Jet' Urquidez weiterführt. Die Blutsverwandtschaft der Filme, obwohl optisch einer genau das Gegenteil des Anderen ist, erkennt man in der Betonung auf der Action, dem Crime Caper Plot, dem in die Produktion gesetzten Aufwand; ironischerweise spielt in beiden auch Jordan Chan einer der Hauptrollen, Chan ist heute immer noch aktiv und wird gerne als Überbleibsel besserer Zeiten im chinesischen Streamingdienst eingesetzt:
Kunstdieb Matin [ Michael Wong ] und seine Vasallen plant den Raub eines wertvollen Diamanten aus einem streng bewaffneten Museum, als Käufer hat er Karloff [ Benny Urquidez ] auserkoren. Leider 'pfuschen' ihm die Kleingauner Tommy Mak [ Jordan Chan ] und seine Freundin Lucy [ Anita Yuen ] ins Handwerk, die es ebenfalls auf das wertvolle Stück abgesehen haben, um vom ewigen Handtaschendiebstahl loszukommen.
In Prag beginnt und spielt der Anfang der Geschichte, an einem Zeitungsstand, in dem das gedruckte Papier weggeht wie warme Semmeln; Anachronismus pur, ebenso wie die tschechische Hauptstadt damals das El Dorado für internationale Produktionen war, für Spionagegeschichten vor allem, stellvertretend für den geöffneten (oder je nach Ansicht: gefallenen) Ostblock, unerlässlich für Hongkong und Hollywood zugleich nämlich. Ein, zwei Postkartenbilder bekommt auch der Film hier geboten, die Karlsbrücke, dann geht man visuell schon in der Gülle baden und sieht schon in der Erzählung bloß noch gegenseitig anfluchen, schlagen, schießen und töten.
Eine im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliche Geschäftsbesprechung später hat man die Bösen in der Geschichte kennengelernt und bald dann auch die Guten, es geht um Konkurrenz, es geht um Talent und Können, es geht um Machenschaften in der Halb- und in der Unterwelt, für 90min geht es eigentlich um recht viel. Die Liebe ist auch dabei, die Liebe und der Tod. Der Ärger ist hier überall und allerorten, Osteuropa als gefährliches Pflaster, als Todeszone quasi, wo brennende Autos über die Straßenkreuzung springen und sich in Scheunen in Hackwerkzeuge gestürzt oder man von diesen erwürgt wird. Der Mob (u.a. vertreten durch Mike Lambert, Jude Poyer, Steve Brettingham und Mike Abbott] ist stets eine Ecke weiter, die Kamera flink und behände, der Schnitt wie von der Häckselmaschine, cut, cut, cut.
Was man dabei beachtet: Man ist stets und ständig in Bewegung, und man nimmt sich selber nicht zu ernst, es geht um flottes Entertainment, man schraubt am Unterhaltungswert. Es gibt einen relativ spritzigen Coup, von zwei Seiten gar, einer mit Fingerspitzengefühl und Tricks und Finten, einer parallel mit rauer Gewalt, was genauso endet, wie man sich das gedacht hat: im höchsten Sinne im Durcheinander und Chaos. Entsprechend der Missverständnisse brechen bald alle Dämme, Autoexplosionen werden ausgelöst und die Patronenhülsen entleert, alles eingefangen in zeitgenössischen Zeitlupen, mal auch gespiegelt durch Sonnenbrillen, im Fensterglas, oder gleich geblurrt. Eine wilde Gefangenenbefreiung per Hubschrauber auf und Schießerei in einem Polizeirevier lässt den Funken- und Blutregen sprühen, es gibt einige wahnwitzige Leiter- und Höhenstunts sowie Amokfahrten und rücksichtslosen Niedermähen auch von Zivilisten, Prag wird zum Kriegsgebiet.
Dass nicht allzu viel dabei gesprochen wird, gereicht dem dort versagenden Film zum Vorteil; die Texte sind allesamt jenseits von Gut und Böse und auch so wiedergegeben, die Darsteller mäßig bis unfähig und wie im Laienspiel überzogen, Karikaturen quasi, noch mehr als üblich. Spätestens Richtung Showdown wird es auch unfreiwillig lächerlich, die Tricktechnik versagt, der Schauplatz eines Zeppelins ist zwar einmal etwas Neues für ein Finale, aber überfordert die angeheuerten F/X-Spezialisten und/oder das Budget. Bleibt die Ehrenrettung im Handgemachten und damit im Handgemenge, die Kämpfe sind alles andere als geschliffen und erinnern eher an die späten Achtziger Jahre, im positiven Sinne.