Review

Der zu Beginn der Entstehung als Art Fortführung des Stephen Chow Erfolges Forbidden City Cop propagierte und prompt die nötige Aufmerksamkeit hervorrufende On His Majestys Secret Service wirkt über die meiste Strecke wie als Zeitzeuge einer eigentlich längst vergangenen Epoche. So verschlossen und abgeschottet wie die Kaiserliche Stadt selber, die letzten fünfzehn Jahr und mehr vollkommen unangetastet in der Schublade der frühen Neunziger gelegen und so im Wortlaut konserviert und erhalten. Diese Schutzfunktion rigider filmischer und im speziellen Fall auch humoristischer Vorstellungen ist dabei für die Akzeptanz des Werkes daher ebenso notwendig wie die Toleranz in Bezug auf strittige Urteilsfragen; Wong Jings gewohnter Alleingang in Sachen Regie, Drehbuch und Produktion unterliegt entsprechend der Ich-Autonomie auch nur der eigenen Interpretation, in der Wiederholungen bis hin zum Aufkochen exakter Details und Stimmungen nicht nur problemlos akzeptiert, sondern absichtlich initiiert werden.

Man könnte meinen, die Jahre 1992-94 wieder zu entdecken, eine der vielen und in dem Fall sogar eine der letzten Phasen so genannten Goldenen Hong Kong Kinos. Die Ära des Wiederaufkommen zunehmend wireworklastiger Wuxia-Epen, deren überordnende und überfordernde Schwerelosigkeit dem damals gleichfalls anlaufenden Category III Boom die Stirn bot und die bleihaltigen Heroic Bloodshed sowie girls with guns flick nacheinander in den Horizont unter ferner liefen schoben. Und das Gefühl einer knallig gefärbten Entfremdung und der gewissen Ruhe- und Machtlosigkeit gegenüber gerade für den europäischen Zuschauer irrelevanten Krawallspektakeln, welches mit – sich das Ensemble von period piece gesättigten Figuren und ihren Scharmützeln ausborgenden – Anarchokomödien noch in das Extrem gesteigert wurde. Das vorliegende Exemplar und sein Drang danach, nicht nur bisweilen, sondern durchgängig mit niederen Mitteln bloß ergötzen zu wollen, weist genau die gleiche Desorganisation bis hin zur krampfhaft erzwungen wirkenden Unordnung wie der Royal Tramp Zweiteiler oder die Ashes of Time Parodie Eagle Shooting Heroes auf. Inszenatorisch bleibt man dabei relativ faul, hält sich in Aufbau und Durchführung auf eine nahezu theater-funktionale Strenge zurück. Eine ausgebildete Selbstkontrolle der Gewinn- und Genußsucht:

In den vergangenen Tagen wurde der Emperor [ Liu Yi-wei ] zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten von Ninja Assassins attackiert, die seine Royal Secret Guards um Royal Tiger [ Tong Dawei ], Royal Pig [ Lam Tze-chung ], Royal Dragon [ Xiao Ming-yu ] nur mit Mühe und in letzter Sekunde abwehren konnten. Doch hinter all den Ninjutsu-Angriffen aus dem Nichts steckt nicht etwa wie vermutet der unsichtbare japanische Feind, sondern der palasteigene Obereunuch Lord Unicorn [ Louis Fan ]; welcher beim Scheitern von Thronerlangung durch Gewalt auch seine Taktiken verfeinert. Um über die Gunst der noch unvermählten Kaisertochter Princess Rainbow [ Song Jia ] in die Machtposition zu erklimmen, wird eine Art Verlobungsausschreibung in Form eines Wettbewerbs angekündigt, deren eigentliche Aspiranten er allesamt heimlich ermorden und durch Doppelgänger austauschen lässt. Nur der absichtlich als Wackelkandidat und Platzhalter in das Rennen gegangene Royal Dog [ Louis Koo ] und dessen momentan verschnupfte Freundin Faithful [ Barbie Hsu ] kann ihm jetzt noch das Vorhaben streitig machen.

Das Wehren gegen Veränderungen, oder positiver ausgedrückt: das Wahren von traditionalischen Vorstellungen samt ihrer hyperaggressiven Einstellung der Unterhaltung verlangt gerade in den ersten vorpreschenden Minuten den Schock der erneuten Angewöhnung an all das vergessen Geglaubte. Nach und nach erlangen die geplagten Sinne wieder ihre Nerven zurück, passen sich den Widerständen von Wongs Trugbild der impulsiven Verhaltensroutine und seiner doch so typischen, lauten, bunten und nervigen Handlungs- und Ausschmückungsmuster an. Gut gegen Böse mit der Vorhersehbarkeit von Kampf und Sieg als zu vernachlässigendes dramaturgisches Besitzverhältnis, dort immerhin mit der Orientierung physischer Aktivitäten unter Aufsicht von Choreograph Sam Feng-san, der routiniert ein halbes Dutzend rasch vorbei und soweit auch in Ordnung gehender Schwertkampfscharmützel in den karg ausgestatteten, mit güldenen Applikationen aufgemotzten Raum wirft. Dazu ein ach so frivoles sexuelles "Konflikt"feld und verdoppelte Dreiecksverhältnisse samt ihren naturgegebenen Irrungen und Wirrungen. Aufwertend umgeschrieben wird der aphrodisierende Einfluss der [sichtlich] weiblichen Gemini [ Liu Yang ] auf eigentlich alle Damen in ihrer Umwelt; in genau umgekehrter Weise wird aus dem mit Fistelstimme, weißem Make-up und affektierten Verhalten als "sissy" gekennzeichneten Erzfeind Lord Unicorn der Scherz bemüht.   

Der menschlichen Vernunft entfernt bleiben nicht nur deswegen dennoch vor allem die humoristischen Schübe, meist in Form von emotionalen Triebkräften und ihrer pathetischen Korrektur und auch deutlich schlechter Spezialeffekte, bei denen es den Figuren wie im Comic mit allerlei übergroß geratenen und sonstwie entstellten Gegenständen an Kopf und Kragen geht. Dort, wo alles Groteske, alles Hässliche, auch alles einer vermeintlichen Minderheit Angehörende schon von vornherein und per se lustig sein soll, aber auch im xten Versuch nicht wirklich ist, macht sich entsprechend noch zusätzlich eine Verständnislosigkeit gegenüber diesen Phänomens von nichtigen Reizepisoden und ihrer breiten Darstellung technischer Unzulänglichkeiten [ siehe auch Metallic Attraction - Kung Fu Cyborg in seiner gleichzeitigen Anbiederung, Verallberung und Unmündigkeit westlicher Sfx Attraktionen ] breit.

Ansonsten kann man der hier präsentierten Schaubühne voll provozierter, nicht provozierender Missverständnisse durchaus eine [unintellektuelle] Phantasie attestieren. Wieder wird letztlich nur das geschaffen, was als Flucht aus der Gegenwart hinaus in die ansonsten nur verklärte und so gelobte Vergangenheit all die Jahre zuvor vermisst wurde; eigentlich nur der allseits verlautbarten Bedürfnisse des Zuschauers nach einer absolut undialektischen, einseitig fixierten und dennoch mit beweglichen Seitenwänden ausgestatteten Trutzburg nachgekommen. Das Publikum ist trotz oder gerade wegen der Mittelmäßigkeit in Scharen auf das Angebot angesprungen.
Wunsch und Erfüllung.

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