Wie Federn im Wüstenwind
Der zweite Weltkrieg inklusive Holocaust & neuen unvorstellbaren Grausamkeiten, hat den Blick unserer Welt auf Kriege drastisch verändert. Genauso Filme über diese. Vorher gab es in ihnen durchaus nicht wenig Ehre, Ruhm & Glorifizierung, danach waren es meist schockierende, abstoßende Anti-Kriegsfilme voller Trauer & Fassungslosigkeit. Nicht das die Grabenkriege mit chemischen Waffen des ersten Weltkrieges nicht ebenso grausam waren, jedoch änderte sich das Welt- & Menschenbild nach zwei solcher dunklen Episoden stark. "The Four Feathers", 1939 von Zoltán Korda geschaffen, gehört von seiner Einstellung noch zu der zu diesem Zeitpunkt langsam aussterbenden Vor-Kriegs-Gattung, selbst wenn in ihm schon so langsam Zweifel & Andeutungen aufkeimen. Wenn man über diese altmodische & etwas unbedarft erscheinende Einstellung gegenüber dem Krieg hinwegsieht, ist diese Interpretation des berühmten Buches nicht nur die bildgewaltigste, sondern die insgesamt beste Adaption. Und bei der Menge an Vier-Federn-Filmen, will das was heißen. Es gab vorher welche, nachher ein paar interessante, jedoch wurde es nie mehr so rund, hübsch & klassisch.
Die vielen Variationen des Stoffes über etliche Jahrzehnte, zeigt eindeutig welche zeitlosen Ansätze, Werte & Ideen im Stoff stecken - es kommt halt auf die Interpretation an & die Stimmung Ende der 30er war eben eine patriotische, andere. Es geht kurz angeschnitten um eine Gruppe Freunden & gut stituierten, hoch angesehen Soldaten, von denen einer den Kriegsdienst plötzlich verweigert. Daraufhin schenken ihm seine Kameraden (& seine Freundin) jeweils eine weiße Feder, um ihre Missachtung gegenüber seiner Einstellung & im Endeffekt gegenüber ihm selbst auszudrücken. Dies lässt er nicht lange auf sich sitzen & macht sich mehr oder weniger undercover daran, seine Freunde in den Kriegsgebieten Nordafrikas zu retten bzw. ihnen zu helfen, sich so mehr als nur den alten Respekt & die Liebe wiederzuholen... doch warum geht es ihm wirklich & wie steht er letztendlich zum Krieg?
Neben der epischen wie emotionalen, oft regelrecht kitschigen Story, bietet das legendäre britische Leinwandepos viele Superlative, macht seine Sache als Literaturverfilmung top. Allen voran seine Schauspieler & Sets bzw. Wüstenpanoramen sind große Klasse. Wie der kleine Bruder von Lawrence von Arabien, wurden hier keine Kosten & Mühen gescheut. Kein Zweifel, dass es eine der prestigeträchtigsten Produktionen des britischen Studios war, das das britische Studiosystem auf seinen Zenit der Macht war & viel auf dem Spiel stand. Motivation, Propaganda & Unterhaltung gingen im Gleichschritt.
Darstellerisch versammelten sich natürlich ebenso ein paar der schicksten & teuersten Gesichter des vereinigten Königreichs & spielen ihre Parts routiniert runter, wobei keiner extrem heraussticht. Eine homogene Truppe der Extraklasse & alten Schule. Teilweise trifft hier Abenteuer auf Romantik auf Ehre auf Krieg - in einer Art, wie es nur damals möglich war. Wie aus einer bunten, naiveren Zeit vor unserer Zeit. Ein echter Klassiker, formal wie erzählerisch & von seiner Einstellung erst recht. Mag man wie ich, oder kann man nichts mit anfangen. Ich kann mich an den Bildern & der heldenhaften, verklärten Atmosphäre kaum satt sehen. Nicht nur aus historischer & filmhistorischer Sicht. Technicolor-Beauty, Bombast-Soundtrack, Larger-Than-Life-Feeling - Kitsch muss man aber ab können.
Fazit: altmodisches aber schickes Kriegsdrama, dass ebenso durch seine tolle Panorama-Optik/-Schauplätze wie seine angestaubte Einstellung zum Krieg auffällt. Eindeutig Pre-WWII & ebenso eindeutig die beste der vielen "Vier Federn"-Versionen.