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Neben True Legend, Yuen Woo-pings Rückkehr auf den Regiestuhl nach zehnjähriger Abstinenz und Ding Shengs Little Big Soldier einer der von vornherein interessantesten Filme des bis über die Leistungsgrenze hinaus gestopften Chinesischen Neujahres, dass schon wegen der Fülle an sonstigen, meist Komödie und oder Romanze behandelten Angeboten unweigerlich auch seine kommerziellen Verlierer nach sich ziehen musste. Daniel Lees Eigenkreation 14 Blades, dessen Ideengeber und Mit-Autor er auch war, stellt sich dabei als vor allem visuelles Ideal heraus, dass sowohl von Phantasie als auch Phantastik einer auch den Mythos erschaffenden Einbildungskraft als auch einer physisch seienden und so wirkenden Projektion des Schönen lebt. Eine subjektive Philosophie von zuweilen staubigen, zuweilen atmosphärisch nebligen und zwischen wenig Licht und mehr Schatten wabernden sensuellen Anschauung, deren begehrliche Individualität zuvor schon in Three Kingoms: Ressurection of the Dragon bis zum Exzess zelebriert schien, hier aber diese Schranken auf der Jagd nach dem Genuss nach oben hin mit flüchtigen Augenblicken des Niedagewesenen und Momentaufnahmen der Edelphotographen noch einmal durchbricht.

Ähnlich wie dort wird sich an einer zwischen sanften Braun bis hin zu pechschwarzer Dunkelheit reichenden Bandbreite an Farbgebung satt gesehen, deren Materialismus mit einigen wenigen, dann aber auch schilderns- und schillernswerten Prachtbauten ganz unterschiedlicher Epochen und Stimmungen unterstützt wird. Befindet man sich erst noch in einem düsteren Albtraum aus Folterkeller, Gefangenenkerker und sektenartigem Unterschlupf, so weicht man bald in die anhaltende Weite verschiedener Landschaften von Grasland bis zur Wüste aus, um sich letztlich in beinahe verfälschender Tendenzen einer Karawanserei wiederzufinden, die gen End gar den Gegensatz zu einem steinigen italienischen Western der Sechziger und Siebziger vergangenen Jahrhunderts sucht und findet.

Verschiedene Erfahrungswege, die man ohne Prätention, aber mit dem gewissen Gefühl schon künstlicher und bewusst produzierter Poesie betritt; eine nahezu unorthodoxe Martial Arts Realität, mit stilistischer Garantenpflicht und somit Kausalzwang für die Geschichte:

Am Ende der scheidenden Ming-Dynastie. Der amtierende Kaiser schützt sein zusammenbröckelndes Reich mit Hilfe der Jinyiwei, der brocade guards, einer geheimen Schutztruppe bestehend aus ehemaligen Waisenkindern, die von frühester Zeit an zum Töten gedrillt und zum Gehorchen herangezogen wurden. Als counselor Zhao Shenyan [ Damian Lau ] eine Revolution gegen die Tyrannei der Herrschaft plant, entsendet der zusammen mit Prince Qing [ Sammo Hung ] ebenfalls nach Macht strebende Eunuch Jia Jingzhong [ Law Kar-ying ] genau diese Wachmannschaft unter Führung von Qinglong [ Donnie Yen ], um den vermeintlichen Verräter zu beseitigen; nach getanem Auftrag will er zudem die losgeschickte Truppe als Sündenbock einer Verschwörung kennzeichnen und vom ebenfalls Jinyiwei-Mitglied Xuan Wu [ Qi Yu-wu ] ausschalten lassen. Als Qinglong als Einziger nur knapp mit seinem Leben entkommen kann und unter Benutzung des Eskortgeschäfts von Qiao Yung [ Wu Ma ] und seiner Tochter Qiao Hua [ Vicky Zhao Wei ] verletzt die vorläufige Flucht antritt, werden Prince Qings Adoptivtochter Tou Tou [ Kate Tsui ] und Fa Huang [ Chen Kuan-tai ] als Attentäter beauftragt. Hilfe kann Qinjglong jetzt nur von "Judge of the desert" [ scene-stealer Wu Zun ], dem Anführer der Sky Eagles, einer Räuberbande erwarten.

Dramaturgische Grundzüge dessen beruhen auf Tony Lius Secret Service of the Imperial Court, einem der späteren und dafür noch recht angesehenen und mit Ruf hausieren gehen könnenden Shaw Brothers Produktionen, von denen in letzter Zeit und auch zukünftige so einige Vorlagen als Quelle aktuellen Schaffens dienen konnten. Fragmentarisch könnte man allerdings auch andere Varianten der Aufbereitung zu Rate ziehen, treten blaudunstige Erinnerungen an A Deadly Secret ebenso wie an den auch in geplanter Modernisierung befindlichen Flying Guillotine auf, ohne sich aber zu sehr allein auf diesen Zitatenschatz verlassen zu müssen. Da die verworrene Seelen[k]lage der Zentralfigur die gleichfalls zerrüttete Gesellschaft widerspiegelt, wird im ansonsten historisch-epischen Porträt der Welt auch die psychologische Ziergliederung seines Charakters und die scheinbar erstmalige Annäherung an eine Frau als Partnerin nicht vermieden, auch wenn die Personen im Grunde mehr optisch gestaltet als innerlich beschrieben sind und sich auch nicht wirklich nahe kommen.

Dazu ist man zu sehr auf Sprache, Stil und Aufbau gefeilt und so mit Verweisungsstreben auf reine Formschönheit bedacht, ein wenig zyklisch gegliedert und mit Temposchwankungen bis hin zum kurzen Stillstand, knappen ausdünnenden Abschweifungen und symbolhafter Ehrenpflicht versehen, als dass man noch eine emotionale Tiefenforschung anerkennend berücksichtigen kann. Die hiesige Zivilisation im Niedergang, die Totalität eines korrupten Staates und das Gefühl einer bevorstehenden Übergangszeit dienen allerdings dazu, zahlreiche Ausflüge in stimmungsmäßig verschiedene Bezirke einer ungehemmt schwärmenden, kraftschnaubend majestätischen Traumwelt irgendwo zwischen Wuxia, Spaghettiwestern und Märchen aus Tausendundeiner Nacht zu erschaffen. Ein feierlich fixiertes Monster von Schaubild, dass in seinen äußerlichen Spannungen und Reizungen schon beinahe dichterische Rechtfertigung in Anspruch nimmt.

Ähnlich gilt dies natürlich auch für die sich mehr und mehr erhärtende Einbindung der Actionszenen, deren individuelle expressionistische Besonderheit zuweilen wie ein Irrgarten aus antreibenden Schnitt und überraschend makellosen Effekten erscheint, anderseits aber auch einige erstaunlich voluminöse Totalen voll allbdeutsamer spekulativer Wahrnehmung aufweisen können. Besonders der Reiter- und Bombenangriff auf das komplett orientalisch anmutende Wüstenei der „Wild Geese Gateway“ birgt neben einem großartig faszinierenden Rhythmus und prall detonierenden Einschlägen eine auch erstaunlich selige Intensität in sich, ein streng überwachtes Chaos perfekter Illusionsbühne, mit dem Miteinander von östlicher Energie und westlichen technischen Perfektionismus. Die Martial Arts Szenen stattdessen sind eher ein wenig kurz, mehr balladenhaft als konkretisierend und eher positiv konservativ als selbsttätig original aneinandergereiht, um an diesen weitschauend explosiven Tatendurst anknüpfen zu können.

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