Der ehemalige Gangster Mattei lebt ein zurückgezogenes Leben, welches er seiner Frau und seinen Kindern widmet. Seine Macht gab er schon vor einigen Jahren ab. Das hinter eine Gruppe von unbekannten Killern nicht, ein Attentat auf Mattei zu verüben: In einem Parkhaus wird Mattei von 22 Kugeln getroffen, überlebt doch schwer verletzt. Er will blutige Rache an den Tätern doch auch die Polizei mischt noch mit.
Richard Berry macht den Einstieg in 22 Bullets dem Zuschauer wirklich nicht leicht. Ohne Informationen wird man in einen brutalen Überfall maskierter Männer auf einen Familienvater in einem Marseiller Parkhaus hineingeworfen, der dann eben von jenen 22 Kugeln perforiert wird und dennoch überlebt (was nicht unbedingt für die Professionalität des schießwütigen Killerkommandos spricht). Ständig werden neue Charaktere ins Rennen geworfen und die erste halbe Stunde versteht man wirklich nur den sprichwörtlichen Bahnhof.
Warum der Anschlag auf Mattei genau verübt wurde kommt dabei nie so ganz klar raus. Verübt von einem Jugendfreund wegen angeblicher Drogengelder, wie es der Film anspricht, macht eigentlich keinen Sinn, denn er bezieht mittlerweile seine Gangsterpension, ist seit Jahren aus dem Geschäft und möchte sich nur noch auf Familie, Meer und der geliebten Opernmusik konzentrieren. So wird der Aussteiger eben wieder zum Einsteiger, selbst Schuld ihr Bösewichter.
Die sparsam gesetzte Action ist zwar sehr hart und blutig, aber nicht die Hauptintention der Produktion. Leichenberge werden keine aufgetürmt, denn Mattei setzt noch auf die alten Mafiatugenden, keine Drogen, zeige dein Gesicht wenn du jemanden tötest und halte die Familie in Ehren, das hat schon ziemlich etwas patenhaftes. Sobald allerdings klar ist, wer hinter dem munitionsreichen Angriff steckt, greift das Rachemotiv, indem eigentlich übflüssig auch noch die Polizei in Form einer Ermittlerin eingreift.
Das Selbstjustizmotiv wird dabei aber ziemlich runtergespielt. Mattei erscheint dabei fast als Ehrenmann, der er zwar geworden ist, aber dennoch einige Leichen auf der Straße zurückläßt. Moralisch kann man zwar erkennen, das er entweder nur seinen Sohn retten will, oder eben den Ehrenkodex wiederbelebt, aber der Umgang damit ist doch recht lax. Nicht gebraucht hätte es auch die Figur der Kommisarin, der man auch noch einen tragischen Background verpaßt (alleinerziehend, Mann getötet, Alkoholprobleme), die eigentlich wenig zur Handlung beiträgt.
Insgesamt weiß 22 Bullets aber zu überzeugen. Er ist deutlich ruhiger als seine amerikanischen gleichgelagerten Kollegen und hat mit Jean Reno eine charismatische Figur im Zentrum, die überzeugen kann. Man hätte noch etwas an der Struktur feilen können (weniger und klarer ausgearbeitete Charaktere), aber sonst gute Thrillerunterhaltung.
7/10