Staffel 1 - 9,5/10
Staffel 1
Als Fernsehen erwachsen wurde
Zuerst habe ich darauf gewartet, dass diese „Serie aller Serien“ irgendwann endet und ich nicht unnötigen Cliffhangern ausgesetzt bin. Da ich eh schon recht spät zur Party war, kein großes Opfer. Man muss auch nicht immer mitreden können. Selbst bei der womöglich „besten Serie aller Zeiten“. Dann legte ich sogar noch ein paar Monate Geduld obendrauf, um die 4K-Komplettbox abzustauben. Wenn dann richtig, wenn dann Perfektion. Und dann hatten ein paar andere Serien und Staffeln noch den Vortritt, die vor allem meine Frau noch sehen wollte. Nun aber passte dieses epische TV-Mammutprojekt auch ihr endlich ins Programm und den Kram, „Game of Thrones“ flimmerte mit auch endlich bei uns über den Bildschirm. Meiner besseren Hälfte gefällt's nicht gut genug um weiter mit am Ball zu bleiben. Für meinen Geschmack hat sich das Warten gelohnt.
„Game of Thrones“ Staffel 1 ist eine der besten Seasons an Fernsehprogramm, die ich je gesehen habe. Vielleicht nicht komplett perfekt, die totale Sucht hat sich auch bei mir noch nicht eingestellt - aber ohne Frage und jeden Zweifel erhaben, prägend für TV sowie Zuschauer, zutiefst beeindruckend und mächtig. Kurz: seinen Ruf und jede Vorschusslorbeere wert. In den ersten, fast schon legendären zehn Episoden werden im Groben die drei großen Parteien von Westeros und ihre Konflikte vorgestellt, von den heldenhaften Starks über die fiesen Lannisters bis hin zur zuerst unschuldigen und dann feurigen letzten Nachfahrin der Targaryens. Alle im Endeffekt mit einem Ziel: der eiserne Thron und die Herrschaft über alle anderen…
Staffel 1 von „Game of Thrones“ punktet ab Minute 1. Mit seiner eindringlichen Titelmelodie, die zu den besten Scores im TV-Bereich aller Zeiten gehört. Mit seinen hochwertigen Schauplätzen, Bildern und Effekten. Mit perfekt und charismatisch besetzten Figuren. Mit einer klaren Anordnung und der Vorstellung aller wichtigen Personalien, Ländereien, Ziele. Das setzte die Messlatte in Sachen Fernsehen unweigerlich in schwindelerregende Höhen, die bis heute seitdem kaum mehr erreicht oder gar getoppt wurden. Doch all die Optik und der Bombast (obwohl die ganz großen Schlachten und Massenzenen in diesem ersten Jahr noch clever umschifft werden) ist noch lange nicht alles oder das Herzstück dieses TV-Meilensteins. In dieser Rolle würde ich viel eher den intelligenten Aufbau nennen, der mit Konkretheit, Knappheit, Verkürzung, Intelligenz und fast schon Understatement immer genau auf den Punkt bringt, wer wo ist, wer wer ist, wer warum so ist und wie alle zueinanderstehen, was in der ellenlangen Vergangenheit und den Stammbäumen passiert ist, was da noch kommen könnte.
Diese enorme Ökonomie und Genauigkeit ist nicht nur zeit- und platzsparend, sondern zieht einen ungefiltert in diese breitgefächerte Fantasywelt hinein. Egal wie kompliziert und weitläufig diese auch sein mag. Alles bleibt übersichtlich, alles bleibt strukturiert, alles bleibt nachvollziehbar. Und natürlich jetzt schon sehr spannend. Sex. Krieg. Drachen. Zwerge. Intrigen. Gewalt. Familie. Ein Kraftpaket von einer Serie. HBOs Finest. Ein exzellenter Prolog bzw. erste Bestandsaufnahme aller Figuren dieser blutigen Mischung aus Schachspiel und Schlachtengemälde. Und dabei habe ich noch gar nicht darüber geredet, wie hier absolut radikal ein Gefühl der Unsicherheit und Gefahr aufgebaut wird, in dem ausnahmslos jede Figur sterben kann, ein Zustand, von dem andere Serien nur träumen können. Macht Lust auf mehr. Und da kommt ja noch viel, viel mehr…
Fazit: auch heute noch ein Gamechanger & Gigant - die erste Staffel von „Game of Thrones“ setzte Maßstäbe und ist einer der feinsten Momente, die das moderne Fernsehen hervorgebracht hat. Kino im Wohnzimmer. Wegweisend und wunderschön. Maximal episch und der Anfang von etwas ganz Grossem! (9,5/10)