"Ein König ist nie sicher."
Staffel 3 von "Game Of Thrones" konnte das Publikum schocken, wie nie zuvor. Die sogennante "Rote Hochzeit" nahm dem Publikum gleich mehrere Sympathiefiguren von den ohnehin nur wenig vertretenen endgültig weg. Auch in der vierten Staffel der epischen Fantasy- / Mittelalter-Saga ist der Umgang mit handlungstragenden Figuren weiterhin sehr rau. Diesmal kann man aber geradezu aufatmen, dass es auch gehasste Figuren trifft.
Die vierte Staffel behandelt in etwa die zweite Hälfte des dritten Originalbands "A Storm of Swords". Sie setzt direkt an den Abschluss der dritten Staffel an. Offene Handlungsstränge werden zielstrebig weitergeführt, wodurch keine Zeit zur Aufarbeitung der vorherigen Geschehnisse bleibt. Nach einer Staffelpause ist es also zunächst etwas schwer, den zahlreichen Handlungssträngen der versprengten Figuren zu folgen. Aber dies gibt sich mit der Zeit.
Die Handlung um das Haus Stark sowie Targaryen kommen etwas zum erliegen. Im Fokus stehen diesmal Spannungen innerhalb des Hauses Lannister, den zugehörigen Einflüssen des Hauses Martell und Tyrell sowie einer epochalen Auseinandersetzung zwischen den Wildlingen und der Nachtwache im Norden. Die vielen weiteren Erzählstränge wirken dagegen erheblich kleiner, werden aber sinnvoll eingebunden und ergeben gerade zum Finale hin ein großes Ganzes.
Von der Dramaturgie geht Staffel 4 andere Wege als die bisherigen. Bereits am Ende der zweiten Episode kommt es diesmal zu einem wendungsreichen Vorfall, der über die restlichen 8 Folgen von Bedeutung ist. Folge 3 bis 5 bauen die Figuren und ihre Aufgabenstellungen weiter aus. Diese treten erzählerisch ein wenig auf der Stelle. Dafür fühlt sich die zweite Hälfte der Staffel wie ein einziges Finale an.
Dies liegt an 2 bedeutenden Folgen, die sich mit einer Gerichtsverhandlung und einer Schlacht beschäftigen. Ersteres fällt zwar eher dialoglastig aus, enthält jedoch unglaublich spitzfindige Bemerkungen und einen atemberaubenden Abschluss. Folge 9 erweist sich als annäherndes Schlachtenepos im Kinoformat. Die dynamische Kameraführung, der aufgeteilte Konfliktherd, die direkten Kampfchoreographien sowie die visuellen Effekte ergeben ein harmonisches Ganzes.
Das unbeständige Figurenensemble "Game Of Thrones" findet Neuzugänge, deren Darsteller schnell eingespielt sind. Besonders der charmante Pedro Pascal sticht aus diesen heraus. Die bisherigen Darsteller bleiben ihrer Performance treu und erweisen sich als zuverlässige Interpreten ihrer moralisch sehr ambivalenten Figuren.
Intrigen, blutige Zweikämpfe, epische Schlachten, wendungsreiche Ereignisse, nackte Haut, ambivaltente Figuren. Staffel 4 der hoch dekorierten Serie setzt die hoch angesteckte Messlatte ohne gefühlte Einschnitte weiter fort. Die unzähligen Handlungsstränge überladen zwar die Geschichte und ein paar Längen muss man für den Aufbau ebenso hinnehmen. Von den neuen 10 Folgen sind 7 allerdings so unglaublich spannend, bluttriefend, melodramatisch und scharfsinnig, dass man von einer erneuten Perfektion reden kann. Selbst die zwar verbesserten, dennoch immer noch leicht künstlich eingebetteten Effekte nehmen der Illusion nichts mehr von ihrer immensen Wucht.
10 / 10