BD 2. Staffel
Ich sehe mir die zweite Staffel zum nunmehr dritten Mal schon parallel zur gerade angelaufenen 3. an, und muss schon sagen, dass ich da eine dramaturgisch ganz außerordentliche Komposition vor mir habe: erstmals in der Geschichte der Fernsehserie, einem Medium das ich nun schon über zwanzig Jahre intensiv verfolge - seit ich auf einem Schulbasar mal ein kleines französisches Büchlein dazu erstanden habe -, scheint es gelungen zu sein mehrere Staffeln in einer Art und Weise aufeinander zu beziehen, dass sie sich selbst noch ergänzen können.
"Babylon 5" gebührt dabei bekanntlich das Verdienst erstmals ein Gesamtkonzept stringent bis zu seinem (bitteren) Ende verfolgt zu haben. Hier scheint dafür, in Zusammenarbeit mit dem kontemporären Autor, noch viel mehr gelungen zu sein: so ist mir gleich aufgefallen, dass sich ganze Szenen des Beginns der zweiten Staffel im darauffolgenden Jahr widerspiegeln, Handlungsstränge welche in der zweiten eröffnet werden, erst dort ihre Conclusio finden. Ob in der neu eingeführten Figur einer Ärztin, mit welcher der eine König anbandelt, oder der zunehmenden Alienation gegenüber dessen Mutter - die so auch nicht in den Romanen vorkam: alles steuert auf die "Rote Hochzeit" hin, welche demnach auch in der Serie von langer Hand vorbereitet wurde. Aber eben nicht im Sinne eines ausgewiesenen Plots, sondern als kunstvoller Verwebung: insofern sieht zwar vieles in dieser Oper nach Seife aus, wenn einzelne Szenen für sich betrachtet werden, für das Gesamtergebnis kann das aber nicht gelten, denn da steht sie doch weit über Gassenhauer wie "The Walking Dead", die viel freizügiger und beliebiger mit ihrer Zeitökonomie umgehen (können).
Die Serie ist selbst sozusagen ein Intrigenspiel, aber dürfte es nicht auch ein wenig länger werden: zehn Folgen à 50 Minuten sind doch ziemlich wenig und ein enger Spielraum der "Game of Thrones" zu einer unglaublich unerbittlichen Angelegenheit macht. Jeder Blick auf alle Kontinente will offenbar wohl überlegt sein, die umfangreichen Romane müssen überall erst hineingequetscht werden usw. Dass immer wieder noch zentralste Hauptfiguren sterben (müssen), was in einer Telenovela oder Seifenoper ebenfalls undenkbar wäre, aber das zentrale Merkmal der Franchise fast ausmacht, kommt da nur noch kurz hinzu.
Mag sein, dass "Game of Thrones" mit ihren szenischen Abfolgen, politischen Implikationen und Spannungsbögen keineswegs mit dem besten mithalten kann was das gegenwärtige Fernsehen schon zu bieten hat, wie etwa "Homeland". Als ganzes genommen halte ich das Werk jedoch mittlerweile schon für unschlagbar - wenn denn alle mindestens sieben Staffeln bis 2017 auch so durchgehalten werden können: es wird ja nicht weniger, sondern immer mehr.
Die audiovisuelle Dichtung erinnert mit ihren Weglassungen und Hinzufügungen dabei sicherlich ein wenig an die Walsh-Boyens-Jackson-Del-Toro-Bearbeitungen Tolkiens, die ihrerseits teilweise schon arg gewagt waren, aber anders scheint das Unternehmen halt keineswegs zu bewerkstelligen.
Die hiesigen BDs zur zweiten Staffel enttäuschen in anderer Aufmachung zum selben Preis wie die ersten allerdings: es ist zwar immer noch so, dass Blu-ray gegenüber HDTV jedenfalls bei "Game of Thrones" und "Lost" aufgrund deren Außendrehs und gelungenen Farbabmischungen deutlich gewinnt - bei manchen digitalen Matte Paintings die mir im Fernsehen gar nicht gefallen haben tut es dies sogar umso mehr -, aber auch mir ist aufgefallen, dass der deutsche Ton viel dunkler ist als noch im Fernsehen der Fall. Inhaltlich finde ich die Übersetzung und Vertonung zwar wieder ziemlich gut, aber auch nicht überragend.
Leider fehlt diesmal der beeindruckende Videokommentar zu wenigstens einer Folge, und auch die Auswahl der Sprechenden bei den Audiokommentaren könnte wesentlich vielfältiger ausgefallen sein. Dafür, dass nach zwei Pay-TV-Sendern, und einer zensierten Übertragung ins wenig prestigeträchtige freie deutsche Privatfernsehen, fast ein Jahr auf diese Veröffentlichung gewartet werden musste, schon schade.