Breck Eisners „The Crazies” suggeriert gleich in seinen ersten Momenten, dass es an die Klasse und Größe eines anderen namhaften Romero-Remakes anknüpfen möchte – es beginnt nämlich, wie der „Dawn of the Dead“ von 2004, mit einem Cash-Song. Dass „We’ll Meet Again“ allerdings nicht die Ausdruckskraft und die treibende Dramatik eines „When the Man Comes Around“ besitzt, spricht sinnbildlich für den Größenunterschied zwischen den beiden Filmen.
Von der Story her verläuft anfangs vieles nahe an Romeros Original aus dem Jahre 1973. In einer ländlichen Kleinstadt benehmen sich plötzlich einige Einwohner überaus merkwürdig, staksen z.B. mit der Schrotflinte während eines Baseballspiels aufs Spielfeld oder zünden ihr eigenes Haus samt Kind und Kegel an. Derartige Verhaltensauffälligkeiten, wie sie sich zunächst bei wenigen zeigen, schlagen bald um sich wie ein Lauffeuer. Dann kreuzt das Militär auf und stellt die Stadt unter Quarantäne. Die wissen nämlich, dass der grassierende Wahnsinn wie im Original seinen Ursprung in einem abgestürzten, mit Biowaffen geladenen Militärflieger hat. KZ-ähnliche Methoden werden angewandt und „Erkrankte“ wie Gesunde in Gefangenenlager eingepfercht. Der Sheriff, sein Deputy und zweimal die holde Weiblichkeit können der Gefangennahme entkommen und sind fortan auf der Flucht vor schießwütigen GI’s, wie vor Amok laufenden Mitmenschen.
Biologischer Kampfstoff, Kleinstadt, brave Bürger, die sich in bluthungrige Bestien verwandeln – da fallen einem doch unweigerlich das Splatteraction-Game „Resident Evil“ und dessen Verfilmungen ein. Und in der Tat erinnert das „Crazies“-Remake eher an „28 Weeks Later“ als an das Original von Romero. „Voll geil!“ werden da viele denken, „Gähn!“ dagegen der von der „Massenware: Zombiefilm“ ermüdete Rest.
Der Grund für die Ähnlichkeiten zum Zombiegenre liegt auf der Hand: die Infizierten ähneln in ihrer Vorgehensweise, später sogar in ihrer äußeren Erscheinung eher Zombies als psychisch kranken, triebgestörten Patienten einer Nervenheilanstalt. Das war bei Romero anders: die Schwelle zwischen infiziert und gesund war sehr dünn, man merkte nicht auf den ersten Blick, ob das Gegenüber nun Freund oder Feind ist, allgemein spielte sich der Horror viel subtiler ab.
Ferner hatte „Crazies“ in den 70ern eine ganz andere Bedeutung und Brisanz: Der Vietnamkrieg war in vollem Gange, Nixon stand nach der Watergate-Affäre kurz vor seinem Rücktritt, der Manson-Familie war der Prozess gemacht, „Love, Peace & Harmony“ hatten längst ausgedient… Themen wie Massenhysterie, Angst vor der modernen Kriegsführung und Ohnmacht gegenüber der Regierung standen also im Zentrum des Films.
Was allerdings nicht heißen soll, dass das Remake seine Daseinsberechtigung nicht verdient. Denn in Zeiten von Schweinegrippe und Rinderwahn hat selbstverständlich ein Film über eine Seuche, die ein Endzeit-Szenario einläutet, sehr wohl seine Relevanz.
Nun aber weg von dem, was man hier möglicherweise bemängeln kann oder auch nicht. Im Grunde macht „The Crazies“ nämlich all das richtig, was „Carriers“ falsch gemacht hat, sprich: er ist actionreich, mitunter gut brutal und bis auf ein paar Lücken auch fast nahtlos spannend. Die Infizierten, die mit Knochensäge, Mistgabel und allem, was ihnen so in die Hände kommt, ihre Opfer malträtieren, sorgen insgesamt schon für ordentlich Laune. Und einen Showdown, in dem eine Atombombe explodiert, kann man doch nur als gelungen bezeichnen, oder!? Im Grunde das einzig wahre Ende für einen Film, nicht wahr!?
Fazit:
„The Crazies“ ist definitiv kein schlechter Film. Zwar sowohl von der Stimmung, als auch vom darstellerischen Umgang mit den Infizierten her komplett anders als Romero, lässt man das Original aber außer Acht und stört sich auch nicht daran, dass das Remake nur wenig Innovatives zu bieten hat und auch kaum frischen Wind in das überlaufene Genre bläst, hat man gewiss seine Freude an dem Teil. Zwar eindeutig mehr Zombiefilm als Infizierten-Horror (ich meine, warum muss infiziert sein gleich immer was mit ausrasten und alle umbringen zu tun haben? Wenn ich infiziert bin, meld ich mich krank, flack mich ins Bett und schieb 'ne ruhige Kugel…) aber wollen wir uns hier mal nicht in Haarspaltereien verlieren.