Mitten in seinen besten Jahren bei Cannon wurde Chuck Norris („Invasion U.S.A.“, „The Cutter“) ausnahmsweise mal nicht im Einsatz vermisst und löste mit seinen Delta Force - Jungs auch keine Krisensituationen. Das ist insofern ungewöhnlich, weil man dem bärtigen Sparmimen hier auf die Jagd nach einem irren Serienmörder schickt, dessen Oberstübchen doch arg unaufgeräumt wirkt und der seine Opfer mit einem simplen Genickbruch tötet.
Dieser zumindest teilweise eingeleitete Imagewechsel ist für Norris natürlich eine harte Nuss, die er unmöglich knacken kann und deswegen bleibt „Hero and the Terror“ doch sehr deutlich hinter seinen besseren Filmen der Ära Cannons zurück.
Als passionierter Cop Danny O'Brien, der fast bei dem Versuch den bärenstarken Frauenmörder Simon Moon (Jack O'Halloran, „March or Die“, „Superman“) zur Strecke zu bringen ums Leben kam, sein folgendes Trauma wegtherapieren lassen musste und seine unabhängige Psychiaterin schwängerte, die nun mit ihm zusammenzieht, muss Chuck Norris mehr mimische Fähigkeiten aufbringen als bis dato während seiner gesamten Karriere und das gelingt ihm natürlich leider nur marginal. Auch wenn er sich nicht so lächerlich wie einige seiner Kollegen macht, sieht man ihm bei diversen Intermezzos seine beschränkten mimischen Fähigkeiten schon deutlich an.
Obwohl seine Beziehung zu Kay (Brynn Thayer) ungewöhnlich viel Platz einnimmt, so kann sich der Rest des Films mit den typischen Attributen der Cannon-Produktionen brüsten. Überaus direkt, ohne Twists und ohne Ausschweife wird der Plot abgespult. Simon Moon selbst wird beispielsweise nicht einmal eine Motivation zugestanden. Er ist halt irre und verhält sich wie ein Tier. Das muss ausreichen.
Und das tut es auch, weil William Tannen („Flashpoint“, „The Cutter“) nach der albtraumhaften Eingangssequenz immer wieder ein paar düstere, spannende Situationen kreiert, die sich sehen lassen können und für dezenten Thrill sorgen.
Denn nachdem Moon aus der Anstalt ausbricht und mit dem Wagen eine Klippe hinunterstürzt, aber man seine Leiche nicht findet, ahnt Danny als erster wer hinter der wenige Monate später einsetzenden Mordserie steckt.
Während Chuck Norris sich mit Bankdrücken, gelungenen Onelinern, Wortkargheit und Kurzeinsätzen gegen freche Gangster profiliert, killt Moon ruhig und unbeobachtet im prestigeträchtigen, weil neu renovierten Stadttheater, wohin auch das Finale verlegt wird. Trotz der schnörkellosen Handlung, die natürlich auch einen Bürgermeister bereithält, der Moons mögliche Rückkehr unter den Teppich kehren will, fehlt „Hero and the Terror“ vor allem zur Filmmitte der Kick, da Bobbys private Beziehung zu Kay zunehmend auf dem Prüfstand steht und weniger Zeit für Moon bleibt.
Steve James („American Ninja”, „Avenging Force”), der seinen gewinnende Persönlichkeit hier leider gar nicht ausspielen kann und an der Seite von Michael Dudikoff doch weitaus effektiver agiert, und Billy Drago („Delta Force 2: The Colombian Connection“, „Lunarcop“), der auch lieber bei seinen Bösewichterrollen bleiben sollte, werden beide enttäuschend nebenbei verheizt und können sich so gut wie gar nicht einbringen.
Trotz der durchsichtigen Geschichte kann „Hero and the Terror“ sich allerdings eine fast kontinuierliche Atmosphäre bewahren, die vor allem im düsteren Theater, der Hauptschauplatz des letzten Drittels, sticht. Mit seinen ganzen verwinkelten, unübersichtlichen und schlecht ausgeleuchteten Zwischenräumen, Gängen und Räumen wird die Suche nach Moon zu einer kribbeligen Angelegenheit, zumal Chuck Norris mit dem kräftigen Burschen keineswegs nur leichtes Spiel hat.
Viel Martial Arts oder gar Shootouts sollte der B-Action-Fan dabei jedoch nicht erwarten, denn der Film versteht sich schon als Thriller, auch wenn dafür sein Plot eigentlich zu simpel ist. Es sind demzufolge immer die privaten Momente Bobbys, die „Hero and the Terror“ wieder ausbremsen, erhalten sie doch eine zu hohe Gewichtung und stören die Suche nach Moon immer wieder empfindlich. Dass zwischenzeitlich zu den Wehen Kays auch noch Humor einsetzt, passt darüber hinaus überhaupt nicht zum Film, auch wenn es nur kurz währt. Als Versöhnung gibt es zum Schluss immerhin eine zünftige Brachialprügelei, die dem guten Chuck richtige Knochenarbeit abfordert.
Fazit:
Optisch und atmosphärisch überzeugt „Hero and the Terror“ ähnlich wie die meisten Cannon-Filme dieser Zeit, doch das Drehbuch enttäuscht daneben schon deutlich, müht es sich doch verzweifelt Bobbys Privatleben mit dem Fall im Gleichgewicht zu halten und scheitert nicht nur aufgrund von Norris’ Qualitäten, die natürlich woanders liegen. Ein paar gelungen inszenierte Momente, ein versöhnlicher Abschluss und ein wenig Spannung gereichen dann immerhin noch zum Durchschnitt, denn in den Neunzigern servierte der Hauptdarsteller viel erbärmlichere Kaliber.