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Die meisten Filme aus Deutschland halte ich für totalen Schrott. Allerdings kommen alle paar Jahre immer wieder mal ein paar deutsche Filme die "erträglich" bis "anschaubar" sind, wie bspw. Till Schweigers "Barfuß" oder "Keinohrhasen". Doch in noch längeren Abständen, so ca. alle 8 bis 10 Jahre, kommen deutsche Filme, die auch mit den wirklich großen Filmen aus Hollywood mithalten können. Filme wie "Das Experiment", "Das Boot", "Der Untergang", "Das Leben der Anderen" oder auch "Der freie Wille" sind wirklich die seltensten Exemplare in Deutschland. Mit "Vincent will Meer" hat man nun endlich wieder solch einen Oberkracher abgeliefert. Dieser Film betritt absolut neues und auch sehr gewagtes Terrain, was sicherlich einige Kritiker erzürnen könnte. Doch der Film geht sehr liebevoll und feinfühlig mit solch einem schwerwiegenden Thema um. Es gibt auch unfassbar viel zum Lachen, auch wenn der Film sich zu keiner Stunde über irgendeine Behinderung lustig macht. Die Story ist eigentlich total simpel erklärt : 3 Menschen (2 Jungs, 1 Mädchen) mit Behinderung brechen aus einem Pflegeheim aus, klauen ein Auto und wollen in den Süden, ans Meer. Ich habe ja so schon eine enorme Schwäche für Road-Movies, doch das ausgerechnet aus Deutschland mal ein guter Road-Movie kommt, der vor allem mit den meisten Hollywood-Road-Movies locker mithalten kann, hätte ich nie für möglich gehalten. Aber was macht den Film so meisterhaft? Nun, allen voran muss man natürlich die Schauspieler loben. Besonders Florian David Fitz, in der Rolle als den am Tourette-Syndrom erkrankten Vincent, liefert eine atemberaubende Superleistung ab, die alle Bambi & Co Auszeichnungen vollkommen rechtfertigen. Aber auch die wunderbare Karoline Herfurth, eine der ganz wenigen guten deutschen Schauspielerinnen, in der Rolle als die mager-süchtige Marie, überzeugt auf ganzer Linie. Mit Sicherheit eine ihrer besten, wenn nicht sogar ihre bisher beste Filmrolle. Und auch der bis dato völlig unbekannte Johannes Allmayer, in der Rolle als Alex, der an einer ganz schlimmen Zwangsneurose leidet, kann hier in allen Punkten überzeugen. Natürlich spielt auch Heino Ferch, also Vincents Vater, eine gewohnt zufriedenstellende Leistung ab, auch wenn der "Wandel" des Vaters mein einziger Kritikpunkt bei diesem Film ist. Seine Entwicklung wirkte etwas zu hastig und plump auf mich, wodurch es, aber nur minimal, ein wenig unglaubwürdig wirken könnte. Ansonsten konnte ich wirklich keinerlei Sachen entdecken, die mir völlig gegen den Strich gingen. Der Film macht einfach alles richtig, vor allem bei dem bereits erwähnten Humor. Auch das Ende ist ein absoluter Genie-Streich, da es ein Ende ist, dass sowohl Happy-End Fans, als auch Anti-Happy-End Fans zufrieden stellen wird. Meine Empfehlung geht ganz klar an ALLE Road-Movie Fans da draußen, die sich von einem deutschen Film nicht abschrecken lassen. Ich weiß, Deutschland produziert meistens den größten Film-Müllhaufen überhaupt, doch mit "diesem" Film steht der deutsche Film wieder etwas besser da.


Fazit : Seit "Der Untergang" und "Das Experiment" konnte mich kein deutscher Film mehr so sehr berühren wie "Vincent will Meer". Neuartiges deutsches Kino der Extraklasse. Anschauen ist knallharte Pflicht und ich finde es sehr bedauerlich, dass uns dieser atemberaubende Film nicht bei den Oscars vertreten darf.


9/10

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