Review

Wenn ich eine verstaubte Videohülle von "Something Weird" aus einer Kiste hervorkrame, bin ich definitiv nicht überrascht, wenn ich dann feststelle, dass hier in der OFDb noch niemand etwas über den alten Sexploiter geschrieben hat. Ich finde es zwar schade, dass man zum Beispiel (noch) nichts über BAT PUSSY lesen kann, über die inhaltliche Qualität einer Filmdatenbank sagt dies aber natürlich nichts aus.

Dass in dieser großen und umfangreichen Datenbank über zahlreiche Filmklassiker aus Deutschland – zum Beispiel von Rainer Werner Fassbinder – bisher nichts geschrieben wurde, man aber einhundertelf HOSTEL-Reviews anklicken könnte, sagt leider sehr viel aus...
Auch dass dieser höchst interessante (TV-)Skandalfilm aus dem Jahre 1974 bis heute hier noch nicht einmal von einer einzigen Person benotet wurde, konnte ich kaum glauben.

DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA spielt in der Zukunft. Ein Großkonzern namens GOMORRHA INC. hat seine letzten Konkurrenten aufgekauft. Die Firma hat einen Apparat entwickelt, der zu einem gigantischen Verkaufsschlager avancierte. Der Apparat, von der Größe her mit einem Sarg vergleichbar, erfüllt die verschiedensten Bedürfnisse des Benutzers. Die körperlichen, psychischen, emotionalen – und natürlich auch die sexuellen.

Mary gehört zu den letzten Einzelhändlerinnen. Männer bezahlen ihr Geld für Liebe (beziehungsweise für ihren schlanken Körper). Der Apparat von GOMORRHA INC. ist jedoch eine zu große Konkurrenz, sie verliert immer mehr Kunden. Eines Tages wird auch ihr ein solches Gerät in ihre schäbige Wohnung geliefert. Der Konzern hat mittlerweile so viel Macht, dass sie dazu gezwungen wird, die teure Miete dafür zu bezahlen. Im Gegensatz zu ihr ist ihr Freund begeistert, er liegt fast nur noch in dem futuristischen Apparat.

Mary entschließt sich, etwas zu unternehmen. Sie trifft den Erfinder des Apparates, einen gewissen Plutonius. Sie kann ihn davon überzeugen, dass es sehr schlecht ist, wenn immer mehr Menschen von dem Gerät abhängig werden. Menschliche Beziehungen gehen auseinander, die ganze Welt verkümmert, da sich so viele Leute nur noch der virtuellen Realität hingeben.
Aber nur wenige haben den Mut, sich gegen die Versklavung auflehnen. Die geldgierigen Bosse von GOMORRHA INC. sind bereit, für ihr Produkt zu töten...

Die Ausstrahlung von DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA wurde in Deutschland zum Fernsehskandal 1974. Der damalige Programmleiter entschuldigte sich nach den vielen empörten Zuschauerreaktionen. Und der Film wurde nie wieder gezeigt.
Diese negativen Reaktionen mancher Zuschauer hatten nichts damit zu tun, dass Mascha Rabben – wie so oft – rasch nackt zu sehen ist. Der Film war seiner Zeit einfach zu weit voraus.
Das Unverständnis vieler Zuschauer sorgte leider auch dafür, dass kaum noch Geld in solche innovative und einzigartige Filmprojekte investiert wurde.

DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA könnte man als eine Art Fortsetzung des ebenfalls genialen WELT AM DRAHT, der kurze Zeit vorher veröffentlicht wurde, bezeichnen. Auch wenn die beiden Filme optisch und inhaltlich enorme Unterschiede aufweisen.
In WELT AM DRAHT ist die Videoüberwachung ein zentrales Thema, in DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA ist es das skrupellos ausgenutzte Machtmonopol einer Firma und die daraus resultierende Abhängigkeit des einzelnen Verbrauchers.

Visuell hat mir DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA bestens gefallen. Die schwarzweißen Aufnahmen sorgen für eine gelungene Weltuntergangsatmosphäre.
Mascha Rabben ist als Hauptdarstellerin bestens geeignet, auch die meisten anderen Darsteller spielen sehr überzeugend.

Gemeinsam mit dem bereits erwähnten WELT AM DRAHRT und dem ebenfalls kaum bekannten DECODER (1984), ist DIE LETZTEN TAGE VON GOMORRHA meiner Meinung nach der interessanteste Film dieser Art (aus Deutschland).

Das Punktemaximum!

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