Review

L.A. ist short for Love Actually

Ob Gary Marshall und Katherine Fugate sich haben von Richard Curtis inspirieren lassen, weiß ich nicht. Man kommt bei der Filmbetrachtung aber nicht umher, sich an "Love Actually" erinnert zu fühlen und diesen Film als sein amerikanisches Pendant wahrzunehmen. Los Angeles statt London, Valentinstag statt Weihnachten, ansonsten gleiches Konzept und gleiche Struktur. Der Vergleich drängt sich förmlich auf. War der britische Film in seinem Adressieren einer möglichst breitgefächerten Zuschauergruppe Mainstream par excellence, haben die Amerikaner etwas geschaffen, das noch mehr Mainstream ist. Aber im negativen Sinne, denn "Valentine's Day" ist stellenweise doch sichtlich bieder und traut sich nicht viel, offenbart an manchen Stellen gar wertkonservative und Teenager-abstinenzlerische Züge.

Man kann es ja nur als dumm-genial bezeichnen wie Curtis in "Love Actually" mit unfassbarer Schamlosigkeit Romantik, Kitsch und Pathos, guten Humor und idiotische Schenkelklopfer aufeinander gemauert hat in einem Gebäude, das eigentlich kein tragfähiges Fundament besitzt, zusammenstürzen müsste, aber wie durch ein Wunder doch stehen bleibt. Das Ergebnis ist erstaunlich köstlich und "Love Actually" der beste Weihnachtsfilm der 00er Jahre neben "Bad Santa", obwohl Curtis Zwigoff in allen Belangen eigentlich unterlegen ist.

"Valentine's Day" kann in Punkto schamlose Romantik und in Punkto schamloser Humor nicht ganz mithalten, weshalb er im Gegensatz zu "Love Actually" die Schablonenhaftigkeit seiner vielen Figuren, die Oberflächlichkeit seiner vielen Handlungsstränge und das Fehlen eines emotionalen Fundaments nicht kompensieren kann. Er dürfte vermutlich nicht einen ähnlichen Kultstatus erreichen wie Curtis Film. Aber er besitzt etwas, das der Brite nicht hat. Anne Hathaway!!! Die ist natürlich eh anbetungswürdig und wertet jeden Film auf (na ja, bis auf "Bride Wars"). Aber in der Rolle einer Büroangestellten, die sich nebenbei mit Telefonsex ein Zubrot verdient, ist sie absolut göttlich und offenbart während der Telefonie-Szenen ein tolles komödiantisches Talent. Macht großen Spaß, ihr dabei zuzusehen.

Auch ansonsten hat Gary Marshall hier einen okayischen Film fabriziert, bei dem man in vielen Szenen zumindest schmunzeln muss. Mit Sätzen wie "Telling the truth makes everything else seem like a lie" hatte das Drehbuch ein paar helle Momente. Mit einigen Szenen wie zum Beispiel der Versöhnung vor der großen Open Air Leinwand hat der Film einige nette visuelle Einfälle, zeugt im Großen und Ganzen aber nicht von viel Sorgfalt (allein schon die Szene, als Opa und Enkel im PKW fahren und man durch die Fenster sieht, dass sie unverhältnismäßig höher sind als die anderen Verkehrsteilnehmer).

Man kann sich "Valentine's Day" getrost ansehen. Tut nicht weh, ist mal mehr mal weniger unterhaltsam, mal mehr mal weniger lustig, aber zu keiner Zeit berührend (obwohl zumindest die Episode mit Julia Roberts' Soldatin durchaus Potential dazu gehabt hätte).

Details
Ähnliche Filme