Review

"Die Fremde" erzählt eine jedem bekannte Geschichte, welche auch schon oft in TV-Produktion, Serienepisoden oder natürlich auch Kinofilmen thematisiert wurde.
Der Ablauf ändert sich bis auf wenige Schlenker auch nicht wesentlich.
Die Sogkraft des Films wird hauptsächlich durch die intensive Darstellung einzelner Figuren erzeugt. Allen voran durch die Hauptdarstellerin. Die langen und verschieden Szenen in der Familie erzeugen eine authentische Atmosphäre. Auch ist der Film nie pathetisch oder klischeehaft.
Die bekannten Zustände sind nun mal nicht wegzudisskutieren.
Der Film schafft es außerdem, den einzelnen Personen und Situation eine gewisse Vielschichtigkeit zu geben. So ist es auf den einen Seite schwer nachvollziehbar wie eine Famile(Vater) nicht hinter seiner Tochter stehen kann,welche nur Selbstverständliches verlangt.Auf der anderen Seite wird einem bewusst,dass man sich emotional auch nicht so schnell seiner Familie entziehen kann und man trotz Erniedrigungen versucht die Liebe zu ihr nicht zu verlieren.
Leider bleibt mir der Film, gerade in den Beweggründen der einzelnen Personen zu plakativ. Der Eheman ist einfach nur "schlecht" man erfährt nichts über ihn. Warum er seine Frau misshandelt, ob er sie überhaupt liebt und sein Kind. Dies hätte dem Film mehr Tiefe gegeben, aber weitaus interessanter hätte ich die Beweggründe des älteren Bruders gefunden.Dieser scheint seine Schwester schon immer gehaßt zu haben, sie ständig zu unterwerfen und zum äußersten bereit zu sein. Und gerade bei dem Äußersten hat er keine Probleme. Einfach nur den Grund des Druckes der türkischen Gesellschaft für die Rechtfertigung seiner Tat und seines Verhalterns ist , wie gesagt, zu plakativ. Ihm hätte mehr Aufmerksamkeit gebührt. Eigenständige Momente in denen er sich wenigsten Gedanken macht-egal in welche Richtung. Auch wird die Uneinsichtigkeit der Schwester und der Mutter zu unbegründet gelassen.Auch wenn sie sich aus Angst beugen, kann ich die Einstellung des Unverständnisses der Ungerechtigkeiten,welche der Schwester passieren, auch in Momenten in den sie nur zu Zweit sind , nicht verstehen. Mir fehlten eindeutig Gespräche bzw der Gedankenaustausch zwischen Mutter und der kleinen Schwester bzw kleinen Schwester und jüngererm Bruder.

Filmisch gesehen ist die Fremde zu lang geraten, die Entwicklung ist teils zu langsam und es sind zuviele Figuren involviert,welchen nicht genügend Zeit geschuldet werden kann.
Das Mitgefühl ist selbstverständlich da,doch durch das schon oft verwandte Thema mangelt es an Spannung und interessanten Dialogen.Die intensive Darstellung Kekillis mag zwar einiges zu kompensieren, aber als Zuschauer will man mehr handfeste Infos.
Wen dieses Thema also nicht über die Maßen interessiert und mehr wert auf Dramaturgie legt wird einen guten Film mit bekannten Elementen sehen, welcher im Gesamten längst nicht so intensiv ausgefallen ist und etwas spannungsarm daher kommt.

6 von 10 Punkten

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