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Die arrangierte Ehe der in Berlin geborenen Umay (Sibel Kekilli) und dem türkischen Geschäftsmann Kemal ist gescheitert. Sie verlässt die Türkei um mit ihrem Sohn Cem ein gewaltfreies Leben in Deutschland zu führen. Dort wird sie von ihren Eltern wieder aufgenommen, aber ihre Entscheidung können sie aus gesellschaftlichen und moralischen Gründen nicht akzeptieren. Als sie Cem entführen und zu seinem Vater, der Umay mittlerweile als "Deutschländer-Hure" verstoßen hat, bringen wollen, verlässt die Tochter unter Polizeischutz ihr Elternhaus und sucht Schutz in einem Frauenhaus. Nun versucht sie sich und ihrem Sohn ein eigenes Leben aufzubauen und nimmt bald eine Arbeit auf. Allerdings leidet Umay sehr unter der Trennung von ihrer Familie, die währenddessen von ihren Landsleuten wegen der vermeindlichen "Schande" ins gesellschaftliche Abseits gerückt werden...
Regisseurin Dr.Phil. Feo Aladag arbeitete als Werbefilmregisseurin und Drehbuchautorin ("Tatort") bevor sie mit "Die Fremde" ihren ersten abendfüllenden Spielfilm drehte und ein beeindruckendes Plädoyer für die Selbstbestimmung des Menschen schuf! Natürlich steht das bewegende Schicksal Umays - die für viele Frauen steht - im Mittelpunkt, aber auch der Zwiespalt ihrer Eltern und Geschwister zwischen traditionellen Werten und der Zuneigung zu ihrer Tochter bzw. Schwester wird ergreifend dargestellt ohne moralisch vorzuverurteilen. Die Darsteller sind durchweg absolut überzeugend, allen voran Sibel Kekilli ("Gegen die Wand", 2004), die für ihre Rolle den Deutschen Filmpreis 2010 und Preise als beste Schauspielerin auf Filmfestspielen in New York und Gent gewonnen hat. "Die Fremde" ist als deutscher Beitrag für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert. Wobei "fremdsprachig" hier zur Hälfte türkisch mit deutschen Untertiteln bedeutet, was zum Mitlesen zwingt, aber dem Film eine ganz besondere Authentzität verleiht.
Ein wichtiger Film, der mich tief berührt hat. (9/10)

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