Der deutsche Titel „Maschinenpistolen“, was sagt der eigentlich aus?
Nichts, aber der Originaltitel „White Heat“ ließ sich wahrscheinlich nicht befriedigend übersetzen, dabei geht es im gesamten Film um etwas überhitztes...
Cody Jarret (James Cagney) ist ein berüchtigter Gangsterboss. Gleich zu Beginn des Films überfällt seine Gang einen Zug. Dabei passieren mehrere Mißgeschicke, die Cody’s Charakter kennzeichnen.
Ein Bandenmitglied spricht ihn im Beisein des Lokomotivführers mit seinem Namen an, worauf er den unliebsamen Zeugen sofort tötet. Ein Anderer wird zufällig durch heißen Wasserdampf im Gesicht verbrüht.
Cody nimmt ihn zwar wieder mit in das Versteck zurück, aber ruft keinen Arzt, denn am wichtigsten ist, daß keiner ihm den Überfall nachweisen kann.
Zurück mit der Bande in einer einsamen Berghütte, lernen wir seine Frau Verna (Virginia Mayo) und seine Mutter kennen. Als er wieder einen seiner Anfälle bekommt – ihn überfallen plötzlich rasende Kopfschmerzen, eine Krankheit wegen der schon sein Vater in eine Anstalt kam – zieht er sich sofort mit seiner Mutter zurück.
Cody traut Niemandem außer seiner Mutter und versucht ständig seine Umwelt zu kontrollieren.
Nur, er hat durchaus recht mit diesem Gefühl. Big Ed, einer der Bandenmitglieder, versucht ihn zu hintergehen und betrügt ihn mit seiner Frau, die nur an Geld interessiert ist. Virginia Mayo gelingt es sehr überzeugend, trotz ihrer Schönheit immer auch etwas primitiv und berechnend zu wirken.
Als die Polizei auf Grund exakter Spurensuche, einen Hinweis zu Cody’s Gang findet, beschließt dieser sich bei der Polizei wegen eines kleinen Raubes, der zufällig während des Zugüberfalles stattfand, zu stellen. Dadurch bekommt er nur eine kurze Gefängnisstrafe, aber hat ein überzeugendes Alibi.
Die Polizei weiß natürlich, daß Cody nicht der tatsächliche Dieb war, geht aber auf seinen Bluff ein, um ihm einen Spitzel in seine Gefängniszelle zu schmuggeln. Dieser soll sein Vertrauen erschleichen, was sich als sehr schwer herausstellt.
Erst als der Spitzel einen Mordanschlag auf Cody, durch Big Ed initiiert, verhindert, beginnt er Vertrauen zu fassen. Als ihn dann die Nachricht erreicht, daß seine Mutter getötet wurde, bricht er aus....
Aus heutiger Sicht ist sicherlich ein psychopathischer Mörder nichts besonderes mehr. Kaltblütige Killer gibt es inzwischen zu Hauf, aber Cagney gelingt hier etwas, was die meisten späteren Filme dieser Art in den Schatten stellt.
Obwohl an seinem Geisteszustand kein Zweifel besteht und er hier ein paranoides Muttersöhnchen gibt, daß jederzeit einen Menschen töten kann, so ist er hier doch die symphatischste oder besser nachempfindbarste Figur. Die Person, mit der man den ganzen Film über mitfiebert.
Mit Ausnahme seiner Mutter wirken sämtliche anderen Hauptfiguren verlogen :
- seine Frau, die seine Mutter von hinter erschießt, sich aber immer herausreden kann
- Big Ed, der ihn als Bandenboss ablösen und töten will
- Der Polizeispitzel, der sein Vertrauen erschleicht und mißbraucht
Ich weiß nicht, ob Raoul Walsh das so schon damals beabsichtigt hat oder ich das mehr aus heutiger Sicht empfinde. Trotz seiner paranoiden Art wirkt die Motivation Cody’s Jemanden umzubringen immer logisch, zumindest in der perversen Logik des Verbrechens, und nie sadistisch.
Man merkt auch, daß er viele Freunde unter den anderen Gangstern hat, die ihm bedingungslos folgen. Und wenn er einmal Vertrauen zu Jemandem gefaßt hat, dann kann dieser sich wirklich auf Cody als Freund verlassen.
Um so mehr ist ihm seine Enttäuschung anzumerken, als er erfährt, daß sein Freund in Wirklichkeit ein Polizeispitzel ist.
Cagney gelingt mit dieser Figur eine intensive Charakterzeichnung, die sich weit von Klischees und Abziehbildern entfernt und die diesen Mörder für uns nachvollziehbar werden läßt.
In grandiosen Bildern schildert Raoul Walsh den abschließenden Showdown, der Cody und der Leistung Cagney’s gerecht wird .
Ein absoluter Höhepunkt des Genres, wirklich unglaublich heiß! (10/10).