Review

„Knallharte Jungs“ ist ein weiterer Beweis dafür, dass wir Deutschen keine amerikanischen Erfolgsrezepte kopieren sollten, in diesem Fall die populäre Teeniekomödie. Wie es mit dem Vorgänger „Harte Jungs“ aussieht, kann ich nicht sagen, da ich diesen nicht kenne.
Hauptdarsteller unbestimmten Alters (nach Gerüchten ca. 17 Jahre) ist Florian Thomas (Tobias Schenke), dessen Geschlechtsteil vor zwei Jahren (im ersten Teil) angefangen hat zu sprechen. Basieren tut das ganze auf dem Roman „Ich und er“, der schon mal von Doris Dörrie wenig überzeugend verfilmt wurde. Florian, oder Flo wie ihn alle nenne, steht auf dem Schulhof, wo ihn sein kleiner Freund lautstark auf diverse weibliche Wesen hinweist. Überhaupt ist die Welt von „Knallharte Jungs“ voll von hübschen Single-Mädels (in der Realität ist so was eher Mangelware). Die Vorzüge der Mädels preist das kleine Geschlechtsteil auf die gleiche Art wie eine besoffene Männerrunde es tun würde an – und ist dabei ähnlich unwitzig. Flo steht auf Maja (Diana Amft), ein blondes Babe, das allerdings nichts von ihm wissen will.
Auftritt der neuen Lehrerin, eines Blondchens mit Brille. Flos kleiner Freund überredet ihn dazu ihr an die Brüste zu fassen – worauf Flo schon die erste von vielen peinlichen Situationen des Films erlebt. Das ist auch sehr „realistisch“ – die Lehrerin stört sich überhaupt nicht daran, dass Flo ihr zuerst an den Hintern und danach um die Brüste fasst (kann ja mal vorkommen) und ist erst beim festen Zufassen total entsetzt. Wer´s glaubt wird selig.

Weiter geht’s mit dem Hockeytraining, wo sich zwei Mädels beinahe grundlos verprügeln. Resultat: Eine davon bleibt spielunfähig. Diese Unglaubwürdigkeit wird von Flos Kumpel Red Bull (Axel Stein) mit dem coolen Spruch „Wer braucht schon Videospiele? Frauenfeldhockey ist doch die perfekte Mischung aus Sex und Gewalt.“ kommentiert wird. Weil Flo so lange nichts peinliches mehr passiert ist, kriegt er prompt einen Ball an den Schädel, wird bewusstlos und bekommt bei einer Mund-zu-Mund-Beatmung durch Maja vor versammelter Mannschaft einen Ständer. Zwei weitere Kumpel von Flo und Red Bull sind auch noch dabei: Ein Loser mit Brille und ein Loser mit einer Monsterzahnspange. Diese sind anscheinend nur an Bord, damit der dämliche Flo nicht ganz so kläglich aussieht.
Dann geht’s erst mal zur Sexualtherapeutin; diese ist natürlich knapp gewandet (irgendwie beschleicht einen der Verdacht, dass zwei 14jährige das Drehbuch verzapft haben). Kaum bekleidete Frauen bietet das Drehbuch auch später öfter mal (ohne dass das Sinn machen würde); so bekommen wir später auch eine Krankenschwester sowie Tante Eva geboten, die beide wohl nichts mehr herbeisehnen als Sex mit einen Versager wie Flo. Immerhin kann man in dieser Szene ganze zweimal Lachen (Der Sexualtherapeutenwitz und die Anmache).
Weiter geht’s im Eiscafe, wo Red Bull und die beiden Loser nach einen Rülpskonzert wetten, dass Flo Maja erobern wird. Dieser ist nicht sehr begeistert von der Wette, hat aber nix zu vermelden. Mit dieser aus „American Pie“ geklauten Szene ist der rote Leitfaden für „Knallharte Jungs“ gelegt.

Nach einer gnadenlos unkomischen Episode mit einem Sexmagazin von Red Bull darf Flo sich als Pfleger von Majas Oma in ihrem Haus einschleichen. Natürlich hat er das Magazin in der Hosentasche (irgendwie ist Flo den ganzen Film über zu blöd alles wegzuwerfen, was zu seiner nächsten Peinlichkeit führen könnte). Die prügelnde und prollende Alki-Oma darf von nun an für die meisten Ekelgags des Films sorgen (vor allem im Finale wird’s richtig widerlich). Doch der Versuch läuft schief, Flo hat ein blaues Auge und Maja hasst ihn noch mehr (das dummerweise mitgenommene Magazin trägt einen großen Teil der Schuld).
Red Bull will derweil einen Porno gucken, wird aber von Flo dabei gestört. Diese Szene wiederholt sich mehrmals im Film und jedes mal ist einzig die Geräuschkulisse des Film („Oh ja, schüttel mir den Salat“) wirklich witzig.
Doch Red Bull hat einen neuen Plan, Flo in Majas Leben zu bringen. Dafür verkleidet er sich als Mädchen, nennt sich Wanda und steigt in das Hockeyteam ein. Das Team unter der Führung von Silke (Rebecca Mosselmann) hat kaum Ahnung von Hockey, denn eine Gegnerin kann alle umspielen und lediglich Wanda alias Red Bull kann sie aufhalten. Danach erzielt im Alleingang Unmengen an Toren. Tja, so schlecht können trainierte Hockeyteams sein, wenn der Drehbuchautor doof genug ist.

Von da an darf Red Bull immer mit der Girliegang rumziehen, die aus Partymädels der Marke ’süß, aber dämlich’ besteht; diese schienen nie zu merken, dass es sich bei Wanda um einen Jungen handelt. Dabei würde jedes normale Mädel das merken; vor allem bei den Situationen, die das Drehbuch bietet (Wenn man sich dann noch die strohdoofen Jungs ansieht, dann ist „Knallharte Jungs“ als klare Warnung an Verliebte, sich das mit dem Kinder kriegen doch noch mal zu überlegen, zu sehen). Immerhin kann er Maja überreden Flo noch eine Chance zu geben.
„Knallharte Jungs“ setzt sich genau zwischen die amerikanischen Vorbilder: Zum einen soll das ganze eine Teeniekomödie der Marke „American Pie“ sein, aber diverse Übertreibungen und einige Ekelgags (Allergiker etc.) gehen eher in die Richtung von „Scary Movie“; zumal Flo noch nicht mal halb so sympathisch wie Jason Biggs ist. So ist „Knallharte Jungs“ weder Fisch noch Fleisch.
Die Schauspieler spielen grauenhaft übertrieben; jede Emotion wird ausgebreitet, auf subtiles Mienenspiel wird verzichtet. Zumal Rebecca Mosselmann doch um einiges besser aussieht als Diana Amft, aber Axel Stein ist auch sympathischer als Tobias Schenke, so dass die Rechnung wieder aufgeht.

Der IQ der Figuren liegt unter null; denn wo sonst würde niemand Wanda als Jungen identifizieren. Dabei fahren alle noch auf das fette Mädel ab, vom Perversen über einen Freier bis hin zu einem ganzen Striplokal (Moment mal, denken wir an den Anfang: Lauter hübsche junge Mädels warten doch nur auf die Kerle und trotzdem wolle alle den dicken verkleideten Jungen). Die Girlieclique kriegt auch nix mit und lässt sich auch von Wanda jeden Scheiß als Wahrheit verkaufen; auch muss Flo erst richtig Mist bauen, bis Maja sauer auf ihn ist. Ein Beispiel: Flo folgt mal wieder dem völlig bekloppten Radschlag seines Geschlechtsteils und guckt Maja auf den Arsch. Als Maja fragt, wohin er gucke, behauptet er, er beobachte den Vogel (dessen Käfig steht zwar in einer ganz anderen Richtung, aber sie glaubt es ihm trotzdem und freut sich noch wie tierlieb er sei).
Das Drehbuch steuert ohne eine Story auf das Finale an Omis Geburtstag hin, in dem dann allerlei Sexspielzeug zum Einsatz kommt. Dabei sind diverse Szenen witzig gemeint, im Ergebnis aber gnadenlos unkomisch (z.B. die Szene in der Bar und kurz darauf in dem Striplokal, an der lediglich der Song „I was made for loving you“ gut ist). Für die wenigen guten Gags sorgt dann meistens der herrlich freche Axel Stein.
Hinzu kommt die extreme Vorhersehbarkeit der Gags: Wenn Maja betont, wie wertvoll der Papagei für ihren Vater sei, dann weiß der Zuschauer schon: Die Tage dieses Federviehs sind gezählt. Wenn Maja erzählt, wieviel ihrem Vater an seinem Ferrari liegt... man kann es sich schon denken. Ähnlich plump sind die Versuche wenigstens ein wenig political correctness reinzubringen (ohnehin schon eine schlechte Idee bei einem sonst frechen Genre): So tauchen in einer Szene schon mal sinnlos zwei (man möge mir den Ausdruck verzeihen) Quoten-Homos auf.

„Knallharte Jungs“ bietet zwar ein paar gute Gags und zwei gute Musikstücke („I was made for loving you“ und „Why are you leaving?“), aber das kann den miesen Film nur bedingt verbessern.

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