Gardiens de l’ordre aka Off Limits – Wir sind das Gesetz Frankreich 2010
Der Film beginnt mit Julie. Sie wohnt in einem Appartement in einer seelenlosen Hochhaus-Siedlung in Paris. Doch der Film fackelt nicht lange. Julie entpuppt sich als Polizistin. Sie hat Nachtschicht und lernt einen neuen Kollegen kennen, Simon, der versetzt wurde. Gemeinsam mit einem weiteren Polizisten fahren sie Streife. Sie werden zu einigen gewöhnlichen Einsätzen gerufen. Dann ein Anruf wegen Ruhestörung in einem noblen Wohnviertel. Es wird an der Tür geklingelt. Sie öffnet sich, jemand erscheint und er eröffnet unvermittelt das Feuer und schießt auf den einen Beamten. Julie schießt zurück. Der Angreifer geht zu Boden. Schnell stellen Julie und Simon fest, dass der Jugendliche Drogen eingenommen hat.
Bislang ging der Film erfreulich flott voran. Keine schlechte Grundvoraussetzung für einen Streifen dieser Gattung. Es ist zwar ein französischer Film, man sollte dennoch keine tiefgründige Charakterzeichnung erwarten. Julie wird durch Cecile de France gut gespielt. Sie verleiht Julie durch ihr Auftreten und Präsenz eine Stärke, die weiblichen Rollen in solchen Filmen oft fehlt. Man nimmt ihr den Job als Bulle ab, genauso wie die Tatsache, dass sie ihrem männlichen Pendant (Simon) in nichts nachsteht. Das gefällt mir. Doch weiter im Text.
Später erweist sich der Jugendliche als Sohn eines einflussreichen Abgeordneten. Die Vorgesetzten der Beiden setzen daraufhin alles daran, den Vorfall zu bagatellisieren bzw. den Drogenfund unter den Tisch kehren, um den Politiker-Sprössling in einem besseren Bild darzustellen. Beide werden widerwillig zu einer solchen Falschaussage genötigt. Bald zeigt sich jedoch, dass beide Polizisten von einem hochgestellten Beamten abgesägt werden sollen. Der direkte Vorgesetzte von Julie und Simon teilt ihnen das mit. Es wird der Entschluss getroffen auf eigene Faust der Spur mit den Drogen nachzugehen. Beide wissen zu dem Zeitpunkt nicht, worauf sie sich einlassen.
Ehrlich gesagt, ich mag ich Filme mit einem solchen Plot. Selbstverständlich ist die Story nicht sonderlich innovativ. Man hat bestimmt irgendwo mal einen Film gesehen, der in die ähnliche Richtung ging. Dem Regisseur gelingt es dieser etwas dürftigen Geschichte (obgleich sie mehr bietet als man denkt) mit einer guten, effektiven Gestaltung aufzuwerten. Die Ästhetik ist meines Erachtens gut gewählt zum Thema und nicht selbstverliebt. Die meiste Zeit wird das Handeln der Protagonisten kühl und mit etwas Distanz gezeigt. Keine schnellen Schnitte. Es ist stimmig. Nicht unerwähnt bleiben sollte der Einsatz von „Dada Life“ als DJ-Act in den Clubszenen.
Genau da macht der Film weiter. Zuerst versucht Simon alleine die Dealer ausfindig zu machen. Er spricht in einem Techno-Club verschiedene Leute an und trifft schließlich auf einen Kontakt, der ihm weiterhelfen kann. Es handelt sich bei den Pillen nämlich nicht um gewöhnliches MDMA, vielmehr um „Sphynx“: eine neue, synthetische Designer-Droge. Doch das Geschäft geht schief. Julie und Simon gehen nun gemeinsam auf die Jagd nach den Hintermännern. Sie verschaffen sich Zugang zu Geld und Drogen. Sie beginnen Amphetamin in Clubs zu verkaufen, in der Hoffnung den richtigen Adressaten zu finden. Durch Zufall geraten sie an den Clubbesitzer Marc, der die zwei mit wichtigen Leuten im Business bekannt macht.
Trotz aller Dürftigkeiten in Sachen Storytiefe bietet „Off Limits“ nicht unerhebliches Tempo. Es wirkt deutlich, wie sich Julie und Simon zusehend selber tiefer in den Drogensumpf bewegen und dass ihre anfänglichen Skrupel, einem offensiven, rechtswidrigen Agieren weicht. Trotz aller Sympathien mit Julie und Simon wird doch sehr klar, dass beide Personen sich mit der Zeit selber schuldig machen und für die Ermittlungen fast alles tun. Ab einem gewissen Zeitpunkt, als sämtliche Regeln gebrochen werden (hier kommt der deutsche Zusatztitel „Wir sind das Gesetz“ zum Zuge), gibt es kein Zurück mehr. Das ist wohl auch ein Manko des Films. Die unreflektierte Ausübung von Selbstjustiz oder wenigstens illegaler Praktiken zur Überführung von Kriminellen zwecks Entlastung im eigenem Disziplinarverfahren. Zwar treten beide Figuren nicht als seelenlose Mörder auf, ein Hang zur Legitimierung von „eigenmächtigen“ Polizeimethoden kann dem Film mit Sicherheit nachgesagt werden.
Diese moralischen Ecken, an denen man sich reiben kann, täuschen nicht über eine ordentliche bis gute Regiearbeit hinweg und zwei ebenso gut aufgelegte Akteure. Cecile de France kann sich wie zu erwarten besser in die Rolle der Polizistin fügen. Das Drogenmillieu wird nicht lächerlich in Szene gesetzt und das, was in den gezeigten Clubs abläuft, ist nicht an den Haaren herbei gezogen. Auch auf ein klischeehaftes Auftreten des Bad Guys wird verzichtet. Dieser kommt nicht überzogen daher, wird ordentlich dargeboten und es wird der Figur auch ein Hauch von Charme verpasst.
Was bleibt zum Schluss zu sagen? Der Handlungsverlauf ist schon etwas Schema F, dafür schnell, recht spannend und schön ins Bild gesetzt. Die Handlung ist nicht originell, aber sie strotzt nicht vor Logiklöchern oder wirkt albern. Für mich hat das Thema etwas reizvolles. Action gibt es auch, Zuschauer die Dauerfeuer erwarten werden dennoch sicher enttäuscht werden, denn die Gewalt ist nicht selbstzweckhaft, wohldosiert und, wie ich finde, angemessen.
„Off Limits“ ist kein herausragender Film. Durchaus sehenswert ist er allemal. Ich wurde überdurchschnittlich gut unterhalten.
7/10