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Mudschaheddin in England. Eine islamistische Zelle, mitten in einer englischen Großstadt. Vier Männer, zwei davon aus einem pakistanischen Ausbildungslager, die mit ihrem Leben abgeschlossen haben, und als Selbstmordattentäter in das Paradies eintreten wollen. Ihr Ziel: Ääh, mal sehen. Ah ja: Eine Moschee! Eine Moschee? “Willst Du vor Allah treten und sagen ‘Sieh, wie viele Ungläubige ich mitgebracht habe‘, oder willst Du sagen ‚Sieh, wie viele Brüder ich mitgebracht habe‘“?
Wer sind diese Vier? Faisal wird als Märtyrer in die Geschichte eingehen: Er sprengt ein Schaf in die Luft, nachdem er seit 12 Jahren Wasserstoffperoxyd im immergleichen Geschäft gekauft, und sich zur Tarnung verschiedene Stimmen zugelegt hat, unter anderem eine IRA-Stimme. Hassan dreht gerne Bekennervideos, auf denen er rappt: „I‘m a mudschaheddin and I’m making the scene ...“. Omar hat seine ganze Familie in den Dschihad mit eingebunden – Frau und Sohn haben es längst akzeptiert, dass Omar ins Paradies will, und unterstützen ihn wo es nur geht. Und Omars Freund Waj wird das mit dem Selbstmordattentat wie Wildwasserfahren im Vergnügungspark erklärt: „Willst Du Schlange stehen oder willst Du dabei sein?

„Die Juden haben die Zündkerzen erfunden, um den internationalen Verkehr zu kontrollieren.“

Es würde mich wirklich interessieren, wie dieser Film innerhalb der islamischen Gemeinde Großbritanniens angekommen ist. Wurde Regisseur Christopher Morris mit einer Fatwa belegt? Wurden die Darsteller als Verräter am Dschihad verfolgt? Oder sind die englischen Moslems mittlerweile soweit anglisiert, dass sie über so etwas lachen können? Erfolgreich war der Film in England auf jeden Fall  …
Denn FOUR LIONS ist in erster Linie mal wahnsinnig komisch. Allein was Waj an Schenkelklopfern rauslässt toppt jeden Ach so lustigen Adam Sandler-Film, und die einzig gültige Replik auf seinen Plan, das Internet zu sprengen, kommt postwendend: „Wie denn? Mit einer Arschbombe auf das Laptop?“ Das Problem ist nicht, dass die vier Mudschaheddin (von denen zwei für ein paar Tage in einem pakistanischen Ausbildungslager waren, und dabei aus Versehen das naheliegende Lager der arabischen Terroristen zerstört und Osama Bin Laden getötet haben), das diese Vier also als grenzdebil dargestellt werden, sondern dass zumindest Omar, Hassan und Waj auch ziemlich nette Kerle sind, mit denen man jederzeit in den Pub um die Ecke ziehen würde. Hassan wäre für die gute Stimmung dabei, Waj für die Kalauer, und Omar, der intelligenteste der Vier, für das gute Gespräch.

Der nette, bombenlegende Moslem von nebenan. Das sind die Vier Löwen, und das bemerkenswerteste ist halt, dass kein Hass aufgebaut wird, sondern, wie Christopher Morris es ausdrückt, FOUR LIONS „ein warmherziger Film“ ist. Die Löwen sind einfach von Grund auf nette Kerle. Vielleicht etwas beschränkt, aber nett. Solche Leute kann man nicht hassen und man soll sie auch nicht hassen, schließlich sind sie ein Teil unserer Kultur. Wieso Omar sich unbedingt in die Luft sprengen will? Keine Ahnung, der Film liefert keine Antworten, und das liegt auch gar nicht in seiner Absicht. FOUR LIONS will zeigen, dass Fanatismus (genauso wie Dummheit) nur mit Offenheit und Entgegenkommen begegnet werden kann. Wer aufgenommen wird, der hasst nicht. Wer abgewiesen wird, schon. Und genauso wie WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS macht FOUR LIONS sich nicht lustig über andere, sondern zeigt, dass die anderen ganz normale und nette Leute sind. Etwas schrullig vielleicht, aber nett. Für die anderen sind wir schließlich genauso schrullig. Mindestens …

Und das ist es letzten Endes auch, was diese Groteske ausdrücken will: Ganz normale Briten mit einem ganz normalen Leben und einem ganz normalen Dialekt, die ein Teil der örtlichen Kultur sind, und verdammt noch mal nicht ausgegrenzt werden sollen und dürfen. Und dieser Sachverhalt kommt in die Köpfe der Zuschauer halt immer noch am Besten als Komödie. In diesem Fall, auch etwas, was FOUR LIONS mit den SCH’TIS gemeinsam hat, als extrem lustige Komödie, wobei hier der Schluss zusätzlich auch noch zum Grübeln anregt, und geschickt dafür sorgt, dass einem das Lachen gemeinerweise im Halse stecken bleibt.

Fazit: Pflichtprogramm für jeden der denkt, dass Andere prinzipiell doof sind. Oder um es mit Django Asül zu sagen: „Sagt der Polizist zu mir: ‘Geh dahin zurück, wo Du herkommst!‘ Ey, was soll ich in Landshut?“

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