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Wer einmal Konzertgeschichte atmen möchte, der kann es sich mit „Woodstock“ ganze 3,5 Stunden gut gehen lassen und in eine längst vergangene Zeit versinken. Das wohl berühmteste Musikkonzert der Geschichte fand 1969 in Bethel (Nähe New York) statt und wuchs, im Zuge der Flowerpowerbewegung, plötzlich zu einer Veranstaltung, an der über eine Millionen Menschen teilnehmen wollten – ein Großteil kam wegen der verstopften Anfahrtswege nie an.

Als etwas enttäuschend erweist sich das Endergebnis, das man aus zig Filmmetern zusammenschnitt und verknüpfte. „Woodstock“ ist leider eine bloße Abfolge zusammengefügter Szenen, hat keinen roten Faden und leider auch keinen begleitenden Kommentar. Die Szenen stehen für sich und das fand zumindest ich auf die Dauer etwas zu monoton. Vor allem die im Verlauf der Dokumentation zunehmende Gewichtung der musikalischen Auftritte, so kultig sie auch sind, tragen dazu bei.

Zumindest werden abseits dessen einige interessante Interviews mit experimentierfreudigen Teilnehmern geführt, die dann einen Einblick in den damaligen Zeitgeist liefern. Das Konzert war ein Sprachrohr der politischen Meinung. Längst war Amerika, tief im Vietnamkrieg verstrickt, keine Einheit mehr, sondern sah sich der friedfertigen Hippiekultur gegenüber. Die wussten, so ganz nebenher bemerkt, auch keine Lösung und glaubten in Drogenrauschen andere Bewusstseinsstufen zu erreichen – waren damit zur Kurzlebigkeit verdammt.

Von der Vorbereitung bis hin zu den sich am Ende aufbauenden Müllbergen zeigt Woodstock die Ganze Geschichte des Festival, die damalige Mode, die Denkweise und die katastrophalen Hygieneverhältnisse. Als Regen einsetzte, kam es sogar Nahrungsmittelknappheit – kompensiert durch Spenden der Landbevölkerung.


Fazit:
Wer also mal einen intensiven Blick auf diese friedliche Revolution werfen möchte, ist mit „Woodstock“ gut beraten, sollte aber Sitzfleisch haben. Mit seinen 3,5 Stunden ist die Dokumentation zwar voller interessanter Momente, aber auch voller Längen. Politische Statements, eine geschichtliche Einordnung und ein begleitender Kommentar hätten spätestens dem Director’s Cut 1994 nicht geschadet. So müssen die kraftvollen Bilder für sich allein wirken. Schade eigentlich.

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