Nach dem Filmende werde ich das Gefühl nicht los, dass hier bei weitem mehr möglich gewesen wäre. Es war alles schon zu schnell vorbei, bevor es eigentlich richtig angefangen hat. H. G. Wells' Buch "The Time Machine" ist im Remake von 2002 kaum wieder zu erkennen. Die Story hat sich sehr verändert, was sich allerdings nicht automatisch negativ auswirken muss.
Alexander Hartdegen ist hier also der Wissenschaftler, der durch persönliche Verzweiflung dazu angetrieben wird, eine Zeitmaschine zu konstruieren, um in die Vergangenheit zu reisen. Enttäuscht und verzweifelt über die Feststellung, dass der Lauf der Dinge in der Vergangenheit nicht geändert werden kann, beschließt Alexander, im englischen Buch auch einfach nur der "Zeitreisende" genannt, in die Zukunft zu reisen, um dort ein neues Leben zu beginnen und Glück zu finden. Dabei legt er zunächst mehrere Zwischenstopps ein und wird Zeuge, wie New York von Trümmern des auseinander brechenden Mondes
in Schutt und Asche gelegt wird. Allerdings ist für den Zuschauer davon nicht mehr viel zu sehen, weil die Szenen wegen dem World Trade Center - Anschlag in der endgültigen Fassung der Schere zum Opfer fielen. Etwas schade, dass einem die sicherlich spektakuläre Sequenz vorenthalten bleibt. Sei es drum, nicht ganz logisch erscheint, dass nach der Zerstörung des Mondes überhaupt noch Leben auf der Erde möglich ist, wo ja heut zu Tage nach wissenschaftlicher Meinung klar ist, dass sich die Erde ohne den Mond in einen stürmischen, verrücktspielenden und unbewohnbaren Planeten verwandeln würde.
In "The Time Machine" spielt diese doch sehr glaubwürdige Theorie jedoch keine Rolle und auch Alexander setzt seine Zeitreise in der selbst konstruierten Zeitmaschine fort und landet im Jahr 802701, wo sich mit dem Kennenlernen der so genannten Eloi, einem Volk, das an Felswänden ihr zu Hause hat, der nächste kleine Fehler einschleicht. Denn obwohl rund 800.000 Jahre Evolution vergangen sind, sehen die Eloi immer noch wie gewöhnliche Menschen aus. Nach so einer enormen Zeit ist das allerdings kaum vorstellbar. Noch viel unglaublicher ist dann die Tatsache, dass einige von ihnen auch noch fließend die Sprache von vor ca. 800.000 Jahren sprechen. Anderseits wäre es für den Zuschauer auch mit Sicherheit langweilig geworden, wenn in diesem Filmabschnitt eine vernünftige Kommunikation wegen der unterschiedlichen Sprache nicht möglich gewesen wäre. Im Prinzip eine Zwickmühle, über die man so gesehen letztendlich hinwegsehen kann.
Die weitere Handlung konzentriert sich nun sehr auf die Eloi und die Beseitigung ihrer Feinde, den Morlocks. Diese Spezies hat sich im Gegensatz zu den Eloi verändert und lebt unter der Erde. Als eine Art Keuzung zwischen Affe, Mensch und Alien überfallen sie ständig die Eloi und schleppen sie in ihre Unterwelt, um sie dort als Nahrung zu verspeisen. Alexander kann das natürlich nicht dulden und will auch nicht akzeptieren, dass er schon wieder eine Frau verliert, denn die schöne Weena wurde beim letzten Angriff der Morlocks ebenfalls entführt. Hartdegen stellt sich also den monströsen Viechern und ob das nun positiv oder negativ endet, kann sich wohl jeder denken. Jedenfalls hat man es sich mit dem Schluss recht einfach gemacht und ehe man sich versieht, ist alles schon vorbei.
Was den Film und das Buch voneinander unterscheidet und hier wohl gleichzeitig fehlt, ist die Faszination zur eigentlichen Zeitreise, dessen der Zeitreisende sich im Buch viel mehr widmet. Fragen über Fragen, sowohl physikalischer als auch philosophischer Art, die der Zeitreisende sich stellt. Im Film sind Hartdegens Ereignisse, wie der verlustreiche Schicksalsschlag zu Beginn, und Emotionen der antreibende Motor zur Zeitreise. Eine größere Auseinandersetzung mit dem faszinierenden Thema Zeitreise und überhaupt der Zeitmaschine - schließlich lautet so der Titel -, hätte ich mir persönlich gewünscht.
Dafür versucht der Film mit einer schönen Optik aufzutrumpfen und präsentiert erstklassige Trickeffekte und beweist sogar Liebe zum Detail. Die Zeitreisesequenzen sind etwas zuvor noch nicht gesehenes und beeindrucken vielleicht gerade deshalb so sehr. Aber auch auf die Inszenierung der unterschiedlichen Zeiten legte man großen Wert, sei es um 1900 oder 800.000 Jahre weiter. Guy Pearce in der Hauptrolle als Alexander Hartdegen hinterlässt einen ordentlichen Eindruck, obwohl sicherlich noch mehr drin gewesen wäre. Die restliche Besetzung macht ebenfalls ein gute Figur, bleibt trotzdem aber hinter ihren Möglichkeiten.
Fazit: In "The Time Machine" steckt wesentlich mehr Potenzial, als hier letzten Endes zu sehen ist. Die Optik stimmt, aber dafür wäre die Qualität der Story, die sich zu wenig mit der Thematik Zeitreisen beschäftigt, noch zu steigern gewesen. Etwas länger hätte das ganze Abenteuer auch sein können. (6+/10 Punkten)