Warum einen Klassiker remaken, wenn es aufgrund seiner Zeitlosigkeit überhaupt nicht Not tut, den Stoff modern aufzubereiten? Genau, aus Profitgründen. „The Time Machine“ reiht sich nahtlos in die Reihe der in den letzten Jahren in den Kinos über das Publikum hereinbrechenden Remakes, die fast allesamt die Qualität des Originals vermissen ließen. Regisseur Simon Wells („An American Tail: Fievel Goes West”, „Balto”), Urenkel von H.G. Wells (Autor der Buchvorlage), kleckerte, ausgestattet mit beachtlichen 80 Millionen, zwar nicht mit Effekten, lässt aber Charme, Seele und Liebe zum Material vermissen.
Anstatt das Remake in unsere Zeit zu verlegen, bleibt man dem viktorianischen England treu und präsentiert in imposanten Sets den dort lebenden Wissenschaftler und Lehrer Alexander Hartdegen (Guy Pearce, „Ravenous“, „Memento“). Das schüchterne, stets nur an seine Arbeit denkende, Genie entwickelt, als die einzige bedeutende Person in seinem Leben durch sein Mitverschulden stirbt, in völliger Zurückgezogenheit eine Zeitmaschine, mit der er seiner geliebten Emma (Sienna Guillory, „Resident Evil: Apocalypse“), in dem er die Vergangenheit korrigiert, das Leben schenken will. Doch so leicht lässt sich die Zeit nicht austricksen...
„The Time Machine“ ist desaströses Mainstreamkino, dass an zig Stellen Probleme hat und kaum Haben auf seinem Konto verbuchen kann. Da wäre zum einem der nicht enden wollende Anlauf, bevor wir die Zeitmaschine dann zum ersten Mal in Aktion erleben dürfen. Wirrkopf Hartdegen, schwach von Guy Pearce verkörpert, ist ein durchweg befremdliches, leicht verpeiltes Genie, dass zumindest mir ein keiner einzigen Szene ansatzweise sympathisch war, geschweige denn, als Identifikationsfigur herhalten kann. Die Besessenheit, seine Liebste retten zu wollen, wird komplett abgewürgt, weil man über seinen Schmerz gar nichts erfährt. Nach ihrem Tod, wird direkt zur Fertigstellung der Maschine weitergeleitet, so dass sich weder mit dem Charakter, noch mit dem so viel Potential bietenden Thema Zeitreise beschäftigt wird. Nicht mal die Mühe einer kurzen Erklärung der Maschine macht man sich.
Wenn ein Film schon mit dem Namen „The Time Machine“ betitelt wird, sollte eben der Titelgeber auch eine entscheidende Rolle spielen und nicht zu einem bloßen Werkzeug verkommen. Ich hätte mir viel mehr Zwischenstops auf der Reise gewünscht. Außer dem ersten enttäuschenden Trip in die Vergangenheit, dem Stop, um die Zerstörung des Mondes zu begutachten (aufgrund des 11.09. leider massiv gekürzt) und dem Stranden in der weit entfernten Zukunft, bleibt ja nicht viel.
Ganz darum bemüht möglichst viele und grandiose Effekte zu zeigen, verschießt Simon Wells sein Pulver viel zu früh, hängt eine spektakuläre Szene an die andere und kümmert sich kaum um seinen Charakter. Der Besuch in der Bibliothek, so überflüssig er auch ist, wirkt da schon wie ein bemühtes Alibizugeständnis, um den rastlosen Treiben mal eine Ruhepause zu verordnen. Das Publikum will ja auch mal durchatmen.
Die Anspielungen und Insidergags fallen angesichts des Erzähltempos schon gar nicht mehr auf und werden, als Alexander Hartdegen dann in der fernen Zukunft strandet, auch nicht mehr aufgegriffen. Das letzte Kapitel gibt „The Time Machine“ dann auch endgültig den Rest, denn mit Zeitreisen und der Maschine hat dieser Teil nichts mehr zu tun. Vielmehr findet sich der Wissenschaftler in einer Welt wieder, die von 3 Arten bewohnt wird. Die pazifistischen Eloy leben in Felsen und opfern den unter der Erde lebenden Morlocks regelmäßig Menschenopfer. Kontrolliert wird das Gleichgewicht beider Spezies von telekinetisch begabten Wesen, die nicht nur potthässlich, sondern auch noch recht böse sind.
Als, der bei den primitiven Eloy wieder aufwachende, Hartdegen miterleben muss, wie diese Morlocks (übrigens total misslungenes Design) sich ihre Menschenopfer zusammenjagen, nimmt er den Kampf gegen eins dieser Telekinese-Wesen auf und erlebt eine Überraschung. Das letzte Kapitel ist zäh, betont actionreich und kann genau so wenig wie der Rest des Films überzeugen. Das missglückte Finale wird wieder einmal von einem Effektoverkill begleitet. Das Hauptproblem des letzten Akts sind jedoch seine Logikbrüche. Da haben sich die Eloys doch in all den Jahren nicht verändert und können nach wie vor flüssiges Englisch sprechen, während kein Wort über die Dreiteilung der Arten verloren wird. Wie kam es dazu?
Fazit:
„The Time Machine“ ist ein effektgeladenes, überflüssiges Remake, dem die Seele fehlt. Anstatt sich mit dem Thema Zeitreise auseinander zu setzen und spannende Abenteuer in verschiedenen Epochen zu präsentieren, verfällt der oberflächliche Plot schnell in eintönigem FX-Gigantismus. Die Maschine birgt als reines Werkzeug keine Faszination, Hartdegen ist das Phänomen völlig egal und zu allem Überfluss ist das Schlusskapitel ein enttäuschender Kampf um Freiheit und eine zweite Liebe. Optisch beeindruckende Zeitverschwendung.