SHUTTER ISLAND – Vertrautes mit überragendem Leo!
Scorsese mag einer der ganz großen Regisseure sein und war und ist sicherlich niemals ein Mainstreamer. Man erwartet von ihm hervorragende Schauspieler in einer tiefgründigen und sensationellen Geschichte, garniert mit authentischen Bildern. Ein inhaltsschweres Ah-Erlebnis erhoffen sich seine Fans seit Jahrzehnten. Sicherlich wandelt auch SHUTTER ISLAND auf diesen vertrauten Pfaden des Meisters … jedoch mit Abstrichen. An DiCaprio liegt es keinesfalls. Der Schauspieler verdient sich seit Jahren diese Bezeichnung und spielt sich hier die Seele aus dem Leib. Kingsley ist gekonnt souverän, wenn er auch seit vielen Filmen auf ähnliche Typen fokussiert ist und entsprechend vermarktet wird. Max von Sydows Auftritt veredelt die Storyline zwar, ist jedoch so überflüssig wie zu kurz geraten. Die Optik des Thriller-Dramas ist bombastisch und „ganz großes Kino“. Die Lauflänge erfordert natürlich Geduld und Sitzfleisch, zumal der erfahrene Zuschauer recht früh weiß, wie des Rätsels Auflösung sein wird. Und damit kommen wir zum Knackpunkt und Wermutstropfen des Streifens. Trotz Twists, Wirrungen, Wendungen und einigen Überraschungen ist es einfach zu rasch klar, welcher Auflösung der Film entgegensteuert. Hier hätte ich von einem Meisterregisseur wie Martin Scorsese ein wenig mehr Innovation und Raffinesse erwartet. Sei’s drum … SHUTTER ISLAND ist interessant produziert worden und wird nicht zuletzt von der schauspielerischen Spitzenqualität von Leonardo DiCaprio getragen. Wer nicht sehr viel Erfahrung mit ähnlich gelagerten Filmen hat, wird von dem Ende des Streifens sicherlich überrascht werden. Für alle anderen Zuschauer ist das Finale des Filmes eine vertraute Note. Aber so ist es ja mit vertrauten Noten … man kann nichts falschmachen.
Fazit: SHUTTER ISLAND ist nicht Scorseses „großer Wurf“ sondern ein sehr guter Film mit einem gehörigen Tribut an das Mainstream-Publikum. Scorsese-Fans stehen – wie Leo oftmals im vorliegenden Film – ein wenig im Regen und tuscheln wehmütig über vergangene Werke des Regisseurs.