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Seit gut fünfzig Jahren ist Martin Scorsese (Casino. Aviator) nun im Geschäft und trotz seiner 67 Lenze noch kein bisschen müde, mit "Shutter Island" serviert er dem Publikum einen hoch spannend und ungemütlichen Thriller. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Dennis Lehane, Laeta Kalogridis (Alexander, Pathfinder) schrieb das Screenplay. Scorsese und Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio (Titanic, Blood Diamond) arbeiteten schon bei "Aviator, Gangs of New York" und auch "Departed - Unter Feinden" zusammen.

1954: Der US-Marshall Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und sein neuer Partner Chuck Aule (Mark Ruffalo) werden nach "Shutter Island" gerufen. Dort befindet sich eine Anstalt für geisteskranke Schwerverbrecher und einer Patientin gelang die Flucht aus ihrer verschlossenen Zelle. Dr. John Cawley (Ben Kingsley) und das restliche Personal machen es Teddy und Chuck nicht gerade einfach, zusätzlich zieht ein Unwetter auf. Teddy ist sich bald sicher, dass auf der Insel grausame Versuche mit den Inhaftierten gemacht werden, auch ist plötzlich sein Partner spurlos verschwunden. Teddy weiss, dass ihn Cawley nicht so einfach gehen lassen wird.

Normalerweise wird selbst eine komplexe Story zum Ende hin durchsichtiger, doch bei "Shutter Island" werden immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Schon die Figur des Teddy Daniels ist dem Zuschauer ein Rätsel. Er verlor seine Frau bei einem Wohnungsbrand, den der Brandstifter Laeddis (Elias Koteas) gelegt hatte. Ständig hat Teddy Visionen, in denen seine Frau auftaucht und ihn vor "Shutter Island" warnt. Auch drei tote Kinder sieht er immer wieder vor sich, desweiteren hat Teddy mit seinen Erlebnissen in Dachau zu kämpfen. Auch gilt es für ihn nicht nur dieses mysteriöse Verschwinden der Patientin aufzuklären, sondern er ist auch an zwei dort Inhaftierten interessiert. Als Zuschauer wird man quasi ins kalte Wasser geworfen, man weiss nichts und auch wenn Teddy kontinuirlich Informationen bekommt, wird man daraus nicht schlauer. Sehr seltsam verhält sich auch das gesamte Personal um Dr. Cawley und ist Dr. Jeremiah Naehring wirklich ein ehemaliger KZ-Arzt ? Auf jeden Fall haben es Teddy und Chuck sehr schwer, sich Informationen zu beschaffen, zu den Akten der Insassen bekommen sie keinen Zugriff und die Verhöre der Patienten ergeben nicht viel. Durch den aufziehenden Sturm können die beiden US-Marshalls nicht mit der Fähre zurück und sind somit gezwungen längere Zeit auf der Insel zu bleiben. Und dort hat man als Zuschauer stets eine Gänsehaut. Grimmige Wärter, das ungemütliche Wetter, die Abgeschiedenheit, "Shutter Island" ist ein rundum unheimlicher Ort. Gerade dank der Versetzung des Geschehens ins Jahr 1954 wirkt das Ganze noch unheimlicher und altmodischer. Scorsese sorgt hier für einen Schauder nach dem nächsten, vor allem die Aussichtslosigkeit macht dem Zuschauer zu schaffen. Man fühlt stets mit Teddy, der sich sicher ist, dass auf der Insel etwas Grauenvolles im Gange ist.

Um Informationen zu erhalten, müssen sich Teddy und Chuck auch über die Regeln hinwegsetzen, da wäre zum Beispiel das Betreten des verbotenen Bereiches, wo nur die schlimmsten Verbrecher aufbewahrt werden. Durch den Sturm wurde das komplette Stromnetz lahmgelegt und einige der Verrückten turnen nun durch die Gänge. Scorsese sorgt hier durchgehend für Hochspannung, zu keiner Zeit wirkt "Shutter Island" dialoglastig. Es laufen einige Handlungsstränge nebeneinander her, die Verknüpfung folgt erst im Finale. Auch Teddys Visionen ergeben dort endlich einen Sinn, doch zuvor verschwindet Chuck spurlos und Teddy ist auf der Flucht vor dem gesamten Personal und versucht seinen Partner zu finden. Ganz zum Schluss folgt dann der große Clou. Schon zuvor ist "Shutter Island" extrem wendungsreich, führt den Zuschauer auch geschickt auf eine falsche Fährte, doch die Auflösung im Showdown ist ein Knüller, auch wenn das Ganze ein bisschen zu übertrieben wirkt. Letztenendes ist es auch den großartigen Darstellern zu verdanken, dass "Shutter Island" so eine intensive Wirkung entwickelt. Leonardo DiCaprio, Ben Kingsley, Mark Ruffalo, Max von Sydow, Emily Mortimer und die restliche Riege liefern eine durchweg gelungene Vorstellung.

Die komplexe Story ist das Herzstück dieses düsteren Thrillers, der mit überraschenden Wendungen nur so um sich schmeißt. Scorsese zieht kontinuirlich die Spannungsschraube an, bis ins Unermessliche und sorgt mit seiner Optik und dem großartigen Score von Robbie Robertson für eine Gänsehaut. Hier ist nichts so wie es scheint, ein brillanter Thriller dessen finale Auflösung sehr lange haften bleibt.

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