Nachdem der „Scorpion King“ in Stephen Sommers Fortsetzung „Die Rückkehr der Mumie“ durch das Publikum sehr positiv aufgenommen wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood das Publikum mit einem Spin-Off beglücken würde, um den Charakter kommerziell möglichst gewinnbringend auszuschlachten. Mit Chuck Russel beauftragte man allerdings einen Regisseur, der außer „Eraser“ noch keine Erfahrung im Actionsektor vorzuweisen hatte und dementsprechend nur einen recht kurzes, unterhaltsames Werk ablieferte, dem die Klasse für Kultstaus fehlt, aber zumindest das Kinopublikum vorübergehend zufrieden stellen dürfte.
Sein Gehirn schaltet man am besten direkt in der Eröffnungssequenz aus, in der Titelheld Mathayus aka „The Scorpion King“ mit einem Findling auf eine größere Unterkunft von Barbaren klettert, um einen seiner Mitstreiter vor selbigen zu retten. Schon in diesen ersten Minuten wird leider deutlich, dass die Klasse eines „Conan, der Barbar“ nicht erreicht wird, aber scheinbar auch nicht gewollt ist. Man setzt auf überzogene Machoauftritte der Heldenfigur, extrem unrealistische Kämpfe, bei denen die Gegner gleich meterhoch durch die Luft fliegen, aber immerhin attraktiv und schnell geschnittene Kämpfe, die im weiteren Verlauf aber die einzigen Highlights des Films bleiben.
Die Story für die folgenden 80 Minuten ist dabei einfach wie oft verwendet in der Filmgeschichte. Memnon (Steven Brand, viel zu schmächtig für einen ordentlichen Bösewicht) gewinnt dank seiner Wahrsagerin Cassandra (Kelly Hu, jüngst bekannt aus „Born 2 die“ und „X 2“) alle Schlachten und unterwirft Volk um Volk. Die letzten freien Stämme beauftragen 3 Arkadier, unter ihnen Mathayus, die Wahrsagerin zu töten, um endlich eine Schlacht gegen den scheinbar übermächtigen Feind führen zu können.
Da man aber durch Verrat am Attentat gehindert wird und Mathayus als einziger Überlebender nur mit knapper Not entkommen kann, nimmt er den Kampf gegen Memnon auf. Ihm stehen dabei die üblichen Klischeecharaktere zur Seite: Ein nervender, ewig schwatzender Pferdedieb und die Wahrsagerin. Später wird an statt eines Zauberers auch noch ein Erfinder geboten.
Trotz des actionreichen Plots gelingt es dem Film, aber nie Atmosphäre zu erzeugen, was (neben der zu modernen Musik) näher betrachtet folgende Ursache hat. Zum einen sind die Sets, zwar bunt, farbenfroh und in hochglänzende Bilder verpackt, was optisch ungemein viel her macht, aber nicht die Stimmung eines Fantasyfilms vermitteln kann. Des weiteren stört das Auftreten des Wrestlers Dwayne Johnson, der nicht das Charisma eines Arnold Schwarzeneggers besitzt und sich mit Machosprüchen und teilweise peinlicher Selbstironie, mit ein und dem selben Gesichtsausdruck, durch den Film quält, dabei aber immerhin einmal seine Kampfkünste, wenn auch unpassend, unter Beweis stellen darf.
Ein Armutszeugnis für Drehbuchautoren Stephen Sommers ist übrigens nicht nur das nach Schema F verlaufende Drehbuch, sondern auch der dreiste Diebstahl bei Klassikern wie „Indiana Jones“, „Conan, der Barbar“, „Robin Hood“ und „Rambo“, welcher Filmfans sofort auffallen dürfte.
Um den Film nicht ganz schlecht zu machen, muss ihm ein gewisser Unterhaltungswert zugesprochen werden. Obwohl der Film keinen Tiefgang besitzt, liegt hier in der Kürze eindeutig die Würze. Sprich, ständig knallt, wummst, explodiert etwas oder Männer bekämpfen sich. Besonders das optisch nett in Szene gesetzte Finale entpuppt sich dabei als Highlight, denn die dortige Choreographie ist wirklich erstklassig.
Fazit:
Typischer Kinosommerfilm, der kurz unterhält, aber keinen weiteren Nährwert besitzt. Die jugendfreie Inszenierung bietet, neben einem einfallslosen Plot, nur unterdurchschnittliche Darsteller, so dass Atmosphäre Mangelware bleibt. Dank des hohen Actionanteils wird das Werk aber nie langweilig. So bleibt ein ansehbares Werk, das sich bei Klassikern bedient, aber nie deren Qualität erreicht.