Der ehemalige polnische Kameramann Andrzej Bartkowiak gab mit „Romeo must die“ und einem relativ kleinen Budget von 25 Millionen Dollar seinen Regieeinstand. Zur Verfügung standen ihm neben Hongkong-Star Jet Li, der nach seiner Nebenrolle in „Lethal Weapon 4“ hiermit den Durchbruch schaffen sollte, der aufsteigende Musikstar Aaliyah, DMX (der sich zu einem Stammschauspieler bei Bartkowiak entwickeln sollte) und bekannte Gesichter wie Delroy Lindo.
Nach dem Megaerfolg „Matrix“ war „Romeo must die“ einer der ersten Actionfilme, der sich massiv damit rühmte, genau diese außergewöhnlichen Effekte und das coole Styling zu besitzen. Wo das bei Neo und Co noch gut aussieht und vor allem passte, wirkt das in diesem banalen Actionfilm alles gnadenlos überstylt. Die ewig präsente HipHop-Musik hinterlässt in vielen Szenen den Eindruck nur vorhanden zu sein, um eben den Soundtrack besser vermarkten zu können – besonders auffällig in den ersten Szenen Aaliyahs, die erstmal das Tanzbein schwingt, um wenige Minuten später mit Jet Li im Taxi zu flirten.
Der Plot versucht nun asiatische Elemente mit denen der amerikanischen Actionfilme in Einklang zu bringen, tischt, vor allem am Anfang, als Jet Li aus einem chinesischen Gefängnis flüchten muss, reihenweise Klischees auf. Die reichen von dümmlichen Wärtern bis zu drakonischen Strafen, wenn man sich unaufgefordert vom Stuhl erhebt. Über die Reise Lis in die USA erfährt man nichts, aber er will seinen, zu Beginn getöteten, Bruder rächen und findet sich schon bald zwischen zwei Parteien in einem Bandenkrieg wieder. Auf der einen Seite die wichtig guckenden, Goldkettchen tragenden, lässige Mucke hörenden und dicke Autos fahrenden Schwarzen und auf der anderen Seite der Herr Vater mit seinen Räucherstäbchen schnüffelnden Handlangern.
Die Fights werden zumeist in ebenso trendigen, wie schicken Nachtbars ausgetragen, sind dabei natürlich so spektakulär wie möglich gehalten, was den Einsatz von Wirework zu einer Farce verkommen lässt. Nicht das ich etwas gegen Hilfsmittel habe, aber wie hier geflogen und gekämpft wird, ist nah an einer Genreparodie. Die wenigen guten Ideen sind brechende Knochen als Röntgenansichten. Abseits dieser Kämpfe gibt es aber, zum Ende hin, noch eine sehr ordentliche und schick gefilmte Verfolgungsjagd mit Waffeneinsatz und Motorrädern zu sehen, die dann auch endlich Actionfans zufrieden stellen dürfte.
So ideenlos der Plot ist, so wenig Interesse kann man dafür aufbringen. Weder sympathisiert man mit der einen Seite, noch erweckt die andere Argwohn. Die Bezugspersonen auf chinesischer Seite sind nur Abziehfiguren, die von verkalkter Triadenchef bis williger Fighter reichen, während die Gegner mit Delroy Lindo, zwischen den ganzen pseudocoolen Fratzen, einen akzeptablen Schauspieler zu bieten haben. Da der Plot auch nie so richtig in Fahrt, hält man sich an den Morden auf beiden Seiten auf, ohne zum Kern, nämlich die Enteignung von Besitz, was nur kurz in zwei Szenen angerissen wird, vorzudringen.
Jet Li versucht hier noch das Beste aus dem Stoff zu holen, erweckt als Exot Neugier wie Sympathie und kann sein kämpferisches Talent zum Besten geben, dass auch schon mal exotische Hilfsmittel, wie Wasserschläuche, zu gebrauchen weiß. Allzu oft muss er jedoch nur sich selbst (Stichwort: Nachtclub) oder seine Herkunft (Stichwort: Pizzafahrer) parodieren – da tut er mir fast schon ein wenig leid. Aaliyah, deren Film-OST damals rauf und runter lief, zieht sich hier wesentlich eleganter als eine gewisse Spears oder eine Carey aus der Affäre und besitzt durchaus schauspielerisches Talent – überdurchschnittlich ist aber was anderes.
Fazit:
„Romeo must die“ ist eine, an bis zum Ende an chronischem Actionmangel leidende Wichsvorlage für Goldkettchenträger und jene, die es werden wollen. Ein aalglattes Mainstreamprodukt, das Joel Silver im Sog von „Matrix“ geschickt vermarktete und leider zu viel Erfolg hatte. Der Plot kommt nie aus den Puschen, die Fights sind spektakulär dabei jedoch unrealistisch und die ewig gestylten Sets, die pseudocoolen Dialoge- eigentlich nervt mich alles an diesem Film. Wer braucht da noch rote Tücher? Nichts desto trotz muss man Bartkowiak zugestehen, dass er diesen Stil exzellent inszeniert und in „Exit Wounds“, der mir wesentlich besser gefällt, noch weiter verbesserte. Es ist eben ein Film für Leute, die jene Modefilme mögen – ich gehöre nicht dazu…