Nachdem ich von dem Trailer so heiß auf den Film gemacht worden bin, habe ich gestern endlich wieder einmal gesehen (wie schon seit langem nicht mehr), dass auf einen sehr guten Trailer auch ein sehr guter Film folgen kann. Jung-Wikinger Hiccup ist ganz anders als seine Dorfgenossen. Er ist weder stark noch kampfgeschickt und scheint völlig fehl am Platz zu sein. Doch er will sich unter den seinigen beweisen und einen Drachen erlegen. Nur ist dieser Versuch immer wieder ein kleiner Untergang für das ganze Dorf, denn, wer hätte es gedacht, auch dabei ist er nicht gerade der geschickteste. Eines Tages bekommt er allerdings eine Chance sein Können im Drachentraining zu versuchen und da scheint er ein ganz anderer Mensch zu sein.
Entgegen der Meinung vieler anderer Kritiker bin ich mit der deutschen Synchro recht zufrieden gewesen. Ich habe zwar noch keinen Vergleich, aber den werde ich mir schon holen. Nichts desto trotz ist die eingedeutschte Version sehr schön anzuschauen. Die friesischen Wikinger sind schon eine sehr angenehme Darbietung und auch die Sprecher der Kinder können meiner Meinung nach voll überzeugen. Um den vollen Vergleich geben zu können werde ich mir in den nächsten Tagen allerdings nocheinmal die OV anschauen und dann mein Urteil fällen.
Technisch gesehen ist Drachenzähmen leicht gemacht wieder mal höchstes Niveau und sicherlich auf das 3D Kino zugeschnitten. Ich muss allerdings dazusagen, dass mir wieder einige Dinge während des Kinobesuchs aufgefallen sind: So schön die Effekte auch sein mögen, so schlimm sind sie, wenn das "Dopplerbild" während des Zuschauens auffällt. Und das ist während dieses Filmes leider sehr häufig geschehen. Mag daran liegen, dass ich auf irgendeine Art und Weise nicht empfänglich für 3D Kino bin, oder vielleicht auch an dem Kino, in dem ich war. Auf jeden Fall hat mich dieser Fakt wieder bestärkt, Filme nicht mehr in 3D zu schauen, bis man auf die Brillentechnik voll und ganz verzichten kann (wie auch immer sie das anstellen mögen ;) ). Nun aber zurück zum Film. Ich denke Toy Story 3 wird selbst technisch daran zu kämpfen haben, diesen Film zu überbieten. Die emotionalität und vorallem die "Haustiernähe" der Drachen ist brilliant gelöst worden und bringt sicher nicht nur die jungen Zuschauer ins schwärmen.
Was allerdings viel wichtiger als nur die Technik ist (denn die ist in den letzten Jahren sowieso immer wieder übertroffen worden), ist der Fakt, dass Dreamworks mit Drachenzähmen leicht gemacht einen neuen Weg einschlägt. Weniger kindlicher Humor, dafür viel mehr Herz und Seele bestimmt den Film. Zwar sind immer noch viele Lacher enthalten, jedoch wird das Publikum mehr von der Geschichte und der Entwicklung Hiccups sowie der Verbindung zweier so unterschiedlicher Freunde in seinen Bann gezogen. Ich selten so wenig Leerlauf in einem Film gesehen. Die gesamten 100 Minuten gespannt in meinem Kinosessel gesessen und mich mitreißen lassen von Story, Gefühlen, Witzen und Spannung. Vorallem die Variation der Figuren und Drachen hat mir sehr gut gefallen und sorgt zusätzlich für ein abwechslungsreiches Kinogefühl.
Wall-E hat mich als letzter Animationsfilm so in seinen Bann ziehen können und dort wurde noch viel mit Hilfe von Slapstick gearbeitet. Nun muss ich die Wertung von Drachenzähmen leicht gemacht daran anpassen. Ich dachte nach dem ersten sehen von Wall-E, dass ich nie wieder einen so "süßen und knuddligen" Charakter in einem Film sehen würde, doch dann kam Zahnlos. Ich war bei der ersten Sichtung des Drachen hin und weg und ich behaupte es wird vielen so gehen (Ich sehe den Absatzmarkt für Drachenplüschtiere schon in die Höhe schnellen). Während im Science-Fiction angehauchten Pixar Film vorallem die Liebesgeschichte von Wall-E und Eve im Vordergrund stand und ich hauptsächlich durch die liebeswürdigkeit des kleinen Aufräumroboters begeistert wurde, erreicht Drachenzähmen mit anderen Mitteln, nämlich der Beschreibung von "anders sein" und
Freundschaft genau die gleiche positive Einstellung bei mir. Allerdings wirkt dieser Film deutlich "erwachsener" und vorallem nicht typisch mäßig. Wer gerne einmal eine andere Motivation als eine Liebesromanze sehen will, der ist hier mit sicherlich gut beraten. Jedem Freund von Animationsfilmen lege ich Drachenzähmen leicht gemacht ans Herz, aber auf jeden Fall auch den Familien, die ihren Kindern gerne einmal zeigen wollen, was das besondere am Kino ist. Denn Dreamworks hat es endlich geschafft, den großen Konkurrenten Pixar vorallem durch Innovation zu überholen. Toy Story 3 muss sich gewaltig ins Zeug legen, um den Drachenzähmer vom Thron zu stoßen.
Fazit: 10 von 10 zahnlosen Drachen