Das Jean Claude van Damme inzwischen qualitativ meilenweit von seinen besseren Filmen wie „Timecop“ oder „Maximum Risk“ entfernt ist, dürfte inzwischen jedem Actionfan, vor allem denen die „Replicant“ und „The Order“ gesehen haben, bekannt sein. Wer nun noch an ein Comeback des tief ins B-Movie-Genre gesunkenen, ehemaligen Actionstars glaubt, der wird die letzten Hoffnungen mit „Derailed“ begraben.
Die stark an „Under Siege: 2“ erinnernde Story lässt dabei schon Böses erahnen. NATO-Agent Jacques Kristoff (natürlich van Damme) will endlich mal abschalten und mit seiner Frau und seinen beiden Kindern (als Sohn sein wirkliches Kind Kristopher van Damme) machen. Da die Welt ihn aber einmal mehr braucht, verschiebt er diesen und macht sich auf eine Diebin aus der Slowakei nach München im Schnellzug zu eskortieren. Die hat nämlich den ultimativen Killervirus gestohlen, den ein paar Terroristen, die auch bald zusteigen, wiederhaben möchten. Da sich als Überraschung auch seine Familie (welche Papa mit einer halbnackten Frau erwischen) an Bord befindet, die Bösewichte die Zivilisten umnudeln und der Virus freigesetzt wird, brennt schon bald die Hütte. Ganz auf sich allein gestellt muss Jacques die Sache richten…
Ok, Plot hatten wir so oder ähnlich nun mindestens ein Dutzend Mal in ähnlichen Videoproduktionen, die mit spektakulären Titeln und Versprechungen die örtlichen Videothekenregale überfluten und qualitativ ähnlich anspruchslos sind, gesehen. Nichts Neues oder außergewöhnliches, aber immerhin ein passabler Aufhänger für ein B-Movie.
Beachtet man die banalen und zum Lachen animierenden Sinnlosdialoge nicht weiter, wird einem teilweise zumindest ansehbare Action geboten, die aber auch die Augen vor Lachen tränen lässt. B-Regisseur Bob Misiorowski schnitt nämlich alle Actionszenen so hektisch und schnell, dass nicht ungeschickt die deutlichen Mängel übertüncht werden können. Besonders die anfängliche Autoverfolgungsjagd im ausgelutschten Szenario einer osteuropäischen Stadt, kann dank schneller Schnitte die Tatsache kaschieren, dass sie zu einem großen Teil bei Schrittgeschwindigkeit gedreht worden ist. Die nach einer Tankstellenexplosion umher fliegenden Wrackteile wurden teilweise durch CGI dargestellt, können sich hier aber noch über der Grenze zur Lächerlichkeit bewegen, was dem Film später nicht immer gelingt.
Im Zug selbst wird einem leider nur noch recht wenig geboten, wenn man von einem rüden Auftreten der Terroristen absieht, das einige, blutige Shootouts zu bieten hat. Die unspektakulären Fights zwischen van Damme sind meist von sehr kurzer Dauer, bei der immerhin etwas Härte, wie das Brechen von Knochen, geboten wird. Interessanter wird es erst wieder, als die Bösewichte mit einem Hubschrauber aus dem Zug fliehen wollen, da dieser sehr schlecht animiert ist und Jacques in ein brennendes Inferno auf dem Dach verhilft, dass tricktechnisch ebenfalls unter aller Sau ist. Die Krönung sind aber die darauf folgenden Kämpfe auf dem Dach, bei denen im Hintergrund des stehenden Zuges eine riesige Kinoleinwand vorbeirauschende Landschaften suggerieren soll und van Damme mit einem Motorrad zwischen zwei Zügen hin und her springt, so dass dem Zuschauer bei diesem unübersichtlichen Schnittintermezzo kotzübel wird.
Das Finale, welches mit Hilfe einer Modellbahn und einmal mehr dilettantischen CGI-FX , inszeniert wurde, fällt da auch nicht mehr sonderlich ins Gewicht, bekommt man doch als Highlight ein paar schicke Panzer und Kampfhubschrauber zu sehen.
Fazit:
Mit „Derailed“ ist Jean Claude van Damme am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen, dass eigentlich mit „Inferno“ schon erreicht schien. Ein spannungsfreier, klischeebeladener Plot, irrwitzige Schnittorgien in den Actionszenen, schlechte Tricks und Schauspieler, sowie lahme Fights lassen den Actionfan erschaudern. Beim Ansehen stellte ich mir die gleiche Frage, die sich auch der Cowboy und der Motorradjunkie in der Zugbar gestellt haben dürften: Warum vergeude ich hier meine Zeit? Freuen wir uns auf „In Hell“ und den aktuell sich im Dreh befindlichen „After Death“. Beide von Ringo Lam, der mich schon mit „Replicant“ beglückte...