Review

Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass sich die jüngsten Van Damme Filme in einem Aufwärtstrend befinden, was die Qualität der Action und Van Damme’s Schauspiel anbelangt.
Dieser Aufschwung fußt auf den hier nun besprochenen „absoluten“ Karrieretiefpunkt des einst großen Action Stars.
„Derailed“ ist nach Enttäuschungen wie Replicant, The Order, Universal Soldier 2 und vor allem Inferno ein Versuch an alte Zeiten anzuknüpfen.
Das entnehme ich zumindest dem „Stirb Langsam“ – Gerüst dieses Filmes, nach Sudden Death ist das also nun Van Damme’s zweiter Versuch das ausgelutschte John McClane – Genre neu zu interpretieren.
Doch nicht nur die Story ist altbekannt, selbst das Szenario hat es schon mindestens 2 mal, unter anderem mit Steven Seagal gegeben.

Der Grund weshalb es nun Van Damme alias Jacques Kristoff als NATO-Agent auf einen Zug verschlägt, ist die Diebin Galina Konstantin, die einen super gefährlichen Killervirus stibitzt hat, und auf diese nun während ihrer Fahrt nach München aufpassen soll...
Dem Familienmenschen Jacques kommt dabei seine überraschend eingestiegene Familie (unter anderem Van Damme’s echter Sohn Kristoffer Van Damme, hier als Filmsohn) nicht sonderlich gelegen, denn als sie ihn zusammen mit der halbnackten Galina sieht, kommt es zur Familienkrise.
Ein Glück, dass schon bald böse, nachdem Killervirus verlangende Terroristen in den Zug steigen, um Angst und Panik zu verbreiten, und sich Jacques daraufhin als Retter des Tages erweisen kann...

Also mal abgesehen von dem innovationslosen, schon längst durchgekauten, absolut berechenbaren Plot muss sich Derailed mit einem recht inkompetenten Regisseur, einem mageren Budget und einem lustlosen Hauptdarsteller rumschlagen.

Das Ergebnis ist eine mittlere Katastrophe.
Ok, das ist etwas übertrieben ausgedrückt, doch das worin der Film taugen soll, nämlich in der Action, da hat die Inszenierung oft Mühe auf soliden Stand zu kommen;
Ein Problem, was sicherlich auch auf die bescheidenen, finanziellen Mittel zurück zuführen ist, doch auch Regisseur Bob Misiorowski hat Schuld, denn er weiß das Geld nicht optimal zu verwenden, und das Drehbuch hat anscheinend auch mehr gewollt, als finanziell machbar war.

Für einige *hust* spektakuläre Stunts ist sich der Film sicherlich nicht zu Schade, doch nur selten bleibt da einwandfreie Begutachtung der Actionszenen seitens des Zuschauers.
Die etwas an den Haaren herbeigezogene Verfolgungsjagd zum Beispiel krankt zwar etwas an hektischem Schnitt, doch dafür sind die Crashs und Flüge der Vehikel ganz akzeptabel, und über die finale Explosion an der Tankstelle kann man auch nicht groß meckern.

Doch dann, wenn es auf den Zug geht, scheint der Großteil des Budgets auch schon verpulvert worden zu sein.
Nun nämlich bekommen wir künstlich aussehende Hintergrundkulissen serviert, die am Zug vorbei rauschen; einige lahme Gun- und Martial Arts Fights (wobei sich letztere auf einzelne Tritte reduzieren) sollen den Zuschauer zwischendurch bei Laune halten, und am Ende gibt es „große“ Actionszenen, die dank der miesen Inszenierung geradezu erbärmlich wirken.

Da will uns der Film einen Hubschrauber vortäuschen, der gegen eine Wand fliegt, und explodiert. Dummerweise sehen wir nur einen schreienden Piloten im Close up und einen frisch erzeugten Feuerball am Felsen; dass dagegen ein Helikopter krachte, muss sich der Zuschauer, so schlau wie er ist, selber zusammen reimen können.
Van Damme’s Sprünge mit einem Motorrad von einem zum anderen Wagon sind auch nicht viel besser, da lässt sich jede Menge CGI-Work erkennen, und die dabei hohe Schnittfrequenz entlockt dem Zuschauer nur noch müdes Gähnen.
Michelle Yeoh hat in Police Story 3 gezeigt, wie solch ein Stunt auszusehen hat, hier jedoch lässt das Gebotene arg zu wünschen übrig.
Ähnliche Probleme hat auch der finale Stunt vorzuweisen, wo ein Spielzeugzug und billige Explosionen das Highlight des Filmes markieren sollen.

Man achte dabei auf den schnellen Schnitt, dem hier wirklich jede Actionszene unterliegt; da sage ich nur: Übersicht, ade!
Nicht einmal das Geknutsche zwischen Galina und dem Oberbösewicht bleibt von einer heftigen Schnittwelle verschont.

Der plötzlich eintretende Splitscreen, welcher die Action aus zwei Perspektiven gleichzeitig zeigen sollte, entpuppt sich ebenfalls als sehr überflüssig, da unpraktisch.
So behält man das ohnehin nicht sonderlich spektakuläre Gekloppe erst recht nicht im Auge, wenn man plötzlich zwei parallel ablaufende Szenen auf einen Schlag serviert bekommt, und nicht weiß auf welche man sich denn nun konzentrieren soll.
In Filmen wie Phone Booth ist das durchaus angebracht, bei Actionszenen dagegen macht man sich mit so was bei Zuschauern jedoch nicht besonders beliebt.

Aber auch abseits der Action macht der Film keine sonderlich gute Figur.
Da haben wir zum Beispiel Van Damme, der hier mit permanent unsicherem Blick von einer in die nächste Szene stolpert, und damit leider die charismatische Aura missen lässt, die ihn einst in den frühen 90ern noch umgab.
Ich muss jedoch zugeben, dass Van Damme’s Trauerszene gegen Ende von recht überzeugendem Schauspiel gespickt ist; das war schon mal ein Ansatz von dem, was noch in Wake of Death und Until Death folgen sollte.
Ebenso war der kurze Standoff in der schier aussichtslosen Situation, wo Jacques’s Sohn eine Kugel abzubekommen scheint einigermaßen spannend.

Aber das hilft dem Film auch nicht sonderlich viel.
Die Action taugt nur selten etwas, über den dabei hektischen Schnitt kann man nur lachen, die Terroristen sind alles Idioten (wenn der Bad Guy den Befehl bekommt den am Boden liegenden Jacques zu töten, und ihn daraufhin erst mal auffordert aufzustehen, anstatt ihn gleich abzuballern, und sich so einige Tritte einfängt, dann darf dessen Intelligenz in Frage gestellt werden), und Van Damme selbst macht auch keinen besonders motivierenden Eindruck.
Einige Einlagen sind ganz nett, Van Damme deutet in einer Szene seine schauspielerische Weiterentwicklung an, und Sprüche wie „Vladimir ist zu fett, da kann kein Flieger abheben“ oder die kurze Roundhouse-Kick Demonstration des Sohnemannes lockern die Angelegenheit ein wenig.

Im Endeffekt also nicht ganz die von mir erwartete inkompetente Action Trash-Gülle wie etwa „Swat:Warhead One“ doch über den Durchschnitt kommt dieses Machwerk ganz sicher nicht, und ist damit eben rückblickend auf Van Damme’s Filmographie der bis dato qualitativ Schlechteste seiner Filme.

Details
Ähnliche Filme