„Stirb langsam“ an Bord eines Zuges, das ging bisher nur einmal gut und der Film hieß „Alarmstufe: Rot 2“. Doch „Derailed“ ist immerhin etwas besser als vergleichbare Entgleisungen aus diesem Bereich.
Allerdings merkt man schon zu Beginn, dass man seine Ansprüche besser runterschraubt – und das nicht zu knapp. Es geht um eine supertoughe Safeknackerin namens Galina Konstantin (Laura Harring), die aus einem Labor im Ostblock ein geheimnisvolle Schatulle mopst. Wachleute lassen sich mal wieder ganz einfach durch weibliche Reize überwältigen, der Tresor wird in aller Seelenruhe geknackt – alles ebenso unspannend wie klischeehaft, was nicht gerade einen guten Appetizer abgibt.
Mit ihrer Beute wendet sich Galina an die US-Behörden, die ihren Superagenten Jacques Kristoff (Jean-Claude Van Damme) aus dem Familienurlaub reißen. Gemahlin und Kinder sind gar erzürnt, aber Papa, der seinen Beruf natürlich vor dem Anhang geheim hält, verabschiedet sich unter dem Vorwand dringender Geschäfte. Spätestens seit „True Lies“ wissen wir ja, dass so ein Doppelleben irgendwann zu Problemen führt (kommt hier auch noch), aber den Witz dieses Films sucht man in „Derailed“ vergebens.
Jacques holt Galina in der ehemaligen Tschechoslowakei ab, muss gleich ein paar fürchterlich böse Purschen der ortsansässigen Truppen in Grund und Boden kloppen und springt mit seiner Schutzbefohlenen in den Zug Richtung München, wo er sie samt Ware abliefern soll. Doch Terroristen, die hinter Galina und ihrer Beute her sind, kapern den Zug…
„Derailed“ kaut die alten „Stirb langsam“-Muster bestenfalls routiniert wieder, nur mehr als leidlich spannend kann diesem Nu Image Streifen wirklich nicht nennen. Natürlich befindet sich auch Jacques’ Familie an Bord, die Daddy alsbald des Seitensprunges bezichtigt (wenn Jacques schon über seinen Beruf lügt, warum nicht auch über seinen Aufenthaltsort?), doch zum Glück unterbricht die Terroristenentsorgung nach Schema F das Geplärre. Nur sonderlich aufregend gestaltet sich das langsame Dezimieren der Gegnerscharen nicht, wirklich überraschende Wendungen sucht man auch vergebens, da nahezu alle aus Vorbildern wie „The Rock“ oder „Alarmstufe: Rot 2“ entnommen sind.
Auch das knappe Budget wirkt sich sichtlich negativ auf die Qualität von „Derailed“ aus: Hüpft Jacques auf dem Zug herum, dann sieht man deutlich, dass die Landschaft nachträglich eingefügt wurde, die Modelltricks sind überholt und wenn dann grottenschlechte CGI-FX zum Einsatz kommen, dann ist echt alles vorbei. Da nutzt es dann auch nichts, dass Regisseur Bob Misiorowksi sein Fach versteht und den Film halbwegs ansehnlich in Szene setzt.
Doch wenn man einen Van Damme Film schaut, dann achtet man meist auf die Action und auch hier ist „Derailed“ nur mäßig überzeugend, denn es könnte durchaus mehr sein. Immerhin sind die Fights zwischen dem belgischen Kampfsportass und seinen Gegnern noch ansehnlich in Szene gesetzt worden, aber richtig spektakuläre Moves muss man leider missen. Die kurzen Shoot-Outs sind nicht der Rede wert, während etwas Auto- und Motorradaction zwischendurch schon mehr zu gefallen weiß. Doch insgesamt ist die Action weder quantitativ noch qualitativ aufregend genug, um wirklich etwas rausreißen zu können.
Erfreulich ist auch die Tatsache, dass Jean-Claude Van Damme hier die Hauptrolle spielt und nicht die Riege aus Filmen wie „Steel Train“, denn er hat sich im Laufe seiner Karriere doch etwas Schauspieltalent erarbeitet und spielt hier auf gehobenem B-Niveau. Leider bleibt der Rest der Riege ziemlich blass: Die Geiseln gehen ja noch in Ordnung, aber Jacques’ Familie nervt und die Fieslingsdarsteller kommen bestenfalls Kindergartenkindern bedrohlich vor. Vor allem der uncharismatische Obermotz enttäuscht und wird dann auch recht sang- und klanglos am Filmende entsorgt.
Bleibt unterm Strich unterdurchschnittliche B-Action mit immerhin annehmbar umgesetzter Standardstory und einigen ordentlichen Actionszenen, aber definitiv einer von Van Dammes schwächsten Filmen.